Zigarettenkippen in Kempten
Achtlos weggeworfene Zigarettenstummel sind ein großes Problem – auch in der Stadt Kempten. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, haben mehrere Kemptener Schulklassen (Wittelsbacher Schule, Robert-Schuman-Schule, Realschule an der Salzstraße, Allgäu Gymnasium) und die Allgäu Comets im Juni und Juli 2023 im Stadtgebiet Müll und insbesondere auch Zigarettenkippen gesammelt. Bei der Müllsammelaktion innerhalb weniger Stunden über 150 kg Restmüll und gut 5 kg Zigarettenkippen zusammen.
Weggeworfene Zigarettenstummel sind ein bedeutendes Umweltproblem, nicht nur ein ästhetisches Problem. Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2017 werden jährlich etwa 5,6 Billionen Zigaretten geraucht, von denen etwa zwei Drittel als Zigarettenstummel achtlos auf den Boden geschmissen werden, was in etwa 340.000 bis 680.000 Tonnen Zigarettenkippen bedeutet – ein gigantischer Berg von toxischem Sondermüll, denn laut WHO sind die aus dem Kunststoff Celluloseacetat bestehenden Zigarettenkippen so gut wie unzerstörbar.
Zigarettenkippen enthalten bis zu 4.000 toxische Stoffe wie zum Beispiel Schwermetalle oder aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen; viele dieser Stoffe sind giftig für die Umwelt und mindestens davon 50 krebserregend! Sie machen die kleinen Zigarettenreste zu Sondermüll, der keineswegs harmlos ist. So kann eine einzige Kippe mit ihrem Mix aus Toxinen (Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) 40 bis 60 Liter sauberes Grundwasser verunreinigen oder das Pflanzenwachstum negativ beeinflussen!
Für die Umwelt sind Zigarettenkippen eine enorme Belastung, denn schon ein leichter Regen wäscht die Schadstoffe aus dem Zigarettenstummel heraus und befördert den Gift-Cocktail in unsere Flüsse, Gewässer, Seen und letztlich in die Weltmeere. Über die Kanalisation können die Giftstoffe in Klärwerke oder unser Grundwasser gelangen.
Die Auswirkungen von Zigarettenkippen auf Boden- und Wasserlebewesen sind bisher nur unzureichend erforscht, aber Forscher gehen davon aus, dass gerade diese Organismen massiv von den toxischen Stoffen betroffen sind.
Besonders das aus den Kippen freigesetzte Nikotin ist gefährlich: Jede Zigarettenkippe im Gewässer verschmutzt durch schädliche Nikotinkonzentrationen potentiell einen Kubikmeter Wasser.
Ein Zigarettenstummel besteht üblicherweise großteils aus einem Filter. Und herkömmliche Zigarettenfilter bestehen aus Celluloseacetat, das mit Chemikalien angereichert ist und sich erst nach zehn bis 15 Jahren auf natürliche Weise zersetzt. Dieses künstliche Material erzeugt zusätzlichen Plastikmüll, der wiederum die Weltmeere belastet.
Der Zigarettenstummel gehört zu den am häufigsten achtlos in der Natur weggeworfenen Gegenständen. Dabei sind Zigarettenstummel extrem robust und benötigen zwischen 10 und 15 Jahre, um in der Natur vollständig zu verrotten.
Zigarettenstummel gehören deshalb ausschließlich an einen Ort: in den Restmüll. Ist man unterwegs und findet keinen Mülleimer in der Nähe, lohnt sich ein sogenannter „Taschenaschenbecher“. Die Kippen können in den Taschenaschenbecher getan werden und der Aschenbecher später im Hausmüll entleert werden.
Die Stadt Kempten beobachtet, wie viele andere Städte auch, ein nur schwer verständliches Phänomen: Viele der Abfallbehältnisse, die in der Innenstadt und der gesamten Fußgängerzone aufgestellt sind, enthalten separate Aschenbecher, in denen Zigaretten ausgedrückt und entsorgt werden können. Dennoch landen die Kippen kaum in diesen Behältnissen, sondern auf dem Boden, vor den Abfalleimern oder im Straßenraum. Nach einer Studie des VKS (Verband kommunale Abfallwirtschaft und Stadtreinigung) sind nachstehende Ursachen für das Zigaretten–Littering: Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit und mangelndes Umweltinteresse. Das Aufsammeln der Zigarettenkippen wird von vielen Bürgerinnen und Bürgern als selbstverständliche kommunale Reinigungsleistung angesehen. Problematisch wird es jedoch für die Stadtreinigung, wenn die Stummel in den Fugen einer „nicht gebundenen“ Oberfläche (z.B. Kopfsteinpflaster oder größer flächige Platten) landen. Diese Zigarettenstummel können nicht mit einer Straßenkehrmaschine oder einer Saugvorrichtung entfernt werden, sondern hier ist mühevolle Handarbeit erforderlich.
Zigarettenkippen einfach wegwerfen oder wegschnippen - das ist verboten und kann Strafe kosten! In einigen Städten und Gemeinden sind die Bußgelder für das achtlose Wegwerfen von Zigarettenkippen in den letzten Jahren drastisch erhöht worden. So kann es zwischen 50 und 250 Euro kosten, Zigarettenschachteln und -kippen aus dem Auto oder auf den Boden bzw. in die freie Natur zu werfen. Allerdings müssen Übeltäter direkt vor Ort angetroffen werden – dies ist aufgrund der Menge an Personen, zum Beispiel in der Kemptener Fußgängerzone sowie weiterer Tätigkeiten des Kemptener Ordnungsdienst, nur schwer zu erfassen.
Zigarettenkippen im Park oder auf Grünflächen sind übrigens auch für Kinder eine Gefahr: Der Giftnotruf Berlin befasst sich jährlich über 250-mal mit der Frage der Vergiftung von Kindern durch Verschlucken von ganzen Zigaretten oder Kippen.