„Sie sprechen aber gut Deutsch“ ist gut gemeint und kann auch als Kompliment ankommen, z. B. wenn jemand erst kurze Zeit in Deutschland ist und bereits schon so gut Deutsch kann. Wenn es aber Bürger und Bürgerinnen hören, die hier aufgewachsen sind oder bereits lange Zeit hier leben und sich von hier fühlen, dann ist nachvollziehbar, dass sich solche Aussagen ausgrenzend anfühlen.
Kaum jemand will bewusst diskriminieren. Das ist wichtig zu wissen. Zugleich sind wir alle gefragt, sich in andere hineinzudenken und auch eine gewisse "Fehlertoleranz" im Umgang miteinander zu entwickeln.
In Kempten (Allgäu) haben 38% der Bürger und Bürgerinnen Migrationsgeschichte. Wohl die meisten von ihnen leben zwei – oder sogar mehrsprachig – was für ein Schatz. Analog zu bundesweiten Schätzungen des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes dürften rund die Hälfte zuhause überwiegend Deutsch sprechen. Andere Sprachen, die in Kempten stark vertreten sind, sind Türkisch, Italienisch, Rumänisch, Arabisch und Polnisch.
2021 haben wir mit vier Kemptenerinnen und Kemptener gesprochen, für die Mehrsprachigkeit gelebte Normalität ist. Hier die Interviews.
Weltweit betrachtet, geht man sogar davon aus, dass die meisten Menschen zwei- und mehrsprachig sind. Die Schätzungen liegen zwischen 60 und 75 Prozent. Die Schwankung ist u.a. damit begründet, dass unklar ist, ab wann eine Sprache als eigenständig gezählt wird.
Quellen:
https://mediendienst-integration.de/integration/mehrsprachigkeit.html (aufgerufen am 21.09.2022)
Bundeszentrale für politische Bildung