Was bedeutet Freundschaft für unsere Partnerstädte?
Delegationstreffen der Partnerstädte bei der Allgäuer Festwoche 2024: Bürgermeister und Bürgermeisterinnen teilen ihre Erfahrungen zur Bedeutung der Freundschaft:
Am ersten Wochenende der Allgäuer Festwoche 2024 fand das traditionelle Treffen der Delegationen aus den Partnerstädten Kemptens statt. Oberbürgermeister Thomas Kiechle betonte in seiner Eröffnungsrede die zentrale Bedeutung der Freundschaft als Grundlage für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit in Europa. Der Freundschaftskreis Partnerstädte Kempten e.V. nutzte diese Gelegenheit, um die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Partnerstädte nach ihren persönlichen Erfahrungen und der Bedeutung von Freundschaft im Kontext der Städtepartnerschaften zu befragen.
Oberbürgermeister Thomas Kiechle: Die Vielfalt Europas als Mehrwert
„Für mich ist Freundschaft ein Begriff, der oft verwendet, manchmal missbräuchlich gebraucht wird. Doch wenn das Herz und die Gefühle eine Rolle spielen, dann entwickeln sich echte Freundschaften – besonders durch Begegnungen und Gespräche. In den Städtepartnerschaften sind über die Jahre hinweg wirklich tiefe Freundschaften entstanden, die wir Bürgermeister stellvertretend wahrnehmen. Diese Verbindungen sind nicht nur von großem Wert für uns, sondern auch für die Bürgerinnen und Bürger Europas“, so Kiechle. Besonders hob er hervor, wie wertvoll es ist, bei Besuchen in den Partnerstädten auch deren eigene Partnerstädte kennenzulernen und so ein Netzwerk der Freundschaft zu fördern.
Cathaoirleach* Edel McSharry (Sligo): Freundschaft durch gemeinsames Verstehen
Edel McSharry betonte, dass Freundschaft durch das gegenseitige Verstehen und Teilen von Erkenntnissen wächst. „Wir haben festgestellt, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen Sligo und Kempten gibt, trotz der unterschiedlichen Kulturen. Besonders beeindruckt hat mich die Herzlichkeit und Gastfreundschaft in Kempten. Es ist schön zu sehen, wie sich unsere jungen Leute mit denen in Kempten austauschen und Verbindungen entstehen“, erklärte er. Auch kulturelle Unterschiede, wie die traditionelle Kleidung, wurden als bereichernd für das Verständnis zwischen den Städten empfunden.
*Vorsitzende des Landkreises Sligo
Bürgermeisterin Bauernschmitt (Bad Dürkheim): Begegnung als Herzstück der Freundschaft
Für Bürgermeisterin Natalie Bauernschmitt aus Bad Dürkheim steht die persönliche Begegnung im Zentrum der Städtepartnerschaften. „Solche Zusammenkünfte wie heute Abend sind es, die für mich Freundschaft ausmachen. Der Austausch, das gemeinsame Erleben von Gemeinschaft und Geselligkeit, sind für mich wichtige Eckpunkte“, betonte sie. Als neue Bürgermeisterin nannte sie auch ein Beispiel für den interkulturellen Austausch: Die Nutzung eines Gebärdendolmetschers bei der Eröffnungsveranstaltung der Allgäuer Festwoche, eine Idee, die sie gerne bei zukünftigen Veranstaltungen in Bad Dürkheim umsetzen möchte.
Bürgermeister Patrick Le Roux (Quiberon): Freundschaft bedeutet Projekte und Begegnungen
Bürgermeister Patrick Le Roux beschreibt Freundschaft als ein Lächeln und das gegenseitige Kennenlernen. „Wenn ich an Kempten denke, denke ich an Frieden und an die wunderbaren Momente, die wir hier erleben. Bei einer Freundschaft ist es wichtig, dass man gemeinsam Projekte umsetzt. Für 2025 planen wir in Quiberon ein sportliches Event mit Kempten und unseren Partnerstädten. Ich wünsche mir, dass die Franzosen dabei auch die deutsche Sprache lernen“, so Le Roux.
Bürgermeister Ciprian Farkas (Sopron): Die Partnerschaft pflegen und bewahren
Ciprian Farkas, Bürgermeister in Sopron (Ungarn) hob die historische Bedeutung der Freundschaft hervor: „Seit 1987 sind wir Partnerstädte und durch das paneuropäische Picknick 1989 haben wir gemeinsam Geschichte geschrieben. Für mich bedeutet Freundschaft, dass wir uns gegenseitig helfen können.“ Besonders schätzt er die persönlichen Beziehungen zu Oberbürgermeister Kiechle und die Traditionen in Kempten. „Ich bin überzeugt, dass die Bewahrung der Kultur die Gemeinschaft zusammenhält. Diese Kultur der Vorgänge kann jedoch schnell verschwinden, wenn man sie nicht pflegt“, so Bürgermeister Farkas.
Altoberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer: Für einander da sein
„Freundschaft ist immer dann gegeben, wenn die menschliche Verbindung so nah ist, dass, wenn der eine den anderen braucht, der andere auch da ist. Wenn man füreinander da ist, dann ist es eine Freundschaft, ansonsten sind es Bekanntschaften,“ erklärte Altoberbürgermeister Netzer. Diese tiefe Verbundenheit erlebte er eindrucksvoll 1999 beim zehnjährigen Jubiläum des paneuropäischen Picknicks in Sopron. „Dort mitzufeiern, direkt am Ort des Geschehens, zehn Jahre nach dem historischen Ereignis, war ein bleibendes Erlebnis. Es war bewegend, sich vorzustellen, wie es den Menschen damals ergangen ist, als der Eiserne Vorhang durchschnitten wurde.“
Dr. Netzer erinnert sich auch an sein erstes Treffen in Trient: „Als ich das erste Mal nach Trient kam, durfte ich nicht einfach so in die Stadt fahren. Eine Polizeieskorte holte mich ab und führte mich durch die Stadt – ein besonderes Zeichen aus Sicht der Trienter, das mich tief beeindruckte.“
Ein starkes Zeichen der Freundschaft in Europa
Das Treffen der Delegationen aus den Partnerstädten bei der Allgäuer Festwoche 2024 hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig und wertvoll die Freundschaften zwischen den Städten sind. Sie fördern nicht nur den interkulturellen Austausch, sondern tragen auch zur Verständigung und zum Frieden in Europa bei.
Weitere Informationen zum Thema Partnerstädte finden Sie bei Freundeskreis Partnerstädte e.V. hier.