So war die Eröffnung 2024
14.08.2024
Oberbürgermeister Kiechle: Demokratie gibt es nicht zum Nulltarif - Gesprächspartner aus Landwirtschaft und Wirtschaft - der erste Europaminister aus dem Allgäu - beschwingte Musik der Stadtkapelle Kempten und freche Antworten von Charly, der künstlichen Intelligenz:
Das prägte die feierliche Eröffnung der 73. Allgäuer Festwoche 2024 am 10. August 2024. Über 500 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Justiz, von Behörden und Institutionen, sowie von Vereinen und aus der Kemptener Gesellschaft waren der Einladung von Oberbürgermeister Thomas Kiechle zur Eröffnungsfeier der Allgäuer Festwoche ins Stadttheater Kempten gefolgt. Unter dem Motto „Demokratie gibt es nicht zum Nulltarif“ betonte Oberbürgermeister Thomas Kiechle, wie wichtig Eigeninitiative und Eigenverantwortung für die Gesellschaft und eine funktionierende Demokratie seien. „Die Demokratien in Europa sind unter Druck. Deshalb müssen wir uns wieder in Erinnerung rufen, was die Demokratie im Kern ausmacht: nämlich, dass ich für mich und für andere verantwortlich bin und nicht der Frage nachgehe: Wer ist für mich verantwortlich? Nur wenn Subsidiarität gelebt wird, also jeder auch das leistet, wozu er im Stande ist, kann Solidarität gelingen!“
Eingangs erinnerte der Oberbürgermeister an den Kemptener Alfred Kranzfelder, der auf den Tag der Eröffnungsfeier genau vor 80 Jahren als Widerstandskämpfer vom NS-Regime hingerichtet wurde. „Kranzfelder hat Verantwortung übernommen, er hat die Initiative ergriffen, er hat getan, was er für richtig hielt. Und er hat es mit seinem Leben bezahlt. Daran sollten wir immer denken, dass es die Verantwortung jedes einzelnen von uns ist, was aus unserer Demokratie wird. Dass es auf uns alle ankommt.“
Im weiteren Verlauf seiner Rede ging Kiechle darauf ein, was die Allgäuer ausmacht und welche Werte sie verbinden. „Wir Allgäuer sind zwar traditionsbewusst, wir schauen aber auch immer nach vorn und sind aufgeschlossen für neue Ideen – das hat zumindest bisher einen Gutteil des Allgäuer Erfolgs ausgemacht.“
Gesprächspartner aus Landwirtschaft und Wirtschaft
Besondere Bedeutung habe im Allgäu die Landwirtschaft, die allerdings einem starken Wandlungsprozess unterliege. Zu diesem Thema bat Kiechle Elmar Karg, den Vorsitzenden des Milchwirtschaftlichen Vereins Bayern zum Gespräch auf die Bühne.
Karg sagte, dass aktuelle Themen wie Tierwohl, die stärkere Bedeutung der Herkunft von Lebensmitteln und die Berücksichtigung des Klimawandels Einfluss auf die Landwirtschaft hätten. Der technologische Fortschritt gehe immer weiter voran. Als Beispiele nannte er Pflückroboter im Ackerbau oder Roboter zur Unkrautbekämpfung. Automatisches Melken sei schon vielerorts Standard. Als Beispiel für die Digitalisierung in der Tierhaltung hatte er einen Sensor dabei, einen sogenannten Boli, der im Pansen einer Kuh Gesundheitsdaten erfasst und an einen Computer übermittelt. So könne der Landwirt den Gesundheitszustand der Kuh gut verfolgen und etwaige Abweichungen früh erkennen. Laut Karg spiele die Technik eine große Rolle. Er wies aber darauf hin, dass der Mensch immer im Mittelpunkt bleibe. „Die Technik ist nur so gut, wie wir sie betreuen“, sagte er. Mit Blick auf die Proteste der Landwirte zu Jahresbeginn betonte er, wie wichtig ein gutes Miteinander in der Gesellschaft sei. „Wir müssen uns wieder zuhören und aufeinander zugehen!“
Als zweite Gesprächspartnerin bat der Kemptener Oberbürgermeister Julia Zwicker, Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Kempten und Oberallgäu, und Geschäftsführerin der Panoramahotel GmbH zum Gespräch. Zwicker nannte als zentrale Werte, auf die Unternehmen bauen können, Verlässlichkeit, Teamfähigkeit und Disziplin. Als größtes Risiko in der aktuellen Zeit nannte sie die wirtschaftliche Rahmenlage, die sie als „angespannt“ bezeichnete. Ihrer Meinung nach brauche es gerade jetzt Aufschwung und Optimismus. „Wir müssen in die Zukunft investieren, wir brauchen Innovationen. Es reicht nicht, den Bestand zu erhalten“, so Zwicker. „Stillstand ist Rückstand.“ Auf die Frage, wie sie es schaffe, als Geschäftsführerin ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich aufs Neue zu motivieren, war ihre Meinung klar: „Ich bin selbst motiviert und gehe mit guter Laune und Optimismus an die Arbeit, das strahlt ab.“
Digitaler Gast: Charly
Für Auflockerung und einige Lacher sorgte der Künstler Cornelius Oettle, in Kempten bekannt durch sein Stück „KI: Künstliche Improvisation“. Oettle hatte eine Gesprächspartnerin in Form einer künstlich generierten Stimme namens „Charly“ dabei, die er durch geschicktes Fragen zu unterhaltsamen und manchmal auch frechen Antworten brachte. Für die größten Lacher im Publikum sorgte ein künstlich generierter Song vorgetragen von „Charly“, während die Stadtkapelle Kempten ihre Plätze auf der Bühne einnahm.
Beißwenger eröffnet Festwoche
Nach dem Stück „Synergy Rising“ von Ryan Nowlin vorgetragen von der Stadtkapelle Kempten hielt Eric Beißwenger, Bayerischer Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales seine Festansprache. Er brachte gute Nachrichten nach Kempten und sicherte die Unterstützung der Staatsregierung bei der geplanten Landesausstellung Römerland Bayern im Jahr 2028 zu. Abschließend eröffnete der erste Europaminister aus dem Allgäu die Allgäuer Festwoche.
Nach dem Konzertmarsch „Blaues Gitter-Rotes Kreuz“, der für die Musikkapelle Heiligkreuz anlässlich ihres 200-jährigen Jubiläums von Tobias Roggors geschrieben wurde, ging es in einem gemeinsamen Zug, angeführt von der Stadtkapelle Kempten, zum Gelände der Allgäuer Festwoche.
Gratulation zum 75. Jubiläum des Bayerischen Rundfunks
Dort wurde in diesem Jahr an der Bühne des Bayerischen Rundfunks im Stadtpark ein Stopp eingelegt. Oberbürgermeister Kiechle überraschte Moderatorin Ulla Müller und gratulierte zum 75. Jubiläum des Bayerischen Rundfunks. „Der Bayerische Rundfunk und unser Grundgesetz teilen das gleiche Geburtsjahr – und was für ein kraftvolles Duo sie doch sind! Beide sind Säulen unserer demokratischen Gesellschaft. Der BR sorgt dafür, dass wir informiert, unterhalten und manchmal auch herausgefordert werden. Er bietet uns einen Raum für Debatten, für Meinungsvielfalt und für kulturelle Schätze. Kurzum: Ohne den BR wäre Bayern ein ganzes Stück ärmer“, so Kiechle bei seiner Gratulation. Er bedankte sich für die jahrelange, gute Zusammenarbeit und überreichte eine Geburtstagstorte.
Im Anschluss machten Oberbürgermeister Kiechle und Europaminister Beißwenger in kleinerer Runde einen Rundgang über das Messegelände und besuchten u.a. den Allgäuer Zeitungsverlag, die Kreishandwerkerschaft, die Messehalle „Smartes Kempten“ der Stadt Kempten sowie das Haus der Allgäuer Werte.
Die Reden von Oberbürgermeister Thomas Kiechle finden Sie im Bereich "Downloads".
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