Torffreies Gärtnern - Stadtgärtnerei Kempten

Reportage-Reihe "Torffreies Gärtnern in der Stadt Kempten"

29.10.2024

Im Rahmen der Klimaschutzziele 2030 plant das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den Torfausstieg für Deutschland. Kommunen können dabei einen wichtigen Beitrag leisten. 

Die Stadtgärtnerei Kempten zeigt, in einer Video Reportage der FNR (Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe) wie der Torfausstieg im städtischen Gartenbau erfolgreich umgesetzt werden kann. Alle Grünflächen, Sportanlagen und über 30 Parks im Stadtgebiet wurden schrittweise auf umweltfreundliche, torffreie Bewirtschaftung umgestellt.

Im folgenden Interview spricht der Leiter der Stadtgärtnerei Kempten, Michael Eisenhauer, über die Herausforderungen, aber auch über die Erfolge dieses Prozesses.

 

Herr Eisenhauer, Kempten gilt als Vorreiter in Sachen torffreies Gärtnern. Was hat die Stadt dazu bewegt, diesen Weg einzuschlagen?
„Unser Engagement begann 2009, als die Allgäuer Moorallianz uns ansprach und fragte, ob wir uns vorstellen könnten, torffrei zu produzieren. Wir hatten schon lange erkannt, wie stark der Torfabbau die Umwelt belastet – vor allem durch die Zerstörung von Mooren, die wichtige CO2-Speicher sind. Als städtische Gärtnerei, die selbst Biotope pflegt, war es für uns eine logische Konsequenz, den Torfeinsatz Schritt für Schritt zu reduzieren und schließlich komplett darauf zu verzichten.“

 

Der Umstellungsprozess auf torffreie Bewirtschaftung war sicherlich nicht einfach. Welche Herausforderungen mussten Sie bewältigen?
„Die Umstellung war in der Tat ein mehrjähriger Prozess, der einiges an Experimentierfreude und Geduld erforderte. Anfangs haben wir mit kleinen Mengen torffreier Substrate gearbeitet, um ihre Wirkung auf Bodenqualität, Nährstoffverhalten und den pH-Wert zu beobachten. Besonders herausfordernd war es, eine gleichbleibende Substratqualität zu gewährleisten und den höheren Wasserbedarf der Pflanzen zu managen. Auch die Versorgung mit regionalen und nachhaltigen Torfersatzstoffen war eine Herausforderung, die wir aber erfolgreich gemeistert haben.“

 

Welche Materialien setzen Sie in Kempten als Torfersatz ein, und wie haben Sie diese entwickelt?
„Wir nutzen vor allem regionale Materialien wie Allgäuer Oberboden und Grüngutkompost aus eigener Produktion. Zusätzlich verwenden wir Miscanthus-Gras und einen Mix aus importierten Reisspelzen und Kokosfasern. Für unser hauseigenes Substrat zur Pflanzenaufzucht mischen wir diese Komponenten in einem genau abgestimmten Verhältnis. Unser Ziel ist es, die importierten Materialien in Zukunft durch regionale, nachwachsende Produkte zu ersetzen, um noch nachhaltiger zu werden.“

 

Welche Rolle spielt die Ausbildung in Ihrem Konzept des torffreien Gärtnerns?
„Die Ausbildung ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie. Unsere Auszubildenden lernen von Anfang an, wie man torffrei gärtnert – von der Substratherstellung bis zur Pflege der Pflanzen. Dieses Wissen tragen sie nicht nur in ihre Berufsschulen, sondern später auch in andere Betriebe. Sie werden so zu wichtigen Multiplikatoren, die das torffreie Gärtnern in die Praxis tragen und andere überzeugen können, diesem Weg zu folgen.“

 

Wie reagieren andere Kommunen und Gärtnereien auf Ihre Erfahrungen mit torffreiem Gärtnern?
„Die Resonanz ist durchweg positiv. Viele sind interessiert und möchten von unseren Erfahrungen profitieren. Ich denke, wir haben gezeigt, dass torffreies Gärtnern nicht nur möglich, sondern auch effektiv und nachhaltig ist. Ich hoffe, dass unser Beispiel andere Kommunen ermutigt, ebenfalls auf torffreie Methoden umzustellen. Es ist ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz, und gemeinsam können wir viel bewegen. Die interkommunale Zusammenarbeit ist hierbei enorm wichtig.“

 

Was sind Ihre nächsten Schritte und Ziele für die Zukunft?
„Wir planen, weiterhin neue Torfersatzstoffe zu testen und unsere Substrate zu optimieren. Besonders wichtig ist uns, die Nachhaltigkeit weiter zu steigern, indem wir noch mehr regionale Rohstoffe nutzen. Zudem wollen wir den Austausch mit anderen Kommunen und Gärtnereien intensivieren, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und das torffreie Gärtnern weiter zu verbreiten. Aktuell läuft in der Stadtgärtnerei ein Versuch mit den unterschiedlichen Substraten über das Projekt FiniTo. Wir sind schon auf die Ergebnisse und Auswertungen gespannt.“

 

Die gesamte Video Reportage-Reihe "Torffreies Gärtnern in der Stadt Kempten" ist hier zu finden. 

 

Ute Papenfuß Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), Gützow-Prüzen

Bilder: FNR/Papenfuss

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