Stadt Kempten Kempten erleben Kultur & Unterhaltung Ausstellungen 72. Kunstausstellung im Rahmen der Allgäuer Festwoche 2023 Kunstpreis der Stadt Kempten (Allgäu)

Kunstpreis der Stadt Kempten (Allgäu)

Der Kunstpreis der Stadt Kempten (Allgäu) wird der Künstlerin Elke Dreier für ihr zweiteiliges Werk „Massages (Pattern I & II)“, Print auf Textil, verliehen.

 

Begründung der Jury
 

Elke Dreier ist eine seriös und ernsthaft arbeitende Künstlerin, die keine kommerziell verwertbare Kunst schafft. Ihre künstlerische Karriere hat zwar schon einen bestimmten Punkt erreicht, aber der Kunstpreis der Stadt Kempten soll eine Bestätigung und ein Ansporn für ihre Weiterentwicklung sein.

Die beiden ausgezeichneten Werke „Massages“ haben eine hohe zeichnerische Qualität. Sie funktionieren beide als autonome Werke, sind aber auch Ideenträger für Körperlichkeit, Bewegung, Dynamik und Luft. Es sind einerseits klassische Zeichnungen, aber auch ein Beleg für eine dahinterliegende konzeptuelle Idee. Vom Aufbau her haben sie eine große Geschlossenheit. Was man gegenständlich erkennen kann, ist die Idee eines Faltenwurfs und einer darunterliegenden Figürlichkeit. Der blaue Hintergrund und die weißen Linien wirken beruhigend und klar. Der blaue Hintergrund ist eine wuchtige Fläche, aber die Linien bringen Schwung und Leichtigkeit hinein. Sie spielen auf den Himmel, die Unendlichkeit und Transzendenz an. Die Fahnen, auf die beide Zeichnungen gedruckt sind, kann man sich sowohl im Innen- oder Außenraum oder in der Mitte eines Raumes abgehängt vorstellen. Die Leichtigkeit des Stoffes korrespondiert mit der dynamischen Linienführung.

Auch die Umsetzung ist technisch interessant, da weiße Stoffe blau bedruckt wurden. Es sieht so aus, als wären die weißen Linien beim Drucken ausgespart worden. Das ist ein spannender Umgang mit dem Material und dem Druckvorgang.

Elke Dreier arbeitet viel mit Körpern und Körperbewegungen, auch im Raum. Die Arbeiten, die Massagegriffe darstellen, sind eine Auseinandersetzung damit, wie es gelingen kann, körperliche Bewegungen und Körperlichkeit auf einen Bildträger zu bringen. Die Künstlerin schafft es, die körperliche Dimension in diesen zwei abstrakten, feinen Zeichnungen überzeugend umzusetzen. Es ist spannend, dass Elke Dreier zwar aus der Bildhauerei kommt, sich aber zur Zweidimensionalität hin entwickelt hat. Beide Bilder vermittelt die Abbildhaftigkeit des Körpers, einer Figur; in einem Motiv kann man Oberkörper und Beine erkennen. Es sind in sich geschlossene Zeichnungen, die sich an der Ausdehnung des menschlichen Körpers orientieren. Die Berührungen werden sachlich dargestellt, aber trotzdem kommt das Fließende der Hand zum Ausdruck. Die Linien erinnern die Jury an Nervenbahnen oder auch an Renaissance-Zeichnungen eines Körpers. Die beiden Werke wirken auf sie unprätentiös, poetisch und vielschichtig.

 

Elke Dreier über ihre Arbeit:

 

Zwei hochformatige Drucke zeigen weiße Linien und Konturen gedruckt auf tiefblauem Textil. Die beiden Banner Massages (Pattern I & II) deuten menschliche Körper in Rückansicht an.

Die Textildrucke sind Anleitungen für Massagen. Sie entstehen unmittelbar aus der Auseinandersetzung mit der Körperlichkeit von Sprache und Schrift.

Die neusten Entwicklungen von künstlich generierten Texten scheinen die Verbindung von Information und Material endgültig aufzulösen. Die „Rückbindung“ der Schrift an Körperbewegungen, die durch endlose manuelle Wiederholung geübt werden, und sich so auch als Form in den Körper einschreiben, hat mich sehr interessiert.

Mich hat die Idee beschäftigt, dass es auch körperbasierten, nonverbalen Austausch von Informationen gibt. Damit verbunden ist die Frage, welche sensorischen Informationen hinter dem Rücken wahrgenommen werden können.

Die kontinuierliche Wiederholung und Variation der Bewegung erinnert an den Prozess des Modellierens von Faltenwürfen in Ton. Die Formensprache klassischer Draperien, mit dem Spiel zwischen Zeigen und Andeuten des Körpers, bei dem Bewegung nur indirekt abgelesen werden kann, ist tief beeindruckend. Aus diesem Kontext heraus entstanden die Massages, die sowohl als stoffliche Information als auch als Anleitung für neue Bewegungsmuster gelesen werden können.

 

 

Die Künstlerin Elke Dreier vor ihrem Werk "Massages (Pattern I & II)"

Foto: Matthias Sienz

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