Versicherungen, Verkehrsbetriebe etc., Entwickler und Anbieter digitaler Produkte, In- teressenvertretungen (z. B. Seniorenbeiräte, BAGSO, DigitalPakt Alter) sowie alle, die sich mit dem Thema Leben im Alter beschäftigen (z. B. Institutionen der Seniorenarbeit, Forschungseinrichtungen). Was motiviert uns, die „Silver Scientists“, dazu Stellung zu beziehen und uns zu engagieren? Zum Thema Digitalisierung und ältere Menschen gibt es zahlreiche Veröffentlichungen und vielfältige Angebote an „Schulungen“, die ältere Menschen motivieren sollen, sich gegenüber digitalen Medien zu öffnen und sie zu nutzen. Diese erscheinen uns qualita- tiv sehr unterschiedlich, und die Anbieter sind in der Regel nicht vernetzt. Es wäre bes- ser, eine Vernetzung sicherzustellen, um so Knowhow, personelle und finanzielle Res- sourcen zu bündeln. Wir sind eine Gruppe älterer Menschen, die „Expertinnen“ und „Experten“ im doppel- ten Sinne sind. Das heißt, wir sind einerseits Nutzende, wir kennen und erleben die Vor- teile, aber auch die Probleme digitaler Anwendungen in unserem Alltag. Andererseits hinterfragen wir diese kritisch. Qualifiziert sind wir durch die Mitarbeit an einem Projekt der seniorischen Sozialforschung und einem wissenschaftlich basierten Training zum Lern-Prozess-Coach an der Hochschule Kempten2. Dies ermöglicht uns, aus zwei Per- spektiven auf das Thema ältere Menschen und Digitalisierung zu schauen. Situationen, die wir beobachten Auch wenn ein hoher Prozentsatz der Seniorinnen und Senioren ein Handy (oder Tablet oder PC) besitzt und nutzt, erleben viele die fortschreitende Digitalisierung ihres Alltags 2 Im Zeitraum April bis Dezember 2022 haben sich interessierte Seniorinnen und Senioren an einem Projekt des Instituts für Gesundheit und Generationen (IGG) der Hochschule Kempten mit dem Titel „SilverSience – Seniorische Sozialforschung“ als „Co-Forschende“ betei- ligt. Ziel war, diese Personengruppe an die empirische Sozialforschung heranzuführen und ihr diese praxisnah beizubringen. Das überge- ordnete Forschungsthema lautete: Zwiespalt zwischen den Chancen, Zwängen und Herausforderungen der Digitalisierung im Alltag von Senioren und Seniorinnen. Hierfür mussten gemeinsam die Grundlagen erarbeitet, das Forschungsvorhaben geplant und es anschließend mit Probandinnen und Probanden mit qualitativen Methoden durchgeführt werden. Die erhobenen Daten wurden ausgewertet und für die Öffentlichkeit aufbereitet. Die gewonnenen Resultate sollten in konkrete Maßnahmen und Handlungen, z. B. passende Bildungsange- bote für das Altstadthaus Kempten (eine Bildungs- und Freizeiteinrichtung für Seniorinnen und Senioren) münden (Projektabschluss von SilverScience, 20. Dezember 2022). Unmittelbar an dieses Projekt schloss ein Trainingsprogramm des Bayerischen Zentrums Pflege Digi- tal (BZPD, Hochschule Kempten) an, mit dem Namen I3INTENSIV Digital Fit – Lern-Prozess-Coaching, an dem von den vormals 21 Senio- rinnen und Senioren aus Kempten, dem Ober- und dem Ostallgäu neun Personen teilnahmen. Das Projekt endete im Juli 2023 mit der Zertifikatsübergabe, der Befähigung zum „Lern-Prozess-Coach". Alle Teilnehmenden haben sich im Anschluss in regelmäßigen Abständen weiterhin am BZPD getroffen, um Themen rund um die zunehmende Digitalisierung im Alltag und ihre Auswirkungen auf Seniorinnen und Senioren zu diskutieren. Seitdem nennt sich die Gruppe Silver Scientists. 3