Klimaplan2035

Vorwort Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Klimaschutz hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche! Die derzeitigen globalen Krisen wie der Klimawandel oder der Ukraine- Krieg führen uns die Grenzen und Schwächen der aktuellen Energie- versorgung vor Augen. Sie machen deutlich, dass wir in unserem Klimaschutz-Handeln radikal umdenken müssen. Die Stadt Kempten beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage, wie wir zu einem nachhaltigeren Leben kommen können. Das im Juli 2022 beschlossene, neue Klimaschutzkonzept der Stadt Kempten – der Klimaplan 2035 – sieht weitreichende Veränderungen auch für unsere Stadt vor. Dabei muss uns allen klar sein: Um die im Klimaplan 2035 beschriebenen Ziele zu erreichen, müssen wir alle Energien bündeln und gemeinsam handeln. Jede und jeder einzelne ist gefragt, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten! Herzlichen Dank! Thomas Kiechle Oberbürgermeister Stadt Kempten (Allgäu) Seite 3

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, mit dem vorliegenden Klimaplan 2035 leisten wir als Stadt Kempten unseren eigenen und ambitionierten Beitrag zur Gestaltung unserer Zukunft. Einer Zukunft, die das Klima schützt und die Lebensgrundlagen unserer Kinder und Enkel erhält. Dies erfordert jedoch Veränderungen im Verhalten Aller und neue Weichenstellungen durch die Politik. Vor genau 50 Jahren beschrieb der Club of Rome die „Grenzen des Wachstums“ als Richtschnur für die Menschheit und unsere wirtschaftliche Entwicklung. Leider überwog seit langem der Glaube an „grenzenloses Wachstum“. In einem begrenzten System wie unsere Erde funktioniert das nicht dauerhaft. Derzeit bräuchten wir drei Erden, wenn wir weiterhin unsere Konsumgewohnheiten aufrechterhalten würden. Und so erleben wir aktuell ganz konkret die Bedrohungen durch selbst gemachte Klima- veränderungen. Die negativen Folgen haben wir alle zu tragen. In Folge der Umsetzung des Pariser Klimaübereinkommens, einem völkerrecht- lichen Vertrag der Vereinten Nationen mit Beteiligung von 195 Staaten dieser Welt, wurden auch in Deutschland Klimaschutzziele des Bundes und der Länder verabschiedet. Somit muss wirksamer Klimaschutz jetzt bei uns allen beginnen. Wesentliches Ziel der Bemühungen ist die Minderung der Kohlendioxid- Emissionen auf ein verträgliches Maß. Ein Maß, welches drastisch weniger Verwendung der fossilen Energieträger Erdöl, Erdgas und Kohle erfordert. So schnell wie möglich müssen wir unseren Energie- und Rohstoffbedarf verringern und durch Erneuerbare Erzeugung ersetzen. Der sogenannte „Ökologische Fußabdruck“ beschreibt rund ein Viertel der aktuellen Emissionen als nachhaltig. Veränderung ist manchmal unbequem, aber mit Verbesserungen für die Zukunft aller Menschen verbunden. Lassen sie mich ein paar Beispiele benennen: Mobil zu sein mit dem Fahrrad oder E-Bike kann besonders in der Stadt angenehmer sein als dem Auto. Ein energetisch modernisiertes Wohnhaus bietet mehr Wohnkomfort und geringe Heizkosten. Gesunde Ernährung mit regionalen und naturnahen Lebensmitteln verbessert unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Wir haben viele Möglichkeiten – gemeinsam und individuell. Machen Sie mit – jeden Tag eine gute Tat für ein besseres Klima. Unser Klimaplan gibt viele gute Beispiele. Gertrud Epple Beauftragte des Stadtrats für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Seite 4

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, der Klimaplan 2035 entstand in einem fast zweijährigen, intensiven Diskussionsprozess, an dem sich viele verschiedene Akteure beteiligt haben. Herausgekommen ist ein konsensfähiges, für die Stadt Kempten wegweisendes Klimaschutzkonzept, dessen Umsetzung die Stadt Kempten positiv verändern und einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität leisten wird. Wegweisend ist vor allem die Tatsache, dass die im Klimaplan 2035 festgeschriebenen Maßnahmen über ein Monitoring- und Controlling- System überprüft und nachverfolgt werden. Dadurch wird aus dem Konzept ein nachvollziehbarer Handlungsleitfaden. Das städtische Klimaschutzmanagement wird die Umsetzung der Maßnahmen begleiten und in regelmäßigen Abständen darüber berichten. Dennoch kann der Klimaplan 2035 seine volle Wirkung nur dann entfalten, wenn jeder und jede einzelne von uns tagtäglich einen eigenen Beitrag zum Klimaschutz leistet – packen wir es an! Thomas Weiß Klimaschutzmanager Stadt Kempten (Allgäu) Seite 5

Inhalt Vorwort Zusammenfassung 1. 1.1. Warum wir handeln müssen Einführung 1.2. Auf welchen Ebenen wir handeln können 1.3. Was wir für Veränderungen benötigen 1.4. Masterplan „100 % Klimaschutz“ und Pariser Klimaziele 2. 2.1. Vision 2035 Vision für eine nachhaltige Entwicklungsplanung Vision für klimaneutrale kommunale Liegenschaften Vision für eine klimafreundliche Energieversorgung Vision für nachhaltige Mobilität Vision für eine klimaneutrale Stadtverwaltung Vision für klimabewusste Bürger und Unternehmen Strategie bis 2035 Strategie für nachhaltige Entwicklungsplanung Strategie für klimaneutrale kommunale Liegenschaften Strategie für eine klimafreundliche Energieversorgung Strategie für nachhaltige Mobilität Strategie für eine klimaneutrale Stadtverwaltung Strategie für klimabewusste Bürger und Unternehmen 2.2. 2.3. 2.4. 2.5. 2.6. 3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. 3.6. 3 8 10 10 12 13 14 16 17 18 18 19 19 20 21 21 21 22 24 25 25 Seite 6

4. Klimaschutz-Maßnahmen 4.1. Handlungsfeld Nachhaltige Entwicklungsplanung 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. Handlungsfeld Klimaneutrale kommunale Liegenschaften Handlungsfeld Klimafreundliche Energieversorgung Handlungsfeld Nachhaltige Mobilität Handlungsfeld Klimaneutrale Stadtverwaltung Handlungsfeld Klimabewusste Bürger und Unternehmen 4.6. Quellen 27 29 35 37 42 51 55 65 Seite 7

Zusammenfassung Das strategische Klimaschutz-Ziel der Stadt Kempten „Klima, Umwelt, Mobilität - nachhaltig planen und handeln“ verankert Klimaschutz in den zentralen Leitlinien der Stadtpolitik. Als eine von 19 deutschen Masterplankommunen nahm Kempten bereits 2012 eine Vorreiterrolle im Klimaschutz ein und hat seither eine Vielzahl wirksamer Maßnahmen umgesetzt (wie beispielsweise ein langjähriges Energie- management für kommunale Gebäude, Initiierung der Klimaschule als bayernweites Programm, etc.). Vor dem Hintergrund verschärfter deutscher und bayerischer Klimaschutz- ziele sieht sich die Stadt Kempten in der Verantwortung, ihre Ambition im Klimaschutz weiter zu steigern. Daher setzt sich Kempten im vorliegenden Klimaplan 2035 das Ziel, bis 2035 95 % der Emissionen zu reduzieren und so einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der deutschen Klimaschutzziele sowie insbesondere auch zum Pariser Klimaabkommen zu leisten. Dazu sind umgehend entschlossene Maßnahmen zur Reduktion der Treibhaus- gasemissionen im Stadtgebiet notwendig. Um die nötigen Anstrengungen zum Erreichen der Vision 2035 effizient und fokussiert auszurichten, legt die Stadt Kempten eine Strategie bis 2035 als Grundlage für die Definition konkreter Maßnahmen fest. Die Grundpfeiler der Strategie sind dabei die weitere Umstellung auf erneuer- bare Wärme, die Fortsetzung energetischer Sanierungen, der Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung, die Förderung klimafreundlicher Mobilität, die Minimierung des Flächenverbrauchs, die Förderung von Biodiversität und Bewusstseinsbildung bei Bürger/innen und Unternehmen. Die Vision 2035 der Stadt Kempten wird in Kapitel 2 des „Klimaplan 2035“ beschrieben und in Kapitel 3 die entsprechende Klimaschutz-Strategie. In Kapitel 4 werden konkrete Maßnahmen aufgezeigt, wie die Strategie um- gesetzt werden kann und die Stadt Kempten dem Ziel der Treibhausgas- neutralität 2035 Schritt für Schritt näherkommt. Die Maßnahmen umfassen folgende klimapolitischen Handlungsfelder: Entwicklungsplanung, kommu- nale Liegenschaften, Energieversorgung, Mobilität, interne Organisation sowie Kommunikation und Kooperation. Dabei sind sowohl Maßnahmen im direkten Einflussbereich der Stadt geplant als auch Maßnahmen, bei denen die Stadt ihren politischen Einfluss geltend macht und Klimaschutz durch Aktivierung verschiedener Akteure – insbesondere der Kemptener Bürger/innen – vorantreiben kann. In Ergänzung zur Klimaschutz-Strategie verfügt die Stadt Kempten über eine Strategie zur Anpassung an die sich ändernden klimatischen Bedingungen. Um den Fortschritt der Maßnahmenumsetzung im Blick zu behalten, wird das Qualitätsmanagementinstrument European Energy Award als zentra- les Monitoring- und Controlling-System genutzt. Für alle Bereiche, in denen die Stadt direkte Einflussmöglichkeiten hat, wird ein exakter Zeit- plan zur Maßnahmenplanung und -umsetzung erstellt. Die Entwicklung des Umsetzungsstandes sowie verschiedener Indikatoren muss regel- mäßig den politischen Gremien als auch an Bürger/innen kommuniziert werden. Seite 8

1. Einführung Auf der 21. Weltklimakonferenz in Paris wurde mit dem Abkommen, die menschengemachte Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C gegen- über vorindustriellen Werten zu begrenzen, ein Meilenstein der inter- nationalen Klimapolitik erreicht. Am 4. November 2016 trat das Abkommen in Kraft, das auch von Deutschland unterzeichnet worden ist. Da bei einer globalen Temperaturerhöhung von 2 °C das Risiko für irrever- sible Rückkopplungen durch Kippelemente im Klimasystem als zu hoch angesehen wird, soll angestrebt werden, die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen[1]. Die Vertragspartner sind verpflichtet, Pläne vorzulegen, wie dieses Ziel zu erreichen ist. In diesem Zusammenhang hat die Bundes- regierung mit dem Klimaschutzplan 2050[2] eine Richtschnur vorgelegt und ihre Ziele definiert. Problematisch ist die Tatsache, dass die bisher vorge- legten nationalen Klimaschutzpläne nicht ausreichen, um das 1,5 °C-Ziel zu erreichen. In einem historischen Urteil Anfang 2021 hat das Bundes- verfassungsgericht deshalb Nachbesserungen am Klimaschutzgesetz der Bundesregierung eingefordert. Mit dem im Juli 2021 beschlossenen Klima- schutzgesetz werden daher die Vorgaben für Deutschland verschärft: bis 2030 sollen 65 % weniger Treibhausgase gegenüber 1990 emittiert und Treibhausgasneutralität bereits 2045 erreicht werden[3]. Zum Erreichen des 1,5 °C-Ziels müsste Deutschland allerdings bis spätestens 2035 klima- neutral sein[4]. Vor diesem Hintergrund sieht sich die Stadt Kempten in der Verantwort- ung, den Masterplan „100 % Klimaschutz bis 2050“[5], der sich an den 2019 gesetzten Klimazielen der Bundesregierung orientiert, zu über- arbeiten. Zudem beschloss der Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Kempten im Juli 2019 die Überarbeitung und Aktualisierung des Masterplan „100 % Klimaschutz bis 2050“. In der vorliegenden Überarbeitung zum „Klimaplan 2035“ soll aufgezeigt werden, welche Maßnahmen innerhalb der Stadt erforderlich sind, um einen Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele zu leisten. 1.1. Warum wir handeln müssen Die globale Klimaerwärmung ist keine Glaubensfrage, sondern eine Tat- sache, die auf jahrzehntelangen Forschungen und Messungen basiert. In Deutschland ist die Temperatur seit 1880 um 1,6 °C gestiegen – im Alpen- raum um 2 °C. 18 der 19 wärmsten Jahre traten nach der Jahrtausend- wende auf. Genauso unumstritten ist die menschengemachte Ursache für diesen Temperaturanstieg. Durch die Verbrennung fossiler Energieträger werden seit der Industrialisierung CO2 und andere Treibhausgase (THG) in die Atmosphäre entlassen, wo sie Wärmestrahlung aufnehmen und zur Erwärmung bodennaher Schichten beitragen. Nur eine drastische Redu- zierung der THG-Emissionen kann mittelfristig zu einer Reduzierung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre führen. Sowohl zahlreiche Untersuchungen[6] als auch die Beobachtungen der letzten Jahre[7,8,9] weisen darauf hin, dass bereits eine Erwärmung um 2 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit Kippelemente im Klimasystem aus- lösen könnte, welche unumkehrbare Folgen nach sich ziehen. In Konse- quenz würde dann die Erderwärmung durch sich selbst verstärkende Der Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Kempten beschloss in seiner Sitzung vom 24.7.2019, den Masterplan „100 % Klimaschutz bis 2050“ anlässlich des Pariser Klimaschutzabkommens zu überarbeiten. Seite 10

Effekte beschleunigt – mit unabsehbaren Folgen für die menschliche Zivilisation wie wir sie heute kennen. Dürren in den Kornkammern der Erde, Stürme, Fluten, massenhafter Verlust von Lebensräumen, Hungers- nöte, Völkerwanderungen, Konflikte um Wasser und Land sowie Massen- sterben werden weltweit und insbesondere in den Industrienationen nicht zu beziffernde ökonomische Schäden verursachen. Ausgehend von der formulierten Zielstellung, die globale Erwärmung deutlich unter 2 °C zu halten, ergibt sich ein weltweit verbleibendes CO2- Budget. Dieses definiert die Obergrenze der Menge an Treibhausgasen, die wir weltweit noch ausstoßen dürfen. Die Wissenschaft geht davon aus, dass das zur Verfügung stehende CO2-Budget 2017 bei ca. 600 Giga- tonnen lag[10,11]. Abbildung 1 zeigt die möglichen Entwicklungen der welt- weiten THG-Emissionen in Abhängigkeit des Beginns von einschneiden- den Emissionsminderungen. Jedes Jahr, das wir verstreichen lassen, ohne die Emissionen zu reduzieren, hat eine umso drastischere Minder- ung in den verbleibenden Jahren zur Folge. Daher sollte umgehend mit entschlossenen Maßnahmen zur Emissionsreduktion begonnen werden. Zentrale Kippelemente im Klimasystem sind das Auftauen des arktischen Meereis und der Perma- frostböden. Dabei in Gang gesetzte sich selbst ver- stärkende Effekte sind mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig unumkehrbar. Abb. 1: Notwendige Entwicklungspfade der weltweiten THG-Emissionen zur Einhaltung des 600-Gt-Budgets in Abhängigkeit des Beginns signifikanter Minderungen[11]. Das CO2-Budget von Deutschland beträgt 2020 nur noch 4,4 Gigatonnen. Beim aktuellen CO2-Ausstoß wäre dieses Budget bereits 2025 aufgebraucht. Abb. 2: Global und für Deutschland noch verfügbares Emissionsbudget ab 2020, um die globale Erwärmung mit einer 2/3 Wahrscheinlichkeit auf 1,5 °C zu begrenzen (Daten: IPCC[9]). Seite 11

Anfang 2020 hat sich das zur Verfügung stehende CO2-Budget durch den ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen weltweit deutlich verringert. Die aktuelle Situation wird in Abb. 2 verdeutlicht. Unser Handeln im Klima- schutz ist daher zwingend nötig – zum einen aufgrund unserer Verant- wortung gegenüber anderen Nationen und nachfolgenden Generationen sowie zur schlichten Erhaltung unserer Lebensgrundlagen. Entwicklungsländer haben bisher wenig zur Erhöhung der Treibhausgas- konzentrationen in der Atmosphäre beigetragen und leiden zumeist deutlich mehr unter den Folgen der Erderwärmung als Industrienationen. Es ist also eine Frage der Gerechtigkeit, dass wir nun die Initiative ergreifen, um die Entwicklung zu stoppen bzw. umzukehren und im Gegenzug diesen Ländern dabei helfen, ihre Entwicklung auf der Basis sauberer erneuerbarer Energien zu verwirklichen. Durch unser Wirtschaften auf Basis endlicher Ressourcen haben wir einen Wohlstand aufgebaut, der in hohem Maße gefährdet ist, wenn wir mittel- fristig unsere Lebensgrundlagen zerstören. Wie also rechtfertigen wir gegenüber unserer Kinder- und Enkelgeneration, dass wir nichts tun, um diese Entwicklung zu vermeiden, obwohl uns alle Fakten bekannt sind? Wir müssen entschlossen handeln, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten, die in weiten Teilen von klimatischen Bedingungen abhängen. Laut IPCC[13] sind die ökonomischen Schäden durch eine weitere Erderwärmung weitaus höher als die Kosten der notwendigen Klima- schutzmaßnahmen, um die Erwärmung einzudämmen. Laut eines Berichts im Auftrag der EU[14] werden die jährlichen Schadenskosten durch den Klimawandel europaweit auf  20 Mrd. Euro in den 2020er Jahren,  90 – 150 Mrd. Euro in den 2050er Jahren und  600 – 2.500 Mrd. Euro in den 2080er Jahren berechnet. Diese Zahlen sollten Anlass genug sein, bereits jetzt mit entsprechenden finanziellen Mitteln dem Klimawandel entgegenzutreten. Vor diesem Hintergrund erscheinen auch die im „Green Deal“ der EU genannten Beträge von 100 Mrd. Euro pro Jahr bis 2030, die für Klimaschutz- maßnahmen investiert werden sollen, plausibel und sinnvoll. 1.2. Auf welchen Ebenen wir handeln können Die Erreichung der Pariser Klimaziele setzt „schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen"[15] voraus. Daher müssen wir auf mehreren Ebenen gleichzeitig aktiv werden: 1. Die persönliche Ebene: Jeder Einzelne kann selbst handeln und in seinem Umfeld etwas bewirken. 2. Die zivilgesellschaftliche Ebene: Diese kann Strukturen befördern, die Verhaltensänderungen im Umfeld des Individuums erleichtern. Da das Umfeld einen entscheidenden Einfluss auf das persönliche Handeln hat, sollten Kampagnen auf kollektives Handeln und die Veränderung von Strukturen abzielen. 3. Die kommunale Ebene: Die Stadtverwaltung kann in ihrem direk- ten Einflussbereich als steuernde Behörde agieren. Sie hat eine Vorbildfunktion und ist Impulsgeber für ihre Bürger/innen und die Unternehmen in der Region. Klimaschutz setzt voraus, dass wir zusätzlich zu allen notwendigen Maßnahmen in Deutschland und Kempten Entwicklungsländer darin unterstützen, ihre Ent- wicklung und zunehmenden Wohlstand auf Basis von erneuerbaren Energien zu realisieren. Klimabedingte Schäden werden mit zunehmender Erwärmung exponentiell ansteigen. Seite 12

4. Die privatwirtschaftliche Ebene: Unternehmen und Investoren können Klimaschutzmaßnahmen umsetzen und erheblich zur Akzeptanzbildung beitragen. Über entsprechende Außenkommu- nikation ihrer Klimaschutzaktivitäten können Unternehmen auch eine Imageverbesserung herbeiführen. 5. Die mediale Ebene: Da Klimaschutz in erster Linie eine Marketing- aufgabe ist, können Medien über kontinuierliche positive Bericht- erstattung zu Klimaschutzthemen elementar zur Bewusstseins- bildung beitragen und nötige Verhaltensänderungen vorantreiben. 6. Die Ebene der Bildung: Das Themen Lebensstil- und Verhaltens- änderung sind zentrale Aufgaben der Bildung. Klimaschutz sollte daher integraler Bestandteil aller Ausbildungen vom Kindergarten bis zu Berufs- und Hochschule sein. Bildungseinrichtungen aller Art haben die Möglichkeit, Wissen und Werte zu vermitteln – insbesondere auch an Bürger/innen aus bildungsfernen Schichten. 7. Die Ebene der Kompensation: Gleichzeitig zu Klimaschutzmaß- nahmen in unserem Umfeld können wir Entwicklungsländer dabei unterstützen, ihre Entwicklung nicht auf Basis fossiler Energie- träger, sondern mithilfe erneuerbarer Energien aufzubauen. 8. Die politische Ebene: Um gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken, bedarf es politischer Mehrheitsentscheidungen. Über demokratische Wahlen können wir die lokale und nationale politische Agenda aktiv mit beeinflussen. Außerdem können wir bereits bestehende Möglichkeiten wie Förderungen gezielt nutzen und in unserem persönlichen Umfeld umsetzen. 1.3. Was wir für Veränderungen benötigen Wirkungsvoller Klimaschutz setzt voraus, dass wir umgehend in den ver- schiedensten Bereichen handeln. Darin liegt auch die Chance, als Vorreiter eine Pionierfunktion einzunehmen und Veränderungen aktiv zu gestalten. Wer Klimaschutz umgehend forciert, steigert die regionale Wertschöpfung und wird langfristig im globalen Wettbewerb um Zukunftsmärkte besser aufgestellt sein. Einem aktiven Handeln steht allerdings entgegen, dass die Bedrohung durch den Klimawandel zwar akut, aber nicht immer direkt spürbar ist16]. Im Gegensatz zu offensichtlichen Bedrohungen können wir langsame Veränderungen, die möglicherweise sogar andernorts stattfinden, nicht als Gefahr erkennen, die ein umgehendes Handeln erforderlich machen. Auch wiegt der Verlust von etwas, was man schon besitzt höher, als ein hypo- thetischer Gewinn in der Zukunft. Daher lassen sich Menschen kaum dazu bewegen, heute auf Annehmlichkeiten zu verzichten, selbst wenn dies in der Zukunft große Schäden vermeiden würde oder unsere Lebensqualität deutlich steigern könnte. Aus diesen Gründen macht es einen großen Unterschied, welche Sprache und Denkmuster gewählt werden, um über Klimaschutz zu sprechen. Nicht der Verlust, sondern der Gewinn an Lebensqualität und Gesundheit sollte daher im Vordergrund von Kampagnen und Informationen stehen. Zudem sollte nicht der bedrohte Eisbär in der Arktis thematisiert werden, sondern vielmehr die Klimawandelfolgen vor Ort. Kompensation muss zusätzlich zu wirksamen Klimaschutzmaßnahmen in der Region erfolgen. Klimaschutzkommunikation muss positiv besetzt werden und zum Anliegen einer Gemeinschaft werden. Seite 13

Da das Umfeld einen entscheidenden Einfluss auf das persönliche Handeln hat, sollten Kampagnen auf kollektives Handeln und die Veränderung von Strukturen abzielen. Um die Bürger/innen und vor allem die Entscheidungsträger zu politischem Handeln zu bewegen, brauchen sie den Eindruck, mit ihrem Anliegen (Veränderungen einzufordern) nicht allein zu sein. Außerdem sollte die Lösungsstrategie für Probleme bekannt sein und ein möglicher Erfolg der Handlungen greifbar erscheinen[16]. Klimaschutzkommunikation sollte zielgerichtet und zielgruppenspezifisch sein. Neben Informationen für die Gruppe der Überzeugten und der Skeptiker gilt es insbesondere Angebote auf die größte Gruppe der Bürger/innen – die Unentschlossenen – auszurichten. Ein sanfter Einstieg in die Thematik und extrem verdichtete sowie vereinfachte Botschaften sind hier besonders hilfreich, da wenig Bereitschaft besteht, sich mit dem Problem tiefer zu beschäftigen. Präsentierte Lösungsoptionen sollten praktikabel sein und weniger den Verzicht als vielmehr die Chance auf einen Gewinn in den Mittelpunkt stellen[17]. Dies impliziert ein professionelles und ausgefeiltes Marketing. Gleichzeitig aber benötigt es auch unterstützende Rahmenbedingungen, die durch die Politik auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene vorge- geben werden müssen. Begleitende Regelwerke sollten den Menschen gewisse Entscheidungen abnehmen und klimaschädliche Handlungs- weisen unterbinden. In vielen Bereichen können insbesondere Kommunen über Festlegungen im Planungsrecht zur nachhaltigen Planung oder über Verträge zu klimaschutzdienlichen Verhaltensweisen beitragen. Wirkungsvolle Klimaschutzmaßnahmen sind häufig mit großen Investi- tionen verbunden, die letztlich dazu dienen, unsere Zukunft zu sichern. Um diese Maßnahmen zeitnah realisieren zu können, müssen Finanzierungs- pläne mit haushaltsinternen Verschiebungen und neuen Investitions- krediten erstellt werden. Erforderliche Maßnahmen dürfen nicht wegen mangelnder Finanzierung oder selbst auferlegter Zwänge (Schulden- freiheit) vertagt werden, sondern müssen schnellstmöglich umgesetzt werden. 1.4. Masterplan „100 % Klimaschutz“ und Pariser Klimaziele Mit dem Masterplan „100 % Klimaschutz“ verpflichtete sich die Stadt Kempten dazu, bis 2050 ihre Treibhausgasemissionen um 95 % und den Endenergieverbrauch um 50 % gegenüber 1990 zu senken. Damit nahm Kempten als eine von 19 Masterplankommunen bereits 2012 eine Vor- reiterrolle im Klimaschutz ein. Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, wurden konkrete Klimaschutzmaßnahmen unter Einbindung von Bürger/innen, lokalen Unternehmen und weiteren kommunalen Schlüssel- akteuren erarbeitet und 2013 im Stadtrat verabschiedet. Die angestrebte CO2-Neutralität bis 2050 ist angesichts des Pariser Klima- abkommens von 2015 nicht mehr ausreichend. Um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, muss bis spätestens 2035 ein CO2-neutrales Leben und Wirtschaften erreicht sein. Daher ist es für Kempten und andere Masterplan-Kommunen erforderlich, die 2012 erarbeiteten Konzepte an die neuen, dringlicheren Vorgaben anzupassen. Klimaschutzmaßnahmen müssen von Vorgaben und Rahmenbedingungen begleitet werden. Zur schnellen Umsetzung muss ein Finanzierungsplan erstellt werden Bürgerbroschüre zum Masterplan „100% Klima- schutz 2050“: Seite 14

Aus dem verbleibenden bundesdeutschen CO2-Budget ergibt sich, dass die Stadt Kempten ab Januar 2020 nur noch 3,7 Mio. Tonnen CO2 ausstoßen kann, um das 1,5 °C-Ziel mit 67 % Wahrscheinlichkeit zu erreichen. Bei jährlichen CO2-Emissionen von etwa 500.000 Tonnen (2018: 541.000 Tonnen CO2-Emissionen) wäre das Budget der Stadt Kempten folglich nach etwa 7 Jahren aufgebraucht. Die logische Konsequenz ist, dass wir umgehend massive Einsparungen von Emissionen erreichen müssen, um den Zeitraum bis zur Erschöpfung des CO2-Budgets zu verlängern. Der Minderungspfad aus dem Masterplan „100 % Klimaschutz bis 2050“ reicht bei weitem nicht aus, um den gesetzten Zielen gerecht zu werden (vgl. Abb. 3). Weiterhin müssen wir verbleibende Emissionen sinnvoll kompensieren, d.h. zeitgleich durch wirkungsvolle Projekte – bevorzugt in Entwicklungsländern – dieselbe Menge an Emissionen binden bzw. einsparen. Zum Erreichen der Pariser Klimaziele müssen nahezu alle Maßnahmen aus dem Masterplan 2050 überarbeitet werden. Noch zwingender aber ist, dass mit der Umsetzung der Maßnahmen umgehend begonnen wird. Denn jede Verzögerung bedeutet umso drastischere Maßnahmen in den folgenden Jahren und ein Verfehlen des 1,5 °C-Ziels. Das verbleibende CO2- Budget der Stadt Kempten ab 2020 ist nach etwa 7 Jahren ausgeschöpft, d.h. spätestens Ende 2026 darf Kempten keine CO2- Emissionen mehr an die Atmosphäre abgeben. Für ein Erreichen der Pariser Klimaziele ist es nötig SOFORT mit einschneidende Maßnahmen zu beginnen. Abb. 3: Notwendiger CO2-Minderungspfad der Stadt Kempten, um Treibhausgas- Neutralität bis 2035 in Anlehnung an den 1,5 °C-Klimaplan von GermanZero[4] zu erreichen, sowie der ursprüngliche Minderungspfad bis 2050 aus dem Masterplan „100 % Klimaschutz“ und die aktuelle Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen der Stadt Kempten. Seite 15

2. Vision 2035 Mit dem strategischen Klimaschutz-Ziel der Stadt Kempten „Klima, Umwelt, Mobilität - nachhaltig planen und handeln“ ist Klimaschutz in den zentralen Leitlinien der Stadtpolitik verankert und wird aktiv gelebt. Die Vision für die Stadt Kempten im Jahr 2035 steht im Einklang mit den Pariser Klimazielen sowie mit dem Ziel der Bundes- regierung für Treibhausgasneutralität bis 2045, wie im Folgenden vorgestellt. In Kapitel 3 wird die Vision dann mit Strategien zur Umsetzung unterlegt. Abb. 4: Das strategische Klimaschutzziel der Stadt Kempten, die Vision und Strategie bis 2035 und die konkreten Maßnahmen bauen aufeinander auf. Mit dem vorliegenden „Klimaplan 2035“ beschließt die Stadt Kempten ihre Strategie, wie auf die Realisierung der Vision 2035 hingearbeitet werden kann und somit ein Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele geleistet wird. Dafür muss die Stadt Kempten sowohl in ihrem direkten Einfluss- bereich (kommunale Liegenschaften und interne Organisation) große Herausforderungen bewältigen und schnell handeln, aber auch ent- schlossen über ihre planerischen Kompetenzen, über die Ansprache und Motivation ihrer Bürger/innen und Unternehmen und über politische Einflussnahme auf wirksamen Klimaschutz hinwirken. Seite 16

Im Folgenden wird die Vision 2035 für die verschiedenen klima- und energiepolitischen Handlungsfelder dargelegt: Entwicklungsplanung, kommunale Liegenschaften, Versorgung, Mobilität, interne Organisation sowie Kommunikation und Kooperation. Die in diesen Handlungsfeldern verfolgte Strategie der Stadt Kempten wird anschließend in Kapitel 3 ausgeführt. In Kapitel 4 des „Klimaplan 2035“ werden dann die erforder- lichen Maßnahmen in den verschiedenen Handlungsfeldern vorgestellt. In einem ersten Schritt werden Klimaschutzvision und -strategie von den politischen Gremien der Stadt Kempten diskutiert und zur Umsetzung beschlossen. Aufbauend auf Klimaschutzvision und -strategie werden dann in einem zweiten Schritt die Maßnahmen beschlossen und im Rahmen des European Energy Awards (eea) jährlich aktualisiert. Vision 2035 für die Stadt Kempten Durch die kontinuierliche Umsetzung von Projekten und Maßnahmen in den nachfolgenden Handlungsfeldern wird der nachhaltige, generationen- übergreifende Klima- und Umweltschutz sowie eine umweltverträgliche Mobilität in der Stadt Kempten gefördert. Kempten will bis 2035 die im Folgenden dargestellten Visionen umsetzen. 2.1. Vision für eine nachhaltige Entwicklungsplanung Mit einer nachhaltigen Entwicklungsplanung und Raumordnung legt die Stadt Kempten die planerischen Grundlagen für eine zukunftsfähige und generationengerechte Entwicklung der Stadt. Sowohl bei der Flächen- nutzung als auch bei der Planung von Gebäuden und Verkehrswegen werden zukunftsfähige Energie- und Mobilitätskonzepte sowie zukunftsfähige, stadträumliche Planungen berücksichtigt. Konsistent mit den Pariser Klimazielen und dem Ziel bundesweit bis 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen, werden die Treibhausgas- Emissionen der Stadt Kempten, ihrer Bürger/innen, Unternehmen und weiterer Akteure bis 2035 um 95 Prozent gegenüber dem Bezugsjahr 2010 reduziert (2010: 588 kt CO2-Äquivalente). Außerdem verpflichtet sich die Stadt Kempten, das noch zur Verfügung stehende CO2-Budget von 3,7 Mio. Tonnen CO2 ab 2020 nicht zu überschreiten. Das entspricht dem restlichen Budget für Kempten, um die globale Erwärmung mit 67 % Wahrscheinlichkeit auf 1.5 °C zu begrenzen (basierend auf IPCC, 2021[9]).  Die Stromversorgung im Stadtgebiet Kempten erfolgt in Abstimmung mit dem Allgäuer Überlandwerk weitestgehend vollständig auf Basis erneuerbarer Energien.  Die Wärmeversorgung im Stadtgebiet Kempten wird zu 95 Prozent auf Basis erneuerbarer Energien umgesetzt.  Ein Großteil aller vor 1995 gebauten Häuser im Stadtgebiet sind energetisch saniert und Neubau auf städtischen Flächen erfolgt in höchstmöglichen Energieeffizienz-Standards sowie mit ökologischen Baustoffen.  Für die Mobilität der Stadtverwaltung und in der Stadt werden nur noch 5 Prozent des derzeitigen Kraftstoffbedarfs mit fossilen Energien abgedeckt (Bezugsjahr 2010). Seite 17

 Die Entwicklung der Emissionen der Stadt Kempten wird anhand einer alle drei Jahre aktualisierten Treibhausgas-Bilanz überprüft.  Unvermeidbare Restemissionen der städtischen Verwaltung werden vollständig durch die Förderung von Klimaschutz- Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie im Allgäu kompensiert. An erster Stelle steht dabei immer die Vermeidung und Verringerung von Emissionen. Ebenso kompensieren Bürger/innen und Unternehmen ihre unvermeidbaren Rest- emissionen durch die Förderung von Klimaschutz-Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern.  Geeignete öffentliche Flächen werden extensiv bewirtschaftet und bieten Lebensraum für Artenvielfalt. Ausgewählte öffentliche Grünflächen fungieren als Hochwasserschutzflächen und geeignete Gebäudefassaden sowie -dächer sind begrünt und bieten Schutz vor Hitze und dienen als Absorptionsflächen für Niederschläge. 2.2. Vision für klimaneutrale kommunale Liegenschaften Bei den kommunalen Gebäuden und Anlagen ist das ganzheitliche Energie- und Ressourcenmanagement die Kernaufgabe, mit der die Stadt Kempten ihre eigenen Liegenschaften kontinuierlich optimiert. 2035 werden alle energierelevanten städtischen Liegenschaften und Anlagen klimaneutral betrieben (bezogen auf die Verwendung von erneuerbaren Energien) und mit erneuerbaren Energien versorgt:  Alle verfügbaren und geeigneten Dächer kommunaler Liegen- schaften (sowohl bei Neubauten und Sanierungsmaßnahmen) sind mit Solarstromanlagen ausgerüstet.  Energierelevante kommunale Gebäude werden weiterhin gemäß bestehender Energieleitlinie hochwertig energetisch saniert bzw. optimiert. Bis 2035 ist dieser Prozess größtenteils und unter Berücksichtigung der verfügbaren Haushaltsmittel abgeschlossen.  Alle energierelevanten kommunalen Liegenschaften, bei denen es sinnvoll umsetzbar ist, sind bis 2035 an das ZAK-Fernwärmenetz angeschlossen.  Für die übrigen städtischen Liegenschaften erfolgt die Wärme- versorgung über Wärmepumpen oder mit Biomasse. 2.3. Vision für eine klimafreundliche Energieversorgung In der Ver- und Entsorgung werden weitere energetische Potenziale (z. B. bei der Abfallverwertung, Ausbau erneuerbarer Energien) in Zusammen- arbeit mit den Partnerunternehmen der Stadt Kempten umgesetzt. Bis 2035 erfolgt die Stromversorgung der Stadt zu 100 Prozent und die Wärmeversorgung zu 95 Prozent auf Basis erneuerbarer Energien. Ein möglichst großer Anteil kommt hierbei aus dem Stadtgebiet. Nicht- erneuerbare Ressourcen werden schonend und sorgsam eingesetzt.  Es werden alle Solarenergiepotenziale in der Stadt genutzt.  Das AÜW als städtischer Energieversorger bietet ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien an.  Das ZAK-Fernwärmenetz ist bis 2035 deutlich weiter ausgebaut. Gemeinsam mit zusätzlichen kleinen Wärmenetzen an weiteren Seite 18

Standorten erfolgt die Wärmeversorgung im Stadtgebiet zunehmend über Wärmenetze auf Basis erneuerbarer Energien.  50 Prozent des Wärmebedarfs werden 2035 durch Wärmepumpen und Biomasse abgedeckt.  Regenerativer Wasserstoff (insbesondere gewonnen aus Über- schussstrom von Windkraftanlagen) wird gezielt für spezifische Anwendungsbereiche eingesetzt. Erdgas deckt nur noch einen sehr geringen Teil des Energiebedarfs ab.  Sämtliche Abfälle der Stadt Kempten werden sortenrein getrennt und alle Wertstoffe wiederverwendet. Es werden nur noch erneuerbare Materialien eingesetzt. 2.4. Vision für nachhaltige Mobilität Wesentliches Ziel der städtischen Verkehrspolitik und -planung ist die umweltverträgliche und nachhaltige Entwicklung des städtischen Verkehrs auf Grundlage des Mobilitätskonzepts „Kempten 2030“. Das Mobilitäts- angebot Kemptens ermöglicht sowohl gesellschaftliche Teilhabe als auch die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt als Oberzentrum in der ländlichen Region Allgäu auch im Jahr 2035. Für alle Bevölkerungsgruppen und Lebenssituationen herrschen gleichwertige Bedingungen für die Verkehrs- teilnahme und „Nahmobilität“ nimmt durch wirksame Förderung eine besondere Rolle ein. Kempten bietet allen Verkehrsarten eine komfortable und sichere Infra- struktur, bestehend aus Wegenetzen, Park- bzw. Abstellanlagen und Informationstechnologie. Die Stadt Kempten ist weiterhin gut mit dem Auto, E-Auto oder autonom fahrenden Auto aus dem Umland erreichbar. Zusätzlich ist es sehr attraktiv, mit Bus und Bahn oder mit dem Fahrrad nach Kempten zu fahren. Innerstädtische Wege legen die Bürger/innen lieber zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus zurück. Deutlich weniger Menschen sind auf ein eigenes Auto angewiesen und nutzen stattdessen oft die attraktiven Sharing-Angebote. Alle Verkehrsmittel werden mit regenerativer Energie und CO2-neutral betrieben. Die entsprechende Ladeinfrastruktur für Elektromobilität ist vorhanden. Die weiteren negativen Auswirkungen von Verkehr, wie zum Beispiel Flächenverbrauch, Lärmbelastung und Schadstoffausstoß, sind so weit reduziert, dass sie die Umwelt nicht belasten und alle Menschen eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität erfahren. 2.5. Vision für eine klimaneutrale Stadtverwaltung Durch die Umsetzung des Klimaplans 2035 nimmt die Stadt Kempten ihre Verantwortung als Klimaschutz-Masterplan-Kommune wahr und unter- streicht die Querschnittsfunktion des Klimaschutzmanagements innerhalb der städtischen Verwaltung. 2035 kommt die Stadtverwaltung Kempten ihrer Verantwortung als Vorbild in Sachen Klimaschutz vollumfänglich nach:  Klimaschutz und Klimawandel-Anpassung werden in politischen Diskussionen und Entscheidungsprozessen berücksichtigt.  Das städtische Klimaschutzmanagement ist 2035 die zentrale Vernetzungsstelle der Stadtverwaltung in Sachen Klimaschutz. Seite 19

 Die Klimaschutzaktivitäten erfüllen die höchsten Anforderungen im klimapolitischen Managementtool European Energy Award (eea).  Die Klimaneutralität der Stadtverwaltung und aller kommunalen Unternehmen wird durch die ständige Optimierung von Energie- verbräuchen und Hebung sämtlicher Energieeffizienzpotenziale sowie die Nutzung von erneuerbaren Energien sichergestellt.  Unvermeidbare Energieverbräuche werden durch CO2-Kompen- sation über entsprechende Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie im Allgäu klimaneutral gestellt. 2.6. Vision für klimabewusste Bürger und Unternehmen Mit einer systematischen externen Kommunikation und Kooperation wird eine Bewusstseinsbildung in Sachen Klimaschutz erreicht. Dazu werden geeignete Veranstaltungen und verschiedenste Aktionen organisiert und durchgeführt. Zusätzlich zu den genannten Handlungsfeldern spielt die kontinuierliche Klimaschutz-Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Rolle.  Alle Kemptener Bürger/innen und Unternehmen sind über die Bedeutung und Folgen des Klimawandels, die städtischen Klimaschutzziele und die Klimaneutralität informiert.  Kemptener Schüler/innen nehmen regelmäßig während ihrer frühkindlichen Erziehung bzw. ihrer Schullaufbahn an Klimaschutz-Bildungsmaßnahmen teil.  Die große Mehrzahl der Unternehmen in Kempten arbeitet bereits klimaneutral, während sich die übrigen Unternehmen auf den Weg zur Klimaneutralität gemacht haben und Klimaneutralität in naher Zukunft anstreben.  Ein Großteil aller Kemptener Bürger/innen lebt klimaneutral.  Die Bürger/innen der Stadt Kempten sind zunehmend für Nachhaltigkeitsthemen, den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen, regionale Wertschöpfung und den Konsum regional erzeugter, biologischer Lebensmittel sensibilisiert.  Die erfolgreiche Transformation zur klimaneutralen Gesellschaft ist sozialverträglich gestaltet und berücksichtigt die Belange der Bürger/innen aller Einkommensklassen und verschiedener Bildungsniveaus. Seite 20

3. Strategie bis 2035 Damit die Vision 2035 der Stadt Kempten Realität wird, muss die Stadt schnell und entschlossen handeln. Daher verfolgt die Stadt Kempten eine klare Strategie für die Jahre bis 2035, um in diesem Zeitraum wirksamen Klimaschutz in den einzelnen Handlungsfeldern in die Tat umzusetzen oder die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. 3.1. Strategie für nachhaltige Entwicklungsplanung Die Stadt Kempten priorisiert Maßnahmen zum Erreichen der Klimaneutra- lität in folgender Reihenfolge: Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen, Steigerung der Energieeffizienz, Ausbau der erneuerbaren Energieerzeu- gung vor Ort und in der Region, Bezug erneuerbarer Energie aus anderen Regionen, Kompensation von unvermeidbaren Restemissionen. Im Sinne einer klimagerechten Stadtplanung minimiert die Stadt Kempten den Flächenverbrauch und zieht dem Neubau generell die Innenraum- verdichtung vor. Mithilfe attraktiver städtischer Förderprogramme unter- stützt die Stadt Kempten ihre Bürger/innen bei der Sanierung ihrer Häuser. Zu diesem Zweck wird das „Förderprogramm Altbausanierung“ möglichst lange fortgeführt. Ist ein Neubaugebiet unvermeidbar, ist für die städtebauliche Planung immer ein Energiekonzept mit energetischen Vorgaben für das Baugebiet erforderlich. Dabei werden nur Energiekonzepte mit den höchsten energe- tischen Vorgaben für die Planung berücksichtigt und die Dekarbonisierung von Wohnbauprojekten angestrebt. Die Planung für die Ausweisung von Neubaugebieten erfolgt zudem möglichst flächensparend und berücksichtigt Klimawandel-Aspekte sowie biodiversitätsfördernde Elemente. Zur Steigerung der Biodiversität in der Stadt Kempten werden Projekte auf öffentlichen Flächen und Verkehrswegen umgesetzt, an denen sich auch Bürger/innen beteiligen können. Zudem werden Vorgaben für private Flächen gemacht, die die Artenvielfalt fördern. Dadurch wird das Verständnis für Biodiversität und Artenschutz in Kempten gestärkt. Im Rahmen des Modellprojekts „Smart City Kempten“ werden Strategien für eine nachhaltige Digitalisierung des Stadtlebens entwickelt, die auch zum Erreichen der Klimaziele beitragen können (z.B. Klimaneutralstellung von Aktivitäten per App, Verkehrslenkung durch dynamische Park- gebühren abhängig vom Belegungsgrad der Parkplätze). 3.2. Strategie für klimaneutrale kommunale Liegenschaften Bereits seit vielen Jahren arbeitet die Stadtverwaltung Kempten mit einem eigenen Energiemanagement erfolgreich am effizienten, energiesparen- den Betrieb der eigenen, energierelevanten Liegenschaften. Um die Vision 2035 zu realisieren, muss allerdings eine klar fokussierte Strategie beschlossen werden, da mit den aktuellen personellen Kapazitäten in der Bauverwaltung der Umbau und Sanierungsprozess für die kommunalen Liegenschaften nicht schnell genug erfolgen kann. Seite 21

Da die Stadt in ihrem eigenen Bereich auch als Vorbild für Bürger/innen und Unternehmen dienen will, wird bis 2035 für alle energierelevanten Liegenschaften die Stromversorgung zu 100 % und die Wärmeversorgung zu 90 % auf erneuerbare Energien umgestellt. Für den kommunalen Gebäudebestand wird daher die folgende Strategie formuliert:  Verstärkung des Energiemanagements der Stadtverwaltung: Begrenzt auf 15 Jahre werden zwei zusätzliche Stellen im Amt für Gebäudewirtschaft geschaffen, damit der Umbau des energierelevanten städtischen Gebäudebestands entsprechend der Zielsetzung bis 2035 erfolgen kann. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel werden im Haushalt eingeplant.  Planung zur Umstellung auf erneuerbare Wärme: Kurzfristig wird ein Plan erstellt, wie der vollständige Wärmebedarf energie- relevanter städtischer Liegenschaften aus erneuerbaren Energien (auch über Teilsanierungen von Liegenschaften) gedeckt werden kann. Dabei gelten folgende Prioritäten (in absteigender Reihen- folge): 1. Anschluss an das Fernwärmenetz des ZAK; 2. Anschluss an kleine lokale Wärmenetze auf Basis erneuerbarer Wärme (wenn ein Anschluss an das Fernwärmenetz nicht möglich ist); 3. Umstellung auf eine Wärmepumpe, nach Möglichkeit mit Wärmequelle Grundwasser oder Erdreich; 4. Umstellung auf Holzhackschnitzel; 5. Umstellung auf Holzpellets; 6. Bei noch verbleibenden Wärmeerzeugern und BHKWs auf Erdgas-Basis Sicherstellung des langfristigen Bezugs von Bio-Erdgas.  Umsetzung der Umstellung erneuerbare Wärme: Der Plan zur Umstellung auf eine erneuerbare Wärmeversorgung wird mit einem klaren Zeitplan und höchster Priorität umgesetzt.  Fortsetzung der Gebäudesanierung: Um die Vision einer klima- neutralen Versorgung aller energierelevanten städtischen Liegen- schaften zu erreichen, ist eine energetische Sanierung vieler Gebäude notwendig. Allerdings wird die energetische Komplettsanierung aller energierelevanten, städtischen Liegenschaften in dem kurzen zur Verfügung stehenden Zeitraum personell nicht vollständig zu leisten sein und hat somit nach der Umstellung der Wärmeversorgung nur die zweite Priorität. Vorrangig müssen die energierelevanten Liegenschaften saniert werden, die auf eine Wärmeversorgung mit Wärmepumpen umgerüstet werden können, damit die dafür erforderlichen Voraus- setzungen auf der Abnahmeseite geschaffen werden.  Ausbau von erneuerbarer Energieerzeugung: Die Ausrüstung geeigneter Dächer kommunaler Liegenschaften mit Solarstrom- anlagen wird gemäß Sanierungskonzept und nach Durchführung bautechnischer Prüfungen umgesetzt. 3.3. Strategie für eine klimafreundliche Energieversorgung Die Strategie für die klimaneutrale Stromversorgung des Stadtgebiets Kempten basiert im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit mit dem Seite 22

städtischen Energieversorger – dem Allgäuer Überlandwerk (AÜW) - sowie weiteren Akteuren im Bereich Energieversorgung. Zudem kann die Stadt die planerischen Rahmenbedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energien setzen:  Konzept für AÜW erstellen und umsetzen: Das AÜW wird beauftragt, eine Strategie zu erarbeiten, wie das Unternehmen seine Stromversorgung für alle Kunden bis zum Jahr 2035 zu 100 % auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen umstellen kann. Der Fokus liegt dabei auf regionaler Erzeugung und Handel mit regional erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien (Haus- /Quartier-/Schwarmspeicher, Virtuelles Kraftwerk, Regionalstrom, regionale „Green Power Purchase Agreements“ (PPAs), lokale Handelsplattformen, regenerative Eigenerzeugung regional und überregional ausbauen, spartenintegrierte Lösungen). Die Infrastruktur von AllgäuNetz muss in der Lage sein, die erneuer- baren Energien sicher aufzunehmen. Das Konzept wird bis 2035 konsequent umgesetzt.  Solarpotenzial auf Kemptens Dächern erschließen: Um einen möglichst hohen Anteil an erneuerbarem Strom aus dem Stadt- gebiet und dem Allgäu am gesamten Strombedarf der Stadt zu erreichen, ist eine Erschließung vieler privater und öffentlicher Dachflächen mit Solaranlagen erforderlich. Die Stadt Kempten plant deshalb mit dem AÜW und weiteren Akteuren eine langfristig angelegte Solaroffensive, die Bürger/innen sowie private und gewerbliche Gebäudeeigentümer motiviert, in Solaranlagen zu investieren. Außerdem werden schrittweise Hemmnisse für den Ausbau reduziert und in Absprache mit der Bayerischen Denkmalschutzbehörde auch gestalterische Lösungen für den Altstadtbereich entwickelt. Bestandteil der Solaroffensive ist auch eine Nutzung aller geeigneten Infrastrukturanlagen im städtischen Bereich, wie beispielsweise eine Überdachung aller größeren Parkplätze mit PV-Anlagen oder die Einrichtung von Solar- Passagen in der Kemptener Fußgängerzone. Zudem werden Photovoltaik-Module zur Fassadengestaltung in größerem Stil eingesetzt. Dazu schafft die Stadtverwaltung die nötigen baurechtlichen Rahmenbedingungen und schlanke Genehmigungsverfahren.  Strom aus Freiflächen im Stadtgebiet gewinnen: Da Kempten mittelfristig nicht auf Stromerzeugung auf landwirtschaftlichen Flächen verzichten kann, wird ein Diskussionsprozess gestartet, um einen politischen Konsens für bestimmte Flächen und Techniken (PV-Freiflächenanlagen, Agri-PV, ...) zu erzielen. Im nächsten Schritt wird die Umsetzung gestartet.  Windenergie-Ausbau voranbringen: Um den Ausbau der Windenergie in Kempten und dem nahen Umland deutlich voranzutreiben, macht die Stadt Kempten ihren politischen Einfluss geltend und setzt sich insbesondere beim Regionalen Planungsverband für eine Reduktion der Ausschlussflächen und eine Ausweitung der Vorranggebiete für Windenergie ein. Die Strategie für die Wärmeversorgung im Stadtgebiet Kempten wird gemeinsam mit ZAK, AÜW und Erdgas Kempten-Oberallgäu entwickelt. Bestandteile der zu erarbeitenden Strategie sind: Seite 23

 Ausbau des Fernwärmenetzes durch den ZAK mit sukzessiver Umstellung auf CO2-neutrale Energieträger für die Abdeckung der Spitzenlast,  Neue dezentrale kleine und kleinste Wärmenetze auf Quartiers- ebene auf Basis erneuerbarer Energien (Holzhackschnitzel, Groß- wärmepumpen, Solarthermie),  Ausbau der Wärmepumpentechnik in der Stadt,  Reduktion des Einsatzes von Erdgas und eine alternative Versorgung der verbleibenden Gasheizungen mit Bio-Erdgas, ggf. auch mit einem Anteil an grünem Wasserstoff. 3.4. Strategie für nachhaltige Mobilität Die strategische Grundlage für die Entwicklung der Mobilität bildet das Mobilitätskonzept „Kempten 2030“ und seine vertiefenden Ausarbeitungen, wie beispielsweise das ÖPNV-Angebotskonzept und der Radwegeplan. Die darin entwickelten Maßnahmen werden gemäß ihrer Klimaschutz- Relevanz priorisiert und mit einem konkreten Zeitplan kontinuierlich umgesetzt und weiterentwickelt. Da die Verkehrsinfrastruktur für den motorisierten Individualverkehr (MIV) im Stadtgebiet in den vergangenen Dekaden intensiv ausgebaut wurde, befindet sich das Angebot für Kraftfahrzeugfahrende auf einem hervor- ragenden Niveau. Damit auch die Qualität des ÖPNV-Angebots und der Infrastruktur für Rad- und Fußverkehr zu der des MIV aufschließen kann, wird der Umweltverbund mit höchster Priorität gefördert:  Wo notwendig, werden Flächen für den MIV zurückgebaut und Maßnahmen zur Verringerung von bestehenden Unverträglich- keiten (wie Geschwindigkeitsreduzierung, Lkw-Fahrverbote, Lärm- schutz, etc.) vorgeschlagen. Ein Ausbau des Straßennetzes für den MIV wird nur noch dort geplant, wo unverträgliche Zustände für Verkehrsteilnehmer und Anwohner verringert werden können. Die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung ergänzt dies.  Der öffentliche Nahverkehr erhält Vorrang im Stadtgebiet und wird mit emissionsfreien und möglichst energieeffizienten Bussen abgewickelt. Mit enger Zeittaktung und einem attraktiven Tarif- system des ÖPNVs wird die Mobilität in alle Stadtteile und ins Umland gesichert. In Ergänzung wird das Angebot von Carsharing und Mitfahrzentralen erweitert.  Über weitgehende Verkehrsberuhigung in der Kemptener Innen- stadt und in Wohngebieten werden Bürger/innen zum zu Fuß gehen und zur Fahrradnutzung motiviert. Um einen durchgängigen und sicheren Radverkehr zu ermöglichen, werden Fahrradstraßen und Radwegenetze deutlich ausgebaut.  An allen wichtigen Einfallsstraßen werden Shuttleservices bzw. Möglichkeiten zum schnellen Umstieg auf den ÖPNV ins Stadtgebiet eingerichtet.  Der Ausbau der Elektromobilität und entsprechender Ladeinfrastruktur wird konsequent vorangetrieben.  Für eine bessere Vernetzung des ÖPNV sowie ergänzender Mobilitätsangebote findet eine enge Zusammenarbeit mit der Region statt.  Die Stadtverwaltung macht ihren Einfluss kommunalpolitisch geltend, um die Elektrifizierung der Bahnstrecken nach München Seite 24

und Ulm und eine Schnell-Bahn zwischen Kempten und Oberst- dorf zu realisieren. Auf den noch nicht elektrifizierten Streckenab- schnitten werden umweltfreundliche Batterie-, Hybrid- oder Wasserstoff-Züge eingesetzt.  Um dem gestiegenen Handlungsdruck zu begegnen, wird eine eigene Abteilung für das Thema Mobilität eingerichtet und entsprechend finanziell sowie personell ausgestattet. Die Zuständigkeit umfasst die kontinuierliche Umsetzung von Maßnahmen in den Themenfeldern motorisierter Individual- verkehr, ÖPNV, Radverkehr, Fußverkehr, Ausbau von E-Lade- infrastruktur für Elektrofahrzeuge, Etablierung von Sharing- Angeboten, Lieferlogistik, Mobilität im Alter, Drohnen, Autonomes Fahren und Verkehrsinformationssysteme. 3.5. Strategie für eine klimaneutrale Stadtverwaltung Das städtische Klimaschutzmanagement koordiniert die Klimaschutzarbeit der Stadt Kempten bis 2035 in enger Abstimmung mit den städtischen Partnern (AÜW, KKU, Sozialbau, ZAK und anderen wichtigen Akteuren, wie z.B. eza!), der unteren Naturschutzbehörde und den umliegenden Allgäuer Gebietskörperschaften. Dabei werden neben den Klimaschutz- Aufgaben auch Aktivitäten zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels berücksichtigt. Um eine möglichst große Schlagkraft zu erzielen, werden relevante Aktivitäten zunehmend mit den oben genannten Partnern gemeinsam organisiert und durchgeführt.  Zielgerichtete Vernetzung aller relevanten städtischen Partnerbetriebe und wichtiger externer Akteure, um Klimaschutz- Aufgaben bzw. Klimawandel-Aktionen effizient voranzutreiben und umzusetzen.  Erstellung einer gesamtstädtischen Energie- und Treibhaus- gasbilanz alle drei Jahre als Werkzeug zur Erfassung der Energieverbräuche und Treibhausgasemissionen der Stadt Kempten.  Weitere Teilnahme am European Energy Award (eea) mit dem Ziel der Beibehaltung des eea-Gold-Standards sowie Steuerung der Klimaschutzaktivitäten über den eea.  Bewertung von Stadtratsbeschlüssen gemäß einer Klimafolgen-Abschätzung. Bereits bis zum Jahr 2030 erreicht die Stadt Kempten im Rahmen der Mit- gliedschaft im „Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030“[18] die Klimaneutra- lität der Stadtverwaltung. Das umfasst die Hebung aller Energieeinspar- potenziale, die Erstellung jährlicher Treibhausgasbilanzen der städtischen Verwaltung und die Kompensation unvermeidbarer Emissionen. 3.6. Strategie für klimabewusste Bürger und Unternehmen Durch systematische Öffentlichkeitsarbeit für verschiedene Zielgruppen (Privatpersonen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen) wird die Bewusstseinsbildung im Bereich Klimaschutz in der Stadtgesellschaft vorangetrieben. Das städtische Klimaschutzmanagement organisiert zu diesem Zweck verschiedene Aktionen, Kampagnen, Projekte und Veran- staltungen – auch in Kooperation mit anderen Gebietskörperschaften, Seite 25

Institutionen und Organisationen. Dabei steht die Bildungsarbeit zum klimabewussten Verhalten im Alltag und Maßnahmen, mit denen Klimaneutralität erreicht werden kann, im Fokus:  Die Stadtverwaltung Kempten kommuniziert die Krisendimension des Klimawandels klar und transparent gegenüber den Bürger/innen: Klimaschutz verursacht zwar Kosten – das Aufschieben von Klimaschutz-Maßnahmen wird in absehbarer Zeit allerdings wesentlich höhere Kosten mit sich bringen.  Das Klimaschutzmanagement organisiert regelmäßig für Kemptener Kindergärten und Schulen Lern- und Bildungs- programme sowie Klimaschutzprojekte für Kinder und Schüler (wie zum Beispiel die Energiewerkstatt Kindergarten, das Projekt „Klima-Kindergarten“, „EnergieChecker“, „KlimaChecker“ und das Projekt „Klimaschule“). Diese Lern- und Bildungsprogramme entfalten auch eine große Hebelwirkung auf die Elternhäuser sowie das erweiterte Umfeld von Kindergärten und Schulen.  Gemeinsam mit weiteren Akteuren (z.B. Landkreis Oberallgäu, Öko-Modellregion Oberallgäu-Kempten, städtische Tochter- unternehmen) initiiert und koordiniert das Klimaschutz- management Projekte und Veranstaltungen, die anlassbezogen über verschiedene Klimaschutz- und Klimawandel-Aspekte informieren und dafür Bewusstsein schaffen.  Zudem werden Projekte für Erwachsenenbildung entwickelt, die zu einem Wandel hin zu klimafreundlicherem Lebensstil motivieren.  Kemptener Unternehmen werden über Netzwerkarbeit oder durch gezielte Informationsveranstaltungen für Klimaneutralität sensibilisiert.  Die Stadt Kempten generiert zusätzliche Mittel zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen, beispielsweise über Stiftungen, Bürger- bzw. Unternehmensfonds oder das Auflegen von Grünen Anleihen. Seite 26

4. Klimaschutz-Maßnahmen Die Strategie der Stadt Kempten (siehe Kap. 3) zur Realisierung der „Vision 2035“ (Kap. 2) wird im Folgenden mit wirkungsvollen Maßnahmen in allen klimapolitischen Handlungsfeldern untermauert. Dazu werden die Maßnahmen aus dem Masterplan „100 % Klimaschutz bis 2050“ im Sinne der Pariser Klimaziele neu bewertet und an die Klimaschutz-Strategie der Stadt angepasst. Um die aufgezeigten Maßnahmen besser einordnen zu können, geben die Ampeldarstellungen (siehe Legende rechts) jeweils Auskunft über:  die Auswirkungen der Maßnahme auf das Erreichen der fünf strategischen Ziele 2030 der Stadt Kempten (siehe Tab. 1),  die Einflussmöglichkeit bzw. Kompetenz der Stadt Kempten im Bereich der jeweiligen Maßnahme und  die Auswirkung der Maßnahme auf die Treibhausgas-Bilanz (THG- Bilanz) der gesamten Stadt Kempten. Die Zusammenhänge zwischen dem Klimaschutz-Konzept (Strategisches Klimaschutzziel, Klimaplan 2035), den Controlling-Instrumenten (European Energy Award, CO2-Bilanz, Bündnis Klimaneutrales Allgäu) und den klima- politischen Handlungsfeldern der Stadt Kempten sind in Abb. 5 dargestellt. Legende: Strategische Ziele positiv neutral negativ Einfluss / Kompetenz zuständig teilweise zuständig nicht zuständig Treibhausgasbilanz positiv neutral negativ Abb. 5: Zusammenhang zwischen strategischem Klimaschutzziel, Klimaplan 2035, Con- trolling-Instrumenten und klimapolitischen Handlungsfeldern der Stadt Kempten: Als über- geordnetes Klimaschutzkonzept legt der Klimaplan 2035 die Klimaschutz-Vision sowie die Strategie bis 2035 mit den nötigen Klimaschutzmaßnahmen fest. Der European Energy Award ist das zentrale Management-Tool für die städtische Klimaschutzpolitik in den Hand- lungsfeldern Entwicklungsplanung, Kommunale Liegenschaften, Energieversorgung, Mobi- lität, Interne Organisation sowie Kommunikation und Kooperation. Die Energie- und CO2- Bilanz gibt alle drei Jahre einen Überblick über die gesamtstädtischen Fortschritte. Das Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030 erfasst wiederum die direkten städtischen Treibhaus- gasemissionen, hilft diese zu reduzieren und zu kompensieren. Seite 27

Wirtschaftsstandort stärken Finanzkraft stärken Zusammenleben aktiv gestalten Kultur und Tourismus fördern Klima, Umwelt, Mo- bilität – nachhaltig planen und handeln - Bestandspflege - Unterstützung für Existenzgründer - Optimierung der Infrastruktur - Hochschule stärken - Kempten als Ausbildungs- standort stärken und Fach- kräftemangel entgegenwirken - Stärkung der Stadt als Innovationsstandort - Innovative Entwicklung der Konversionsflächen - Rahmenbedingungen für Neuansiedlungen attraktiv gestalten; Optimierung Angebot an Gewerbeflächen - Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern - Effizienter Umgang mit Gewerbeflächen - Stärkung als attraktive Einkaufsstadt; Handwerk und Mittelstand fördern Aufgabenerfüllung Finanzwirtschaft: - Kinder fördern, Jugend bilden und ausbilden, - Kempten als Römerstadt positionieren - Touristische - Nachhaltige Entwicklungs- planung und Raumordnung - Schuldenabbau - Rücklagen - Haushaltskonsolidierung - Controlling - Investitions-management Bildung und Arbeit für Alle - Kinder- und Familienfreundlichkeit Marke Kempten - Stadt-Erlebnisqualität erhöhen - Stadt mit Flair - Inklusion fördern, Menschen mit Behinderung begleiten - Event- und Aktiv- Tourismus stärken - Kempten als Ausgangs- - Integration fördern - Asylbewerber begleiten - Angepassten, bezahlbaren punkt für das Allgäu positionieren - Business-/ Tagungs-/ - Kommunale Gebäude und Anlagen - Ver- und Entsorgung - Mobilitätskonzept 2030: Ausbau umweltfreundlicher Mobilität - Umsetzung des Masterplans - Externe Kommunikation Wohnraum schaffen - Seniorenpolitisches Gesamtkonzept umsetzen Kongress-Tourismus entwickeln; Starke touristische Online-Präsenz; und Kooperation - Qualitätsmanagement und Controlling - Ehrenamtsbegleitung, bürgerschaftliches Engagement ausbauen - Sport fördern - Öffentlichkeitsarbeit Wohnmobiltourismus stärken - Gruppentourismus weiterentwickeln - Museumsentwicklungs- konzept - Ziele fortent- wickeln und umsetzen - Kulturentwicklungskonzept - Kulturelles Angebot schaffen, fördern und ausbauen Tab. 1: Strategische Ziele 2030 der Stadt Kempten mit entsprechenden Handlungsfeldern. Damit die im Klimaplan 2035 beschriebenen Maßnahmen durch die Stadt Kempten effektiv umgesetzt werden können, priorisiert das Klimaschutz- management die Maßnahmen in Absprache mit dem städtischen Klima- beirat und erstellt daraus ein Arbeitsprogramm gemäß den Kriterien des European Energy Awards (eea). Das Arbeitsprogramm wird jeweils für einen zweijährigen Zeithorizont politisch beschlossen und die Umsetzung regelmäßig vom Klimaschutzmanagement über das eea-Monitoring-Tool überprüft. Zudem unterliegt das Arbeitsprogramm im Rahmen des eea einem jährlichen Controlling-Prozess. Die daraus abgeleiteten Fortschritts- berichte werden dem Klimaschutzbeirat einmal jährlich vorgelegt. Der Transformationsprozess hin zu einer treibhausgasneutralen Gesell- schaft 2035 muss in Kempten umgehend gestartet werden und bereits in den kommenden Jahren einen deutlichen Fortschritt erzielen. Aufgrund der überschaubaren Zeitspanne bis 2035 dürfen notwendige Maßnahmen nicht weiter verzögert werden und ein exakter Zeitplan muss für alle Bereiche erstellt werden, in denen die Stadt direkten Einfluss nehmen kann. Zudem sind für alle Bereiche einfach zu erfassende Indikatoren auszuwählen, um den Fortschritt der Umsetzung sichtbar zu machen. Die Entwicklung dieser Indikatoren muss regelmäßig sowohl an die politischen Gremien als auch an Bürger/innen kommuniziert werden. Dieses Monitoring- und Controlling-System stellt sicher, dass die im folgenden dargelegten Klimaschutzmaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden und ermöglicht es gleichzeitig, die Klimaschutzbemühungen der Stadt Kempten für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Seite 28

4.1. Handlungsfeld Nachhaltige Entwicklungsplanung Klimaneutrale Neubaugebiete Eine nachhaltige Bauleitplanung ist das zentrale Instrument für den Klima- schutz, um Klimaneutralität (Treibhausgasneutralität) und die städtischen Klimaschutzziele zu erreichen. Daher werden Neubaugebiete mit höchst- möglicher nachhaltiger, regenerativer Energieversorgung, optimierten Gebäudehüllen und der Verwendung bezahlbarer, nachhaltiger und ökologischer Baustoffe entwickelt. Die Energieversorgung der Neubaugebiete wird soweit wie möglich auf Basis erneuerbarer Energie- träger geplant und umgesetzt. Klimawandelanpassungsmaßnahmen sind bei der Planung zu berücksichtigen und umzusetzen. Umsetzung:  Prüfung des Zwischenerwerbs von Neubauflächen durch die Stadt insbesondere im Außenbereich als Hebel für eine energieeffiziente Neubauentwicklung;  Abschluss von städtebaulichen und privatrechtlichen Verträgen, um die Klimaschutzstrategie verbindlich umzusetzen;  Kommunale Förderung für qualifizierte Baubegleitung. Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: hoch Entwicklung klimaneutraler Gewerbegebiete Auch neue Gewerbegebiete werden möglichst klimaneutral geplant und mit höchstmöglicher nachhaltiger, regenerativer Energieversorgung, optimierten Gebäudehüllen und der Verwendung bezahlbarer, nachhaltiger und ökologischer Baustoffe entwickelt. Energienutzungskonzepte unter Berücksichtigung der umgebenden Betriebe sind in allen Fällen vor der Planung anzufertigen. Gleichzeitig sind für alle Gewerbeflächen Klima- wandel-Anpassungsmaßnahmen umzusetzen (Dachbegrünung wo keine PV-Module installiert sind, artenreiches Straßenbegleitgrün, Berücksichti- gung von Biotoplinien, Regenwasserinfiltration und –Speicher, bzw. Rückhalt). Umsetzung:  Prüfung des Zwischenerwerbs der zu entwickelnden Flächen durch die Stadt als Hebel für eine energieeffiziente Gebietsentwicklung;  Abschluss von städtebaulichen und privatrechtlichen Verträgen, um die Klimaschutzstrategie verbindlich umzusetzen; Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: mittel Maßnahmen zur Energieversorgung der Stadt Kempten aus erneuerbaren Quellen werden in Handlungsfeld Versorgung und Entsorgung aufgezeigt (Kapitel 4.3). Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 29

Impulse zur Altbausanierung Um die Sanierungsrate zu erhöhen, bedarf es zusätzlicher Förderanreize für die energetische Altbausanierung. Förderanreize sollten durch Regelwerke und Auflagen unterstützt werden, um nachdrückliche Impulse für die beschleunigte Sanierung im Bestand zu schaffen. Das von der Stadt Kempten für die Jahre 2020 und 2021 beschlossene Förder- programm für Altbausanierung wird nach Maßgabe des Haushaltes weiter ausgebaut und verstetigt. Umsetzung:  Bereitstellung von Fördermitteln für sanierungswillige Bürger/innen, die an das Erreichen vorgegebener Energie- effizienzstandards geknüpft werden.  Zur Realisierung entsprechender Vorgaben im Bestand müssen die bundespolitischen Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden;  Kommunale Förderung für qualifizierte Baubegleitung bei Sanierungen;  Überprüfung abgeschlossener Sanierungen vor Freigabe der Fördermittel. Einfluss der Stadt: hoch (bei Bereitstellung von Fördermitteln); Klimawirkung der Maßnahme: hoch gering (bei Anpassung der Rahmenbedingungen) CO2-neutrale Quartiere Im Gebäudebestand liegen sehr hohe Einsparpotenziale. Eine vernetzte Sanierungsplanung auf Quartiersebene unter Berücksichtigung der ver- schiedenen Sektoren bietet zahlreiche Synergieeffekte. Für alle sanier- ungsbedürftigen Quartiere werden energetische Quartierskonzepte unter Einbindung der betroffenen Bürger/innen erstellt. Diese orientieren sich am Ziel der CO2-Neutralität unter Berücksichtigung hoher Energieeffizienz, erneuerbarer Energieversorgung, nachhaltiger Mobilität, Ausbau von biodi- versitätssteigerndem Stadtgrün und erhöhter Lebensqualität. Bereits während der Konzeptphase und für die Initiierung der Umsetzung bedarf es personeller Ressourcen (Quartiersmanager), damit Sanierungen und weitere Synergien ausgelöst werden können. Umsetzung:  Auswahl der Quartiere nach Sanierungsprioritäten;  Gesamtstädtische Planung, damit 2035 der Großteil des Stadtgebiets abgedeckt ist;  Bereitstellung von quartiersbezogenen Managern, um nach der Konzeption ohne Verzögerung in die Umsetzung zu kommen und relevante Akteure zu koordinieren;  Auflegen von begleitenden Förder- und Anreizmaßnahmen. Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: hoch Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 30

Kubaturbonus für Gebäudesanierung Ein „Kubaturbonus“ verknüpft eine energetische Gebäudesanierung mit vorgegebenen Energieeffizienzstandard mit der Erlaubnis auf Bestands- gebäude ein bis zwei Stockwerke aufzustocken. Diese Herangehensweise wird in der Stadt Bozen (Südtirol) bereits seit Anfang des Jahrtausends erfolgreich praktiziert. Im Zusammenhang mit der 2021 novellierten Bayerischen Bauordnung, in der Vorgaben für flächensparendes Bauen enthalten sind, wird die Einführung eines Kubaturbonus in der Stadt Kempten geprüft. Umsetzung:  Prüfung der Maßnahme durch das Bauordnungsamt sowie das Stadtplanungsamt;  Ggf. Intervention bei verantwortlichen Behörden, um bauordnungsrechtliche Voraussetzungen zu schaffen;  Wenn der rechtliche Rahmen abgesteckt ist, wird objektspezifisch im Einzelfall entschieden;  Professionelles Marketing für relevante Zielgruppen. Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: hoch Umgestaltung der Stellplatzsatzung Die Stellplatzverordnung verlangt je nach Lage eine feste Stellplatzzahl pro Wohneinheit entsprechend der aktuellen Bayerischen Bauordnung. Vor dem Hintergrund der angestrebten Verkehrswende sind die aktuellen Festlegungen nicht mehr zeitgemäß, da autofreie oder zumindest verkehrsberuhigte Quartiere anzustreben sind. Die Stadt erstellt daher quartiersbezogen differenzierte Stellplatzsatzungen (je nach Lage und Gebäudetypologie). Parallel zu einer Umgestaltung der Stellplatzsatzung sind entsprechende Alternativen zum motorisierten Individualverkehr (MIV) bereitzustellen. Umsetzung:  Ausarbeitung gesamtstädtischer und quartiersbezogener Regelungen  Eventuell vergünstigte Bereitstellung von ÖPNV-Jahrestickets für betroffene Anwohner Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 31

Flächenverbrauch-Minimierung und Innenraum-Verdichtung Um Klimaneutralität zu erreichen, sollen in Summe möglichst keine neuen Flächen versiegelt werden. Die Verdichtung des Innenraums ist der Erschließung neuer Flächen vorzuziehen. Bei unvermeidbaren Neuversiegelungen sind Klimawandelaspekte (z. B. Starkregenereignisse, Hangrutsche, Bildung von Hitzeinseln bzw. Schaffung von Frischluft- schneisen) zwingend zu berücksichtigen. Für jede neu versiegelte Fläche wird eine andere bereits versiegelte Fläche zurückgebaut (Prinzip der Flächenneutralität). Unvermeidbare Flächenversiegelung könnte ggf. auch bayernweit oder bundesweit ausgeglichen werden. Voraussetzung hierfür sind entsprechende, auf Bundes-, oder Länderebene beschlossene Rahmenbedingungen. Grundsätzlich ist das Thema Flächenverbrauch bei der Aktualisierung des Flächennutzungsplanes zu berücksichtigen. Umsetzung:  Flächenkataster zur Erfassung rückbaugeeigneter Flächen anlegen (Berücksichtigung im Flächennutzungsplan);  Baurecht für alle Maßnahmen an Flächenneutralität und Beachtung von Klimawandelaspekten koppeln;  Alternativen unterstützen, wie z.B. Aufstockungen bestehender Gebäude, Überbauen von Parkplätzen. Einfluss der Stadt: Flächenneutrales Bauen: mittel Klimawirkung der Maßnahme: hoch Rahmenbedingungen: gering Einführung eines Stadtgrün-Gesamtplans Im Sinne der Klimawandelanpassung und Biodiversitätssteigerung bedarf es mehr Stadtgrün sowie Grünflächen, die verschiedene Funktionen übernehmen, wie z.B. Retention von Starkniederschlägen und Stärkung der städtischen Biodiversität. Dafür wird ein dreistufiger „Stadtgrün-Plan“ mit folgenden Inhalten geplant, erstellt und systematisch umgesetzt:  Entwicklung einer Freiflächengestaltungssatzung für private Freiflächen mit folgenden Zielen: Förderung natürlicher Regen- wasserinfiltration bzw. Regenwasserrückhalt (gemäß dem Prinzip der „Schwammstadt“); Entwicklung ökologischer Leitlinien für private Grüngestaltung, wie z.B. Vorgaben und Anregungen für Fassaden- und Dachbegrünungen (für Flächen, auf den Fassaden- und Dach- begrünungen sinnvoll und machbar sind und die nicht in Konflikt mit Solarenergieerträgen von diesen Flächen stehen), Förderung von Biodiversität auf privaten Flächen;  Entwicklung eines Freiraum- bzw. Grünflächengestaltungs- konzepts für öffentliche Flächen mit folgenden Zielen: Weiterent- wicklung der Integration von Artenvielfaltsthemen; Vorgaben und Anregungen für Fassaden- und Dachbegrünungen für städtische Gebäude (für Flächen, auf denen Fassaden- und Dachbegrünungen sinnvoll und machbar sind und die nicht in Konflikt mit Solarenergie- erträgen von diesen Flächen stehen); Konsequente Neuanpflanzung von Bäumen und naturnahen Hecken im Stadtbereich (Unterziele: Umgestaltung des Straßenraums, Schaffung weiterer grüner Oasen, Steigerung der Artenvielfalt, Sicherstellung von Biotopverbundlinien Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 32

im Kemptener Stadtgebiet und in der Region, z.B. durch die Einbindung von Kleingartenstrukturen); Stärkung des Regenwasser- rückhalts gemäß bestehender Starkregenanalyse; verstärkte Berück- sichtigung des Freiraumkonzepts in Bauleitplanung sowie auf Ebene der Objektplanungen; Erstellung eines kommunalen Arten- und Biotopschutzkonzeptes (Unterziele: Ausweisung und Unterschutz- stellung neuer Biotopstrukturen, Aktualisierung der Biotopkartier- ungen, Förderung der Biodiversität und vorhandener rote Liste Arten); Anwendung der Baumschutzsatzung zum Schutz des vorhandenen Baumbestandes und zur Regelung angemessener Ersatzpflanzungen mit dem Ziel, den vorhandenen Baumbestand im bebauten Stadtgebiet zu schützen;  Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit und Unterstützung von Initiativen mit folgenden Zielen: Streuung gezielter Information über Broschüren, Informationsstände oder Aktionen zur Förderung der Biodiversität; Bereitstellung finanzieller Anreize und Unterstützung von Projekten wie z.B. für den Bürgergarten Hortus natura auf der Ludwigshöhe; weitere Unterstützung von Initiativen der Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligungsmöglichkeiten. Umsetzung:  Potenzialflächen erfassen und Stadtgrün-Gesamtplan zusammen mit Amt für Tiefbau und Verkehr sowie dem Stadtplanungsamt (Flächennutzungsplan) erarbeiten;  Beschluss des Stadtgrün-Gesamtplans;  Umsetzung mit den genannten Teilprojekten unter Einbindung zivilgesellschaftlicher Initiativen. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt Regelmäßige Aktualisierung der Treibhausgasbilanz Die Aktualisierung der Energie- und Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) für die Gesamtstadt Kempten alle drei Jahre mithilfe des Bilanzierungstools Klimaschutzplaner wurde politisch beschlossen. Die regelmäßige Aktualisierung der THG-Bilanz macht sichtbar, wie sich Energieverbrauch und daraus resultierende klimaschädigende Emissionen im Laufe der Zeit entwickeln. Gleichzeitig dient die Bilanz der öffentlichen Darstellung der Entwicklungen. Umsetzung:  Regelmäßige Beauftragung der Bilanzaktualisierung;  Vorstellung der aktualisierten Bilanz im Stadtrat und/oder anderen politischen Gremien durch das Klimaschutzmanagement und bei Bedarf Anpassung des Minderungspfades;  Kommunikation der Entwicklung und Zielerreichung gegenüber der Öffentlichkeit. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 33

Kompensation von unvermeidbaren Emissionen Durch sinnvolle CO2-Kompensation wird zeitgleich die Menge an CO2- Emissionen langfristig aus der Atmosphäre entfernt bzw. gebunden, die wir durch unsere Handlungen ausstoßen. Dabei erlauben hochwertige Kompensationsprojekte einen Wissens- und Finanztransfer, um Entwicklungsländer bei der Energiewende und bei der Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort zu unterstützen. Jedoch dürfen die Kompensationszahlungen kein Anreiz sein, um notwendige Klimaschutzmaßnahmen in der Stadt Kempten hinauszuzögern. Die höchste Priorität muss immer auf der Vermeidung und Reduktion der eigenen Emissionen liegen – in Kombination mit Anreizen für den Transformationsprozess hin zu einer CO2-freien Gesellschaft. Unvermeidbare Restemissionen der Stadt Kempten (inkl. Verwaltung, Bürger/innen und Unternehmen werden schrittweise bis 2035 durch die Förderung von Klimaschutz-Projekten kompensiert. Neben zertifizierten Goldstandard-Kompensationsprojekten werden auch lokal-regionale Kompensationsprojekte (z.B. lokale Projekte im Rahmen des „Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030“) unterstützt. Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Umsetzung:  Jährliche Klimaneutralstellung der Emissionen der Stadtverwaltung über das Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030;  Auswahl von Kompensationsprojekten und Erstellung eines Zeitplans für Kompensationsleistungen;  Zunehmend Kompensation von unvermeidbaren Restemissionen der Gesamtstadt Kempten in Kombination mit weiteren Anstrengungen zur Emissionsminderung. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Seite 34

4.2. Handlungsfeld Klimaneutrale kommunale Liegenschaften Erneuerbare Wärmeversorgung städtischer Liegenschaften Die Wärmeversorgung städtischer Liegenschaften wird konsequent weiter auf erneuerbare Energien umgestellt, um bis 2035 90 % des Wärme- bedarfs aus erneuerbaren Energien abzudecken. Wo sinnvoll möglich und über den kommunalen Haushalt finanzierbar, werden Liegenschaften an das ZAK-Fernwärmenetz angeschlossen. Die Wärmeversorgung der übrigen Liegenschaften wird über lokale Wärmenetze, Wärmpumpen oder Biomasse bereitgestellt. Für verbleibende Wärmeerzeuger auf Erdgas- Basis wird langfristig der Bezug von Bio-Erdgas sichergestellt. Umsetzung:  Erstellung eines Maßnahmenplans für die Umstellung auf eine erneuerbare Wärmeversorgung mit Priorisierung der dringlichsten Maßnahmen;  Einstellung nötiger finanzieller Mittel in die kurz- und mittelfristige Haushaltsplanung zur Umsetzung der effektivsten Maßnahmen;  Verstärkung des städtischen Energiemanagements zur Bewälti- gung der umfangreichen Aufgaben und Bereitstellung der nötigen technisch-planerischen Kapazitäten. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Energetische Sanierung und CO2-neutrale Bewirtschaftung des Gebäudebestandes Gemäß der im Klimaschutzteilkonzept von 2009 ausgearbeiteten Sanier- ungsfahrplänen für städtische Liegenschaften werden Bestandsgebäude im Rahmen von Generalsanierungen weiterhin energetisch saniert. Dabei ist eine vernünftige Folgenutzung der Liegenschaften stets zu berück- sichtigen. Der Einsatz von ökologischen Baustoffen sowie die Berück- sichtigung von grauer Energie bei der Baustoff-Beschaffung (Material- ökologie und Ressourceninanspruchnahme) werden über das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) für städtische Neubauten in die ökologische Bauleitlinie der Stadt Kempten integriert. Unvermeidbare Restemissionen werden vollständig über das „Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030“ kompensiert, um 2030 einen CO2-neutralen Betrieb zu erreichen. Umsetzung:  Konsequente Berücksichtigung des Klimaschutzteilkonzepts bei Generalsanierungen;  Ökologische Baustoff-Beschaffung in Bauleitlinie integrieren;  Weitere Teilnahme am Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 35

Ausbau der Solarstromerzeugung auf städtischen Gebäuden Die Stadt Kempten geht beim Ausbau erneuerbarer Energien mit gutem Beispiel voran. Dafür werden geeignete Dachflächen kommunaler Gebäude bei nachgewiesener Wirtschaftlichkeit und einer gesicherten rechtlichen Grundlage mit Photovoltaikanlagen aus- bzw. nachgerüstet. Wo sinnvoll, wird eine Ergänzung durch einen Batteriespeicher mitbedacht. Für die Finanzierung der PV- bzw. Solarthermie-Anlagen können vorbehaltlich haushaltstechnischer Verfügbarkeit städtische Mittel eingesetzt oder eine Realisierung mittels Contracting angestrebt werden. Die Energieleitlinie der Stadt Kempten wurde dementsprechend aktualisiert. Umsetzung:  Untersuchung und Berücksichtigung von geeigneten Dach-, Fassaden- und Parkplatzflächen bei Neubau und General- sanierung städtischer Gebäude;  Erstellung von Wirtschaftlichkeitsberechnungen als Grundlage für eine mögliche Installation von PV- bzw. Solarthermie-Anlagen;  Erstellung eines Betriebskonzepts unter Berücksichtigung (steuer-)rechtlicher Aspekte. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Bewusstseinsbildende Maßnahmen für Mitarbeiter der Stadtverwaltung CO2-neutrales Handeln und Wirtschaften bedeutet erhebliche Umstel- lungen in den gewohnten Verhaltensweisen und Abläufen der Stadt- verwaltung. Mittels Kampagnen und Aktionen werden Mitarbeiter/innen zu aktiven Mitstreitern auf dem Weg zur CO2-Neutralität der Stadtverwaltung. Dazu wird ein regelmäßiges und verstetigtes Schulungsangebot (z.B. energieeffiziente Gebäudenutzung, Mobilität, Lebens- und Arbeitsstil) angeboten und den Mitarbeiter/innen ermöglicht werden, sich aktiv in Gestaltungsprozesse einzubringen (Ideenwettbewerbe, Gratifikationen, Anreizmodelle). Die städtischen Mitarbeitenden sollen in ihrem eigenen Umfeld als Multiplikator/innen für Klimaneutralität agieren können. Umsetzung:  Organisation eines regelmäßigen Angebots zur Mitarbeiter- Schulung in den Bereichen Fachwissen, Energieeffizienz, Verhalten und Lebensstil inkl. Bewerbung von Online-Vorträgen relevanter Anbieter (z.B. C.A.R.M.E.N. e.V. oder LandSchafftEnergie);  Einführung von Ideenwettbewerben;  Einführung eines Anreizsystems zur dauerhaften Förderung von energieeffizientem und nachhaltigen Verhalten;  Regelmäßige interne Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Energieeffizienz und Klimaneutralität. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 36

4.3. Handlungsfeld Klimafreundliche Energieversorgung Strategie für 100 % erneuerbare Stromversorgung durch AÜW Gemäß der Klimaschutzvision der Stadt Kempten steigert das AÜW als städtischer Energieversorger kontinuierlich den Anteil an erneuerbarem Stromabsatz und erreicht 2035 100 % erneuerbare Stromversorgung im AÜW-Portfolio. Umsetzung:  Verwaltung und Klimaschutzmanagement der Stadt stoßen die Ausrichtung der AÜW-Strategie auf 100 % erneuerbare Strom- versorgung für alle Kunden im Stadtgebiet bis 2035 an.  Die erforderliche Strategie wird mit dem Oberbürgermeister und anschließend im Klimaschutzbeirat, in weiteren politischen Gremien sowie in relevanten AÜW-Gremien diskutiert.  Das aus nötigen Investitionen resultierende Defizit (bzw. geringere Rückvergütung) ist von den Gesellschaftern zu tragen.  Das AÜW vertreibt zunehmend regionalen Strom – auch aus Post-EEG-Anlagen („Allgäustrom 100 %“) und entwickelt Möglichkeiten für regionalen Stromhandel.  Zudem setzt sich das AÜW im Rahmen des bundesweiten Kohleausstiegs für die Stilllegung des Trianel Kohlekraftwerks Lünen (Ausstieg im Zeitraum 2031 bis 2033) ein. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Ausbau der Solarenergie-Nutzung im Stadtgebiet Im Zuge der Energiewende ist zukünftig von einem deutlich höheren Strombedarf auszugehen, da auch der Wärme- und Verkehrssektor zunehmend elektrifiziert werden (Sektorenkopplung). Daher müssen alle zur Verfügung stehenden Potenziale für erneuerbare Stromerzeugung – insbesondere Solarenergie im Stadtgebiet – genutzt werden. Umsetzung:  Solaroffensive: kontinuierliche Bewusstseinsbildung unter Einbeziehung der AÜW-Angebote „EnergieDach“ und „Mieterstrom“ und wiederkehrende Kampagnen für Bürger/innen und Unternehmen, um den Ausbau der Solarenergienutzung (Photovoltaik und Solarthermie) auf sämtlichen geeigneten Dachflächen voranzutreiben.  Denkmalgeschützter Altstadt-Bereich: Die Stadt zeigt Möglichkeiten auf (z.B. ziegelähnlich gefärbte Solarmodule), wie die Potenziale in diesem Bereich zukünftig genutzt werden können.  Solarpflicht: Das Klimaschutzmanagement stößt innerhalb der Stadtgesellschaft eine Diskussion zu verpflichtenden Vorgaben der Solarenergienutzung an (Auflagen zunächst für Neubauten und sukzessive für Bestandsgebäude).  Solarpassage: Planung einer Solarpassage im öffentlichen Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Raum als öffentlichkeitswirksame Aktion; Seite 37

 Solarfassaden: Die Stadt informiert über und unterstützt die Nutzung geeigneter Fassaden zur Solarenergieerzeugung (insbesondere bei Unternehmen).  Freiflächen-PV-Anlagen: Durchführung von städtischen Info- veranstaltungen zum Thema Freiflächen-PV, um einen Diskussionsprozess bzw. die Konsensfindung anzustoßen; Unterstützung der Errichtung einer Freiflächen-PV-Anlage und öffentlichkeitswirksame Begleitung; Kooperation mit AÜW und SEA bei der Realisierung von Freiflächen-PV-Anlagen. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Ausbau der Windenergie-Nutzung Um den Ausbau der Windenergie in Kempten und dem nahen Umland deutlich voranzutreiben, macht die Stadt Kempten ihren politischen Einfluss geltend. Umsetzung:  Einflussnahme beim Regionalen Planungsverband für eine Reduktion der Ausschlussflächen und eine Ausweitung der Vorranggebiete für Windenergie;  Einfordern politischer Unterstützung auf Landesebene durch den Oberbürgermeister und weitere politische Vertreter;  Kooperation der Stadt mit dem AÜW, um den Ausbau der Windenergie im Stadtgebiet und im Umland voranzutreiben;  Prüfung von Power Purchase Agreements (PPA) durch das AÜW;  Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit der Stadt zum Thema Windenergie, um Vorurteile abzubauen. Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: hoch Ausbau des Fernwärmenetzes und erneuerbare Spitzenlast- Versorgung Das Fernwärmenetz des ZAK muss entsprechend der verfügbaren Kapazität nachverdichtet bzw. weiter ausgebaut werden. Umsetzung:  Erstellung eines Konzepts zum Ausbau des Fernwärmenetzes  durch den ZAK (evtl. im Rahmen des Smart City Projekts); Identifikation verfügbarer (Groß-)Abnehmer für sinnvolle Erweiterungen des Fernwärmenetzes;  Kommunale Einflussnahme für eine Umstellung des Spitzenlastheizwerks auf CO2-neutrale Energieträger. Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: hoch Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 38

Entwicklung von zusätzlichen Nahwärmenetzen und Einsatz von Wärmepumpen In Ergänzung zum Ausbau des ZAK-Fernwärmenetzes wird der Aufbau von zusätzlichen kleinflächigen Wärmenetzen im Gebäudebestand und in Neubaugebieten vorangetrieben und die Nutzung von Wärmepumpen unterstützt. Umsetzung:  Erstellung von Energienutzungsplänen oder Quartierskonzepten für bestehende Quartiere zur Identifikation potentieller Gebiete für zusätzliche dezentrale Wärmenetze;  Definition von Kriterien für die einheitliche Erstellung von Energiekonzepten für Neubaugebiete;  Prüfung der Realisierbarkeit von Nahwärmenetzen auf Basis erneuerbarer Energieträger für bestehende Quartiere sowie Neubaugebiete;  Umsetzung einer Wärmepumpen-Kampagne gemeinsam mit dem AÜW;  Unterstützende Öffentlichkeitsarbeit für das Thema dezentrale Wärmeversorgung (vor allem durch Wärmepumpen) in Neubaugebieten unter Einbeziehung des AÜW. Einfluss der Stadt: gering Klimawirkung der Maßnahme: hoch Ausbau der Netz- und Speicherinfrastruktur Wegen der hohen Schwankungen der in das Stromnetz eingespeisten erneuerbaren Strommengen ist die Bereitstellung von ausreichenden Speichermöglichkeiten im Stadtgebiet sowie eine entsprechende Netz- infrastruktur erforderlich. Neben dezentralen Batteriespeichern in Privat- gebäuden sind zentrale Großspeicher notwendig. Zunächst wird es sich hierbei um große Batteriespeicher handeln (bereits fünf beim AÜW in Betrieb). Zudem müssen auch Wärmespeicher auf Wasserbasis aufgebaut werden, die mit erneuerbarem Überschussstrom erhitzt werden und das Fernwärmenetz unterstützen oder einzelne Inselnetze versorgen können. Langfristig sind auch Wasserstoffgewinnung und Jahreszeitenspeicher denkbar. Ein Speichermanagementsystem sorgt für die reibungslose Koordination der verschiedenen Anlagen. Umsetzung:  Konzepterstellung und Planung des Ausbaus von Speicher- infrastruktur und -management durch AÜW und ZAK und konsequente Umsetzung des Konzepts bis 2035;  Aufbau der benötigten Speicherreserven (in Abhängigkeit vom Ausbau der erneuerbaren Energien);  Weitere Optimierung der Infrastruktur von AllgäuNetz, um die erneuerbaren Energien sicher aufzunehmen. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 39

Abfallvermeidung und Steigerung der Recyclingquote Einen zentralen Beitrag auf dem Weg zu einem klimafreundlichen Konsumverhalten stellen die Verminderung des Rohstoffverbrauchs, die Vermeidung von Abfall und die Steigerung der Recyclingrate dar. Dazu ist weitreichende Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Umsetzung:  Enge Kooperation von Stadt und ZAK mit dem Ziel, das Abfall- aufkommen zu reduzieren, sämtliche Abfälle sortenrein zu trennen und den Recycling-Anteil kontinuierlich zu steigern;  Monitoring und regelmäßige Berichterstattung, um Erfolge sicherzustellen und sichtbar zu machen.  Umfassende Überwachung aller Gewerbeabfälle auf Sorten- reinheit durch die Stadt Kempten;  Ausbau der Bildungsaktivitäten durch Stadt und ZAK an Schulen, Privathaushalten und in Unternehmen in Kempten;  Städtische Unterstützung für Tauschbörsen und Repair-Shops in Kempten. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Optimierung der Energieeffizienz von Wasserversorgung und Wasserentsorgung Die städtische Wasserversorgung und Abwasserentsorgung muss hinsichtlich ihrer Energieeffizienz entsprechend der technischen Möglichkeiten weiter optimiert werden. Umsetzung Wasserversorgung:  Steigerung Pumpeneffizienz durch ständige Pumpenmodernisier- ungen (Pumpenerneuerung in Pumpwerken Burgratz und Durach in 2022);  Ausbau der digitalen Ortung zur Behebung von Leckagen;  Anpassung an zu erwartende Änderungen durch den Klima- wandel und Konzepte zur Sicherstellung der Versorgungs- sicherheit, wie etwa sukzessive Ausstattung der Pumpwerke mit Notstromaggregaten (Leubas 2022, Durach 2023);  Wasser-Hauptversorgung durch Fernwasserverband Oberallgäu (FWOA) – nur ca. 20 % der Wasserversorgung im KKU-Gebiet erfolgt mit eigenem Wasser. Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Umsetzung Entsorgung Abwasser und Niederschlagswasser:  Ausbau digitaler Sensorik zur Leckage-Erkennung (im Rahmen des „Smart City“-Projekts);  Umbau des Kanalsystems vom bisherigen Mischsystem zu einem Trennsystem und damit Anpassung an zu erwartende Stark- regenereignisse im Zuge des Klimawandels; grundsätzliche Planung von Trennsystemen bei Neuerschließungen (im Bestand nur mit sehr großem finanziellen Aufwand umzusetzen);  Einführung / Nutzung eines Frühwarnsystems für Starkregenereignisse (im Rahmen der Umsetzung der Klimawandel-Anpassungsstrategie); Seite 40

 Bereitstellung von ausreichenden Retentionsflächen (gemäß dem Prinzip der „Schwammstadt“) durch die Stadt Kempten;  Abstimmung zwischen Wasserwirtschaftsamt und Stadt hinsichtlich der Klimawandelanpassungsmaßnahmen für Gewässer unterschiedlicher Ordnung;  Weitere Optimierung der Energieeffizienz des Gruppenklärwerks entsprechend der sich weiterentwickelnden technischen Möglichkeiten;  Erstellung einer Potenzialstudie für Abwasserwärmenutzung im Stadtgebiet (insbesondere im Umfeld größerer Unternehmen). Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: mittel Grüner Wasserstoff und Erdgas-Strategie Grüner Wasserstoff wird insbesondere im Gruppenklärwerk des Abwasserverbands Kempten und aus Überschussstrom von Windkraft- und Solaranlagen erzeugt. Unter Berücksichtigung effizienter und wirt- schaftlicher Abnahmemöglichkeiten wird grüner Wasserstoff gezielt für spezifische Anwendungsbereiche, wie z.B. dem ÖPNV im Raum Kempten, eingesetzt. Der Einsatz von Erdgas wird deutlich reduziert und für verbleibende Gasheizungen eine alternative Versorgung mit Bio-Erdgas (ggf. auch mit einem Anteil an grünem Wasserstoff) sichergestellt. Umsetzung:  Abstimmung der Wasserstoff- und Erdgasstrategie mit dem Abwasserverband, dem AÜW und weiteren relevanten Akteuren;  Vorbereitung des Erdgasnetzes in Kempten zur Aufnahme von grünem Wasserstoff durch die Gesellschafter der GKS (u.a. AÜW, Erdgas Schwaben);  Sukzessive Reduktion des Erdgasverbrauchs und Umstieg auf Alternativen (Bio-Erdgas und grüner Wasserstoff). Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 41

4.4. Handlungsfeld Nachhaltige Mobilität Umweltfreundliche Mobilität in der Verwaltung Die Stadtverwaltung agiert auch hinsichtlich der Verkehrswende als Vor- bild und setzt die dafür erforderlichen Maßnahmen intern um. Hierzu gehört sowohl die Umstellung des Fuhrparks auf energieeffiziente und emissionsfreie Antriebe als auch die Motivation der kommunalen Mit- arbeiter/innen, ihre Arbeitswege klimaschonend zurückzulegen. 4.4.1.1. Energieeffizienter Umbau des kommunalen Fuhrparks Fahrzeuge mit fossilen Antrieben im kommunalen Fuhrpark werden suk- zessive durch möglichst energieeffiziente Antriebsformen ersetzt soweit dies unter Berücksichtigung der notwendigen Anforderungen möglich ist. Die vom Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz beschlossenen Vorgaben für maximale Emissionswerte werden schrittweise erhöht. Die Emissionen des Fuhrparks werden jährlich erfasst und kommuniziert – wie auch zur jährlichen THG-Bilanzierung des kommunalen Betriebs im Rahmen des „Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030“ erforderlich, dem die Stadt 2020 als Gründungsmitglied beigetreten ist. Unvermeidbare Emissionen des Fuhrparks werden jährlich kompensiert. Umsetzung:  Ermittlung der jährlichen THG-Emissionen des Fuhrparks;  Regelmäßige Anpassung der Beschaffungskriterien;  Sukzessiver Ersatz fossil angetriebener Dienstfahrzeuge und Beschlussfassung einer konkreten Zielsetzung durch den Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel 4.4.1.2. Nachhaltige Umgestaltung der Mitarbeitermobilität Um kommunale Mitarbeiter/innen zu klimaschonendem Mobilitätsverhalten insbesondere auf dem Arbeitsweg zu bewegen, werden bewusstseinsbil- dende Kampagnen durchgeführt und Anreize gesetzt, die zum Überden- ken eingeübter Verhaltensmuster führen sollen. Regelmäßige interne Kommunikation sorgt dafür, dass das Thema präsent bleibt. Gleichzeitig werden aber auch attraktive Alternativen, wie gute ÖPNV-Anbindungen, Radwege, Fahrradleasing, Mitfahrplattformen und Lösungen für mobiles Arbeiten bereitgestellt. Die durch Mitarbeitermobilität verursachten THG- Emissionen werden im Rahmen der Teilnahme am „Bündnis Klima- neutrales Allgäu 2030“ erfasst, berichtet und kompensiert. Umsetzung:  Ermittlung der jährlichen THG-Emissionen von Pendelfahrten über regelmäßige Mitarbeiter-Befragungen und Erfassung von Dienstreisen im Rahmen des „Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030“;  Durchführung eines Mitarbeiter-Workshops zum Thema Mobilität und Gründung einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe und darauf aufbauend ggfs. Einführung eines Mobilitätsmanagements; Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 42

 Durchführung bewusstseinsbildender Kampagnen;  Einrichtung von Anreizsystemen;  Hochwertige, abschließbare Fahrradabstellanlagen mit Lademöglichkeiten für Pedelecs;  Schaffung von Umkleide- und Duschmöglichkeiten für fahrradfahrende Mitarbeiter nach Bedarfsanalyse;  Ermöglichung von Homeoffice und mobilem Arbeiten. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Schaffung eines attraktiven ÖPNV-Angebots Um den öffentlichen Nahverkehr als attraktive Alternative zum MIV zu etablieren und Zugangshemmnisse abzubauen, wird das ÖPNV-Angebot deutlich ausgebaut und optimiert – insbesondere in Bezug auf einheitliche Tarifsysteme, attraktive ÖPNV-Ausgestaltung und umweltfreundliche Betriebssysteme. 4.4.2.1. Einrichtung eines regionalen Verkehrsverbundes Um eine nachhaltige Verbesserung des ÖPNV-Angebots in Kempten und dem direkten Einzugsgebiet zu erreichen, ist die Etablierung eines regionalen Verkehrsverbunds notwendig, der alle Akteure (Verkehrs- unternehmen, Aufgabenträger und Deutsche Bahn) miteinander verbindet. Somit wird eine benutzerfreundliche Tarifstruktur und ein regional einheitliches Angebot ermöglicht. Umsetzung:  Umsetzung der Handlungsempfehlungen aus der Grund- lagenstudie zur Verbundintegration und Herbeiführung notwendiger politischer Beschlüsse;  Einführung eines einheitlichen Tarifsystems und Erscheinungs- bilds des regionalen ÖPNV-Angebots durch Gründung eines regionalen Verkehrsverbunds im Allgäu;  Ausrichtung der Fortschreibung des Nahverkehrsplans auf die Schaffung attraktiver und leistungsgerechter Linienangebote für die Stadt Kempten und das direkte Umland sowie Abstimmung auf die aktuellen Bedarfe bzw. die Zielsetzungen eines aktiven Klimaschutzes. Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: hoch Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral Seite 43

4.4.2.2. Politische Einflussnahme auf Deutsche Bahn zur Angebotsverbesserung Um eine enge Verknüpfung von Schienenverkehr und regionalem Busverkehr zu ermöglichen sowie einen Umstieg auf elektrische Antriebssysteme im Schienenpersonenverkehr zu erreichen, nimmt die Stadt Kempten weiterhin politisch Einfluss auf relevante Akteure – insbesondere die Deutsche Bahn. Umsetzung:  Weiterer Einsatz der Stadt Kempten für eine Verbesserung des Schienenpersonenverkehrs (z.B. für den barrierefreien Ausbau von Bahnhöfen, alternative Bahnantriebe im Allgäu) – insbeson- dere bei der Deutschen Bahn. Einfluss der Stadt: gering Klimawirkung der Maßnahme: hoch 4.4.2.3. Aufwertung des ÖPNV-Angebots Zur Steigerung der Benutzerfreundlichkeit wird das Angebot des ÖPNV in Kooperation mit den Verkehrsunternehmen deutlich ausgeweitet und ent- sprechend den Bedürfnissen verschiedener Nutzergruppen aufgewertet – insbesondere in Bezug auf Linienführung, Taktung und Betriebszeiten. Umsetzung:  Optimierung der Linienführung auf der Basis der vorliegenden (Nah)-Verkehrskonzepte, insb. Schaffung von Direktverbindungen und Entwicklung dezentraler Umsteigepunkte;  Erhöhung der Taktdichte (insbesondere im Stadtbereich wird eine 15-Minuten-Taktung angestrebt);  Ausweitung der Betriebszeiten insbesondere in den Abend- stunden und auch in Kombination mit flexiblen Mobilitätssystemen (Anrufsammeltaxi, Flexibus, Rufbus etc.);  Weiterentwicklung des Anrufsammeltaxi-Angebots mit kurzfristigeren Buchungsmöglichkeiten und intensiverer Bewerbung des Angebots;  Einführung eines attraktiven Tarifsystems, insb. günstigere Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Preisgestaltung;  Nutzerfreundliche Vertriebswege, wie etwa eine App zum Fahr- scheinerwerb (Schwabenbund Services);  Nutzung technischer Möglichkeiten zur Steigerung der Angebots- zuverlässigkeit: Anschlusssicherung (Bus-Bahn und Bus-Bus), Busbevorrechtigung bei Lichtsignalanlagen-Steuerung, Echtzeit- Anzeige für Busverbindungen an Haltestellen (Dynamische Fahrgastinformationsanlagen);  Bessere Vernetzung des regionalen Busverkehrs mit dem Angebot der Deutschen Bahn;  Schaffung sicherer, sauberer und barrierefreier ÖPNV-Verkehrs- mittel und Haltestellen;  Ausreichendes Angebot von Park-und-Ride Parkplätzen (Shuttle- Services in die Innenstadt). Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Seite 44

4.4.2.4. Umrüstung des ÖPNVs auf CO2-arme Antriebssysteme Mittelfristig werden ÖPNV-Fahrzeuge auf energieeffiziente Antriebe umgestellt. Der für die Fahrzeuge verwendete Strom bzw. Wasserstoff muss zu 100 % aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Bei der Wahl der Antriebe ist sowohl die Energieeffizienz im Betrieb also auch die Flächeneffizienz der Kraftstoffherstellung zu berücksichtigen. Bis 2030 wird der Fokus voraussichtlich auf Elektro-Antrieben liegen. Wasserstoff könnte insbesondere ab 2030 relevant werden, wenn der Elektrolyseur des ZAK zur grünen Wasserstoffproduktion verfügbar ist. Umsetzung:  Abstimmung neuer Rahmenbedingungen mit den Verkehrs- unternehmen bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge;  Nutzung aktueller Förderprogramme des Bundes;  Aufbau der erforderlichen Infrastruktur. Einfluss der Stadt: hoch (lediglich für den KVB) Klimawirkung der Maßnahme: hoch Aufbau von Mobilitätsstationen und Sharing-Angeboten Mobilitätsstationen verknüpfen verschiedene Verkehrsmittel (ÖPNV, Sharing-Angebote, Fahrradabstellanlagen, etc.) mit alltäglichen Versorgungsangeboten (Packstation, Geldautomat, etc.), um einen reibungslosen Umstieg zu ermöglichen. In der Stadt Kempten wird ein Netz an Mobilitätsstationen mit einem vielseitigen Angebot an idealerweise elektrisch-betriebenen Sharing- Fahrzeugen aufgebaut (Autos, Fahrräder, Lastenräder und Scooter). Die Nutzung der Sharing-Angebote ist räumlich und auch tariflich eng mit dem ÖPNV-Angebot verknüpft und über eine intermodale Mobilitäts-App verfügbar. 4.4.3.1. Ausbau des Car-Sharing Angebots Im öffentlichen Raum der Stadt Kempten werden flächendeckend Stell- plätze für stationsbasiertes Car-Sharing eingerichtet. Das Car-Sharing mit effizienten Elektrofahrzeugen nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein und wird entsprechend beworben. Umsetzung:  Bereitstellung von Stellplätzen für Car-Sharing;  Bewusstseinskampagne für die Nutzung von Sharing-Angeboten. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral Seite 45

4.4.3.2. Ausbau eines E-Bike-Verleihsystems Auf Grundlage der Erfahrungen aus dem Projekt „eHUBS“ werden weitere Verleihstationen für elektrisch-betriebene Fahrzeuge im Stadtgebiet inkl. der Randbereiche aufgebaut. Das im Frühjahr 2021 eingeführte E-Roller- Verleihsystem in Kempten wird evaluiert und ggfs. fortgeführt. Identifikation von geeigneten Standorten für Mobilitätsstationen; Umsetzung:   Einbindung von Partnern für Sharing-Angebote;  Mögliche Bereitstellung weiterer Angebote. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: niedrig Realisierung eines klimaverträglicheren Autoverkehrs Auch in Zukunft wird Kempten (Innenstadt und Wohngebiete) mit dem Auto erreichbar sein. Lösungsansätze für einen klimaverträglichen Auto- verkehr liegen in einer deutlichen Reduktion der Menge des PKW- und Güterverkehrs sowie des Fahrzeugbestands, einer Geschwindigkeits- reduktion, einer umfassenden Elektrifizierung sowie einer optimierten Parkraumbewirtschaftung. 4.4.4.1. Verminderung des Durchgangsverkehrs in der Innenstadt Die Attraktivität des Durchgangsverkehrs durch die Innenstadt soll vermin- dert werden. Das Geschwindigkeitsniveau im Innenstadtbereich wird reduziert und dem Fuß- und Radverkehr mehr Platz eingeräumt. Zudem wird die Funktion des Rings als Umgehungsstraße gestärkt. Umsetzung:  Umbau der Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Beschilderung, Mar- kierung, Lichtsignalanlagen) zur Verbesserung der Rad-, Fuß- und ÖPNV-Verkehrssituation und Erhöhung des Durchfahrts- widerstands für den MIV gemäß den im Mobilitätskonzept 2030 vorgesehenen Zielen und Maßnahmen;  Stärkung der Funktion des Rings für den Durchgangsverkehr. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch 4.4.4.2. Optimierung der Parkraumbewirtschaftung Die Parkraumbewirtschaftung ist eines der mächtigsten Instrumente der Stadt zur Steuerung des MIVs. Durch die Verbesserung des Parkleit- systems wird eine Verminderung des Parksuchverkehrs erzielt und vorhandene Parkhäuser effizienter genutzt. Zudem werden kostenlose Stellplätze im öffentlichen Raum reduziert und diese entsprechend in die Parkraumbewirtschaftung integriert – etwa über die Einführung von Höchstparkdauern. Innovative Technologien zur Parkraumüberwachung werden eingeführt (z.B. Handy-Parken). Freiwerdende Flächen werden zur Erhöhung der Wohn- und Lebensqualität aufgewertet. Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral Seite 46

Umsetzung:  Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf die gesamte Innenstadt und flächendeckende Anhebung der Parkgebühren im Stadtgebiet, auch für Anwohnerparkausweise;  Einführung von gestaffelten Parkgebühren (sinkende Gebühren mit zunehmender Entfernung vom Stadtzentrum) und Prüfung des Ausbaus von attraktiven P+R-Möglichkeiten, um in die Innen- stadt zu gelangen;  Aufbau von Quartiersgaragen mit besonderem Fokus auf die Quartiersentwicklung;  Verminderung PKW-Stellplatzschlüssel in der Stellplatzsatzung. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel 4.4.4.3. Verkehrsberuhigung von Innenstadt und Wohngebieten Möglichkeiten für eine Verkehrsberuhigung werden geprüft und dort eingeführt, wo es möglich und sinnvoll ist. Die Einhaltung der Geschwindigkeitsvorgaben wird effektiv kontrolliert und durch entsprech- ende Gestaltung des Verkehrsraums (natürliche Barrieren, Poller, etc.) unterstützt. Dadurch wird auch ein wichtiger Beitrag zum Lärmschutz geleistet. Umsetzung:  Identifikation von Gebieten für Verkehrsberuhigung und Straßen, die für den Autoverkehr gesperrt werden können;  Optimierte Lenkung des MIV-Verkehrs durch Einbahnstraßen- regelungen und unterstützende Gestaltung des Straßenraums;  Kontrolle von Tempo-Limits. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch 4.4.4.4. Ausbau der Ladeinfrastruktur Eine große Stellschraube um den MIV klimafreundlicher zu machen, ist eine umfassende Elektrifizierung des Straßenverkehrs. Dafür ist ein aus- reichendes Angebot an Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet notwendig. Der Aufbau von Ladeinfrastruktur auf privaten Flächen (Parkplätze beim Ar- beitgeber oder an Einkaufszentren) wird grundsätzlich unterstützt. Umsetzung:  Erstellung eines kommunalen Elektromobilitätskonzepts zur Identifikation von Standorten für Ladesäulen, die von privat- wirtschaftlichen Unternehmen und/oder öffentlich betrieben werden.  Bereitstellung von Flächen im öffentlichen Bereich für Ladeinfrastruktur durch die Stadt, wobei der Großteil auf privaten Flächen aufgebaut werden soll. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 47

Förderung des Radverkehrs 4.4.5.1. Ausbau des Radwegenetzes Radinfrastruktur und insbesondere Radwege werden im gesamten Stadt- gebiet deutlich ausgebaut. Dies beinhaltet die Definition von Hauptver- kehrsachsen (Nord-Süd- und Ost-West-Achsen) mit entsprechend ausge- bauten Radwegen sowie flächendeckende Schließung aller Radwege- lücken. Sowohl Umlandgemeinden als auch überregionale Radwege werden in das Radverkehrsnetz integriert. Radwege entlang der Haupt- achsen werden im Winter regelmäßig geräumt. Durch diese Maßnahmen wird der Radanteil im Modal Split bis 2035 mindestens verdoppelt (gemäß dem Beschluss des Verkehrsausschusses vom August 2021 zur Verdopplung des Radanteils für Besorgungsfahrten auf 10 % und für Fahrten zur Arbeit oder Ausbildung auf 20 % bis 2030). Umsetzung:  Priorisierung und Umsetzung der im Radwegeplan genannten Maßnahmen für den Ausbau der Radwegeinfrastruktur;  Aufbau eines lückenlosen, modernen Radwegenetzes basierend auf dem Radwegeplan;  Erfassung des Radverkehrsanteils im Modal Split zur Erfolgskontrolle. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch 4.4.5.2. Ausbau von Radabstellanlagen Für den Komfort des Radfahrenden ist es wichtig am Quellort (Wohnort) und Zielort (Arbeitgeber, Einkaufszentren Ziele im öffentlichen Raum) das Rad sicher und bequem abstellen zu können. Aus diesem Grund errichtet die Stadt Kempten Radabstellanlagen im öffentlich Raum und unterstützt den Aufbau im privaten Bereich. Radabstellanlagen werden entsprechend der steigenden Nutzerzahlen ausgebaut und modernisiert. Umsetzung:  Errichtung moderner Radabstellanlagen im öffentlichen Raum;  Festlegung von Vorgaben zur Schaffung von Radabstellanlagen in Neubaugebieten (z.B. im Rahmen der Stellplatzsatzung);  Ebenso sind Stellplätze für (E-)Lastenräder vorzusehen. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 48

4.4.5.3. Kampagnen zur Förderung von Fahrrad-Mobilität Durch die Etablierung von Pedelecs bzw. E-Bikes ist die Stadt Kempten mit ihrer Topographie attraktiver für das Radfahren geworden. Um das Bewusstsein für das Radfahren zu stärken, führt die Stadt Kempten regelmäßig Kommunikationskampagnen zur Bewerbung des Radverkehrs durch. Darüber hinaus wird speziell die Mobilität mit Pedelecs bzw. E- Bikes unterstützt. Um noch mehr Menschen zum Umstieg auf das Fahrrad zu bewegen, wird der Kauf von E-Lastenfahrrädern für Privatpersonen, Vereine und Gewerbetreibende weiterhin gefördert. Umsetzung:  Aufsetzen bzw. Verstetigung von Förderprogrammen nach Maßgabe des Haushalts;  Durchführung von Kampagnen zur Bewerbung des Radfahrens. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt Förderung des Fußverkehrs und Stadt der kurzen Wege Kempten ist eine Fußgängerstadt, in der alle Ziele fußläufig erreicht werden können. Das Fußwegenetz muss daher erhalten und optimiert werden. Als eigenständige Verkehrsart und Bindeglied zwischen Verkehrs- mitteln muss der Fußverkehr grundsätzlich Bestandteil jeder Mobilitäts- strategie sein. Insbesondere bei der Stärkung des Umweltverbunds (ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehr) nimmt der Fußverkehr nicht nur auf dem Weg zu ÖPNV-Haltestellen eine zentrale Rolle ein. Dezentrale fußläufige Versorgungsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs (Supermarkt, Bäcker, Drogeriemarkt, Bank) müssen daher erhalten bleiben. Zufußgehen soll in der Stadt Kempten sicherer und attraktiver werden (breitere, barrierefreie Gehwege abseits der Hauptverkehrsadern, sichere Straßenquerungen, bessere Beleuchtung, optimierte Steuerung von Licht- signalanlagen, abgesenkte Randstreifen bzw. ggfs. Anhebung des Straßenkörpers in Seitenstraßen bei geplanten Baumaßnahmen, Fußgängerbrücken über die Iller, Winterdienst, Barrierefreiheit, etc.). Umsetzung:  Erstellung eines Fußverkehrskonzepts mit Schwachstellen- analyse der Fußwege-Infrastruktur und konkreten Verbesserungsvorschlägen;  Kontinuierliche Umsetzung der identifizierten Maßnahmen. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral Seite 49

Einführung einer nachhaltigen City-Logistik Im Bereich des Warentransports besteht ein hohes Optimierungspotenzial in der Stadt Kempten. Nachhaltige City-Logistik-Konzepte reichen von der CO2-freien Zustellung in der gesamten Innenstadt, geräuscharmer Nacht- Logistik bis zur Auslieferung per Mikro-Depot und Lastenfahrrad in einzelnen Stadtteilen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und müssen auf die jeweiligen örtlichen Verhältnisse und Anforderungen abgestimmt werden. Umsetzung:  Erarbeitung eines Konzepts in Kooperation mit Logistik-Partnern;  Regulierung des Anlieferverkehrs in der Innenstadt;  Einführung von LKW-Verboten;  Initiierung von Pilotprojekten (Aufbau von Paket-Depots, Schaffung von Anlieferzonen). Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: hoch Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 50

4.5. Handlungsfeld Klimaneutrale Stadtverwaltung Umsetzung des Klimaplan 2035 Die Stadt Kempten liegt bei der Umsetzung des bereits 2013 im Stadtrat beschlossenen Masterplan „100 % Klimaschutz bis 2050“ im Rückstand. Der Beschluss von 2019, den Masterplan „100 % Klimaschutz bis 2050“ an die Pariser Klimaziele anzupassen und den Klimaplan 2035 zu erstel- len, verschärft den Handlungsbedarf für wirksamen Klimaschutz weiter. Nach Beschluss des vorliegenden „Klimaplan 2035“ werden die notwendi- gen Maßnahmen in den verschiedenen Handlungsfeldern an die relevan- ten Akteure (verwaltungsintern und extern) kommuniziert, damit die Umsetzung zielgerichtet erfolgen kann. Umsetzung:  Bereitstellung notwendiger personeller Ressourcen im Klima- schutzmanagement zur effizienten Umsetzung des Klimaplans;  Erstellung detaillierter Umsetzungs- und Zeitpläne für die Maß- nahmen in allen Handlungsfeldern und Kommunikation an die relevanten Akteure durch das Klimaschutzmanagement;  Umsetzungskontrolle durch regelmäßige Berichtspflicht in politi- schen Gremien und öffentliche Kommunikation der Ergebnisse. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Abstimmung der Klimaplan-Umsetzung mit städtischen Beteiligungen und relevanten Akteuren Die Unternehmen und Institutionen, an denen die Stadt Kempten mehrheitlich beteiligt ist (z.B. AÜW, ZAK, KKU / KVB, Sozialbau, Jugend- kommission), sollen das strategische Klimaschutzziel der Stadt Kempten und die damit verbundenen Maßnahmen für Klimaschutz und Klima- wandelanpassung in ihre Unternehmensstrategien übernehmen, mit dem Ziel bis spätestens 2035 treibhausgasneutral zu wirtschaften. Ein jährlicher Fortschrittsbericht gibt über den aktuellen Stand auf dem Weg zur CO2-Neutralität Auskunft. Zudem ist eine Verbesserung des projektbezogenen Informationsflusses zwischen Kommunalverwaltung und kommunalen Betrieben notwendig. Relevante Klimaschutzprojekte (z.B. Solaroffensive, Ressourcenschutz- und Mobilitätsprojekte) werden – soweit möglich – gemeinsam mit den städtischen Beteiligungen durchgeführt. Das Klimaschutzmanagement koordiniert regional relevante Klimaschutz- und Klimawandelanpassungs- aufgaben mit den umliegenden Allgäuer Gebietskörperschaften (insbesondere Landkreis Oberallgäu). Umsetzung:  Gespräche der städtischen Führung mit den Beteiligungen bzw. Institutionen und Koordination der notwendigen Maßnahmen zur Realisierung der städtischen Klimaschutzziele; Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 51

 Vernetzung aller relevanten Partnerbetriebe durch das Klima- schutzmanagement und Kommunikation der Beschlüsse. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Prüfung der Klimawirksamkeit von Stadtratsbeschlüssen Um der großen Herausforderung einer klimagerechten Umgestaltung der Stadt Kempten gerecht zu werden, ist es notwendig, alle Beschluss- vorlagen des Stadtrats auf deren Klimawirksamkeit (Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsaspekte) zu prüfen. Es gilt festzustellen, ob Entscheidungen das Erreichen der städtischen Klimaschutzziele positiv oder negativ beeinflussen. Bei Entscheidungen, die negative Auswirkungen auf den Klimaschutz haben, werden alternative Handlungs- möglichkeiten aufgezeigt. Umsetzung:  Einführung einer praxistauglichen und verständlichen Systematik für Klimawirkungsprüfungen von Stadtratsbeschlüssen;  Aufzeigen von Alternativen bei Beschlüssen mit negativer Klimawirkung. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Fortführung des European Energy Awards mit Erhalt des Gold- Standards Das klimapolitische Qualitätsmanagementsystem des European Energy Awards (eea) wird in Kempten dauerhaft als Controlling-Instrument weiter- geführt. Als Klimaschutz-Vorzeigestadt strebt die Stadt Kempten die Aufrechterhaltung des eea-Gold-Standards an. Dementsprechend werden Klimaschutzmaßnahmen auch mit Blick auf die eea-Bewertungsmatrix begutachtet. Im „Klimaplan 2035“ genannte Maßnahmen fließen als Handlungsvorgabe in das alle zwei Jahre zu erstellende eea-Aktivitäten- programm ein. Die Fortführung des eea als klimapolitisches Controlling- Tool stellt sicher, dass der sich weiterentwickelnde klimapolitische Handlungsspielraum der Stadt berücksichtigt wird. Umsetzung:  Koordination der externen eea-Akteure durch das städtische Klimaschutzmanagement;  Externe Begleitung durch eza! bei der jährlichen eea-Bestands- aufnahme sowie der externen Auditdurchführung alle drei Jahre;  Entwicklung eines zweijährigen Arbeitsprogramms zur Priorisierung der Maßnahmen im Klimaplan 2035;  Bewertung der jährlichen Fortschritte bei der Umsetzung der eea- Vorgaben durch das Klimaschutzmanagement und eza!;  Vorstellung eines jährlichen Fortschrittsberichts im Klimaschutzbeirat bzw. anderen politischen Gremien. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt Seite 52

Koordination einer Arbeitsgruppe zur Klimawandelanpassung Das städtische Klimaschutzmanagement organisiert und koordiniert regel- mäßige Sitzungen der Arbeitsgruppe zum Thema Klimawandelanpassung, die nach Erarbeitung der Klimawandelanpassungsstrategie 2022 installiert wird. Die Erkenntnisse aus den mindestens jährlich stattfindenden Sitzungen werden in die relevanten politischen Gremien eingebracht. Umsetzung:  Auswahl und Gewinnung von Mitgliedern für die ständige Arbeits- gruppe „Klimawandelanpassung“ durch das Klimaschutzmanage- ment mit Unterstützung durch einen externen Dienstleister;  Regelmäßige Einberufung der Arbeitsgruppe und Vermittlung der Sitzungsergebnisse in die politische Ebene;  Berücksichtigung von Klimawandelaspekten bei politischen Beschlüssen (ggfs. als Ergänzung zur Klimawirkungsprüfung). Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt Nutzung der kommunalen Vergabeordnung für eine nachhaltige Beschaffungspraxis Die bestehende Vergabeordnung der Stadt Kempten ermöglicht die Berücksichtigung von nachhaltigen Beschaffungskriterien in allen Bereichen des kommunalen Betriebs. Ab 2022 wird die Beschaffung von Produkten bzw. Dienstleistungen im Unterschwellenbereich für Verhand- lungsvergaben ohne Teilnahmewettbewerb möglichst gemäß nachhaltiger Beschaffungskriterien durchgeführt. Bei erfolgreicher Umsetzung wird eine nachhaltige Beschaffung auch auf die kommunalen Beteiligungen über- tragen und eventuell im Verbund mit anderen Allgäuer Kommunen durch- geführt. Umsetzung:  Schulung aller beschaffenden Ämter der Stadt Kempten in Sachen Vergabeordnung und bestehender Möglichkeiten für die Beschaffung gemäß nachhaltiger Beschaffungskriterien;  Politische Rückkopplung über die kommunale Vorgehensweise zur nachhaltigen Beschaffung;  Abstimmung mit anderen interessierten Allgäuer Kommunen, um Einkaufsgemeinschaften für nachhaltige Produkte und Dienst- leistungen zu bilden. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 53

Koordination einer Auszubildenden-Klimaschutzgruppe in der Stadtverwaltung Das verwaltungsinterne Bewusstsein für Klimaschutz und Klimawandel- anpassung muss dauerhaft gefördert und gestärkt werden. Zu diesem Zweck organisiert und koordiniert das städtische Klimaschutzmanagement eine dauerhafte Klimaschutzgruppe mit den Auszubildenden der Stadt, die verschiedene Projekte in der Stadtverwaltung umsetzt. Umsetzung:  Durchführung von jährlichen Klimaschutz-Schulungen für neue städtische Auszubildende mit dem Ziel, die Auszubildenden für eine Teilnahme in der Gruppe zu gewinnen;  Abstimmung mit den städtischen Auszubildenden hinsichtlich der umzusetzenden Klimaschutzprojekte;  Verwaltungsinterne Darstellung der Azubi-Klimaschutzprojekte. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 54

4.6. Handlungsfeld Klimabewusste Bürger und Unternehmen Bewusstseinsbildung bei Kindern und Jugendlichen Klimarelevante Bildungsarbeit ist eine zentrale Schlüsselaufgabe für eine erfolgreiche Transformation zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Gesellschaft. Das Klimaschutzmanagement verfolgt dabei die Strategie einer durchgängigen Bildungsarbeit – vom Kindergarten, über Grund- schulen und weiterführende Schulen bis hin zur Erwachsenenbildung. 4.6.1.1. Klimaschutzprojekte in Kindergärten „Energiewerkstatt Kindergarten“: Vorschulkinder der Kemptener Kindergärten erhalten jedes Jahr die Möglichkeit am Projekt „Energie- werkstatt Kindergarten“ teilzunehmen. Dabei besuchen pädagogisch geschulte Energieberater/innen teilnehmende Kindergärten für jeweils eine Woche und vermitteln auf spielerische Art und Weise Wissen rund um Energiesparen, erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Pilotprojekt „Klima-Kindergarten“: Beginnend mit dem Schuljahr 2021/22 organisiert die Stadt Kempten gemeinsam mit eza! das einjährige Pilotprojekt am St. Hildegard Kindergarten. Ziel des Projekts ist es, den Kindergarten auf seinem Weg zur Klimaneutralität zu begleiten. Umsetzung:  Bewerbung der Bildungsprojekte bei allen relevanten Anlässen, z.B. bei Kindergartenträgern, Elternabenden, etc.;  Evaluierung der CO2-Einsparungen an den „Klima-Kindergärten“; Jährliche Finanzierung der Durchführung einer „Energiewerkstatt“  an zehn Kemptener Kindergärten durch die Stadt Kempten;  Entwicklung einer kommunalen Auszeichnung für Kemptener „Klima-Kindergärten“;  Erstellung eines Leitfadens mit den im Pilotprojekt „Klima-Kinder- garten“ gesammelten Erfahrungen für andere Kindergärten, die sich auf den Weg zum „Klima-Kindergarten“ machen möchten. Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt 4.6.1.2. Klimaschutzprojekte an Schulen „Fifty-Fifty“: Seit über 15 Jahren wird das Projekt vom Energiemanage- ment der Stadt durchgeführt, um durch Verhaltensänderungen in Schulen messbare Energie- und Wassereinsparungen zu erreichen. Eingesparte Energiekosten werden jährlich zur Hälfte an die Schulen ausgeschüttet. Es können sich alle Kemptener Schulen beteiligen. „EnergieChecker“: In drei Modulen erlangen Schüler/innen der Jahr- gangsstufe 3 und 4 Wissen über Stromerzeugung, Energiesparen, Klima- schutz und den ökologischen Fußabdruck. Die Module werden vom AÜW und von Energieberater/innen des Naturerlebniszentrum Allgäu (NEZ) durchgeführt. Die Stadt Kempten finanziert jährlich die Durchführung der „EnergieChecker“ für maximal 15 Schulklassen. Seite 55

Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv „KlimaChecker“: Diese Maßnahme wird in Kooperation mit dem Land- kreis Oberallgäu, AÜW, ZAK, KKU, NEZ und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für die 8./9. Jahrgangsstufe angeboten, um den Schüler/innen Wissen und Handlungsanleitungen für eine klima- freundliche und nachhaltige Lebensweise zu vermitteln (auch über das Portal „Schule fürs Leben“ verfügbar). „Klimaschule“: Ziel ist es, Klimaneutralität für den gesamten Schulbetrieb zu erreichen und sich umfassend mit den Themen Klimaschutz und Klima- wandel auseinanderzusetzen. Dabei werden zentrale Aspekte des klima- neutralen Lebensstils intensiv beleuchtet, wie z.B. Ernährung (fleischfreie Tage in der Mensa, etc.) und Mobilität (Teilnahme am Stadtradeln, Projekt „Schulmeilen“, etc.). Die Stadt unterstützt Kemptener „Klimaschulen“ (der- zeit: Hildegardis Gymnasium, Carl-von-Linde Gymnasium, Nordschule, Suttschule und Fürstenschule) bei der Umsetzung von Schulprojekten und bringt die Projekterfahrungen in der Etablierung als bayernweites Projekt ein. Im Rahmen von „Smart City Kempten“ wird in den Jahren 2022/23 das Projekt „Klimaschule“ als Blaupause für Kemptener und Allgäuer Schulen durchgeführt. „Mücke“ (Müll Clever Trennen in Kempten): Pilotprojekt zur Einführung von Mülltrennung und einer geordneten Entsorgung der gesammelten Abfallfraktionen an Kemptener Schulen mit dem langfristigen Ziel, Abfallmengen dauerhaft zu reduzieren und die nötige Infrastruktur zur Mülltrennung an den Schulen aufzubauen. Umsetzung:  Bewerbung der Bildungsprojekte bei allen relevanten Anlässen, z.B. bei Elternabenden, Schulleiterkonferenzen, etc.;  Evaluierung der CO2-Einsparungen an Kemptener Klimaschulen;  Weiterentwicklung des Projekts „Fifty-Fifty“ und Wiederaufnahme nach coronabedingter Pause im Schuljahr 2022/23;  Begleitung, Beratung und Unterstützung der „Klimaschulen“ bei der Projektumsetzung durch das städtische Klimaschutz- management, das Projekt „Smart City Kempten“ und eza!;  Erstellung von Factsheets zu Status und Projekten jeder Klimaschule in Kempten, auch zur Weitergabe an externe Akteure (z.B. AÜW);  Unterstützung des Bayerischen Kultusministeriums bei der weiteren Konzeption und Entwicklung von Handreichungen für die „Klimaschule Bayern“ in Kooperation mit dem Umweltministerium;  Fortführung des Pilotprojekts „Mücke“ durch das Klimaschutz- management und das Amt 69, wenn sich der Schulalltag nach Corona wieder normalisiert hat. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt Seite 56

Bewusstseinsbildung bei Erwachsenen Die Stadt Kempten bewirbt nachhaltigen Klimaschutz in der Kemptener Bürgerschaft und trägt durch verschiedene Aktivitäten zur Bewusstseins- bildung bei – wie etwa durch die Organisation von öffentlichen Veran- staltungen (z.B. Ausstellungen zum Thema Biodiversitätsförderung, Fair Trade, Klimawandel, ökologischer Fußabdruck, etc.) und die Unterstütz- ung verschiedener Kemptener Nachhaltigkeitsinitiativen (Tausch- oder Verschenk-Börsen, Food-Sharing, „Freundeskreis für ein lebenswertes Kempten“, „piepmatz“). Dabei werden auch gezielt verschiedene gesell- schaftliche Gruppen angesprochen, wie z.B. ausländische Mitbewohner, Senior/innen, Jugendliche und einkommensschwache Haushalte. Ziel aller Angebote ist es, einen emotionalen Bezug zum Klimaschutz sowie eine persönliche Identifikation mit den Zielen des Klimaplans 2035 aufzubauen und ohne erhobenen Zeigefinger zum Mitmachen anzuregen. 4.6.2.1. Kampagnen für einen klimaneutralen Lebensstil Um einen klimafreundlichen Lebensstil und Konsum im Alltag einzuüben, wird eine Lebensstil-Kampagne „Klimaneutral Leben im Allgäu“ durchge- führt – möglichst gemeinsam mit dem Landkreis Oberallgäu. Teilnehmen- de Kemptener bzw. Allgäuer Familien sollen im Zuge der Kampagne ihren CO2-Fußabdruck beispielhaft reduzieren und andere Bürger mit ihren Erfahrungen begleitet durch entsprechende mediale Präsenz motivieren. Die mehrmonatige Kampagne wird in den öffentlichen Printmedien, Social Media und dem Internet begleitet. Dabei wird die Transformation zu einer nachhaltigen, klimagerechten und an den Klimawandel angepassten Gesellschaft so sozialverträglich wie möglich gestaltet, indem auch die Bedürfnisse von Bürger/innen aus sozial schwächeren Schichten und unteren Einkommensstufen ausreichend berücksichtigt werden. Umsetzung:  Bewerbung, Organisation und Durchführung von Informations-, Mitmach- und Ausstellungsveranstaltungen;  Beratung und Unterstützung sowie Vermittlung von Informationen an Bürgerinitiativen durch das Klimaschutzmanagement;  Verstärkte Platzierung von Klima- und Naturschutzthemen in der Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Erwachsenenbildung (z.B. in Kooperation mit der VHS);  Organisation der Kampagne „Klimaneutral Leben im Allgäu“: o Bewerbung und Begleitung der Lebensstil-Kampagne gemeinsam mit eza!; o Bereitstellung der nötigen Mittel, um die Pilotfamilien medial umfangreich zu begleiten; o Konsequentes Handeln zur Beseitigung von Stolpersteinen und Hindernissen, die im Einflussbereich der Stadt liegen; o Auswertung der Ergebnisse und Erfahrungen. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt Seite 57

4.6.2.2. Fortführung der Kampagne „Check Dein Haus“ Die Stadt Kempten bietet seit 2013 jährlich Beratungskampagnen zur Gebäudesanierung an – zunächst unter dem Namen „Sanieren mit GRIPS“, aktuell als Beratungsaktion „Check Dein Haus“. Die Nachfrage für das Angebot an 70-80 Beratungen pro Jahr ist hoch. Bei Bedarf können diese Aktivitäten durch weitere Inhalte (z.B. „Check Dein Dach“ zur Solarenergieberatung) ausgebaut werden. Umsetzung:  Bewerbung der Kampagne durch das Klimaschutzmanagement;  Durchführung und Umsetzung der Beratungen in einzelnen Stadtteilen durch die Verbraucherzentrale und eza!;  Regelmäßige Evaluierung der durch die Beratungen ausgelösten Sanierungen (alle fünf Jahre). Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel 4.6.2.3. Präsentation vorbildlich sanierter Gebäude Im Rahmen des eza! - Hausbesichtigungstags werden bereits energetisch vorbildlich sanierte Privathäuser präsentiert. Im Rahmen laufender Sanierungskampagnen (z.B. des städtischen Förderprogramms für Altbausanierung) wird diese Vermarktung intensiviert und werden ggf. auch Bürger-Erfahrungsberichte gesammelt, Bürger-Botschafter ernannt und Wettbewerbe ausgelobt. Zudem werden die Bewerbungsaktionen auch auf gewerblich und kommunal genutzte Gebäude ausgeweitet. Umsetzung:  Bewerbung und Öffentlichkeitsarbeit für vorbildlich sanierte Privathäuser durch das Klimaschutzmanagement;  Bewerbung auch von sanierten, gewerblich oder kommunal genutzten Gebäuden. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel 4.6.2.4. Durchführung öffentlicher Klimaschutz-Veranstaltungen Bestehende Veranstaltungen (wie z.B. Earth Hour, Kemptener Tanzherbst, Stadtradeln, Zukunftskino) werden fortgeführt und über klimaschutz- relevante Kernthemen miteinander vernetzt (z.B. nachhaltige Mobilität, Angebot an fair gehandelten bzw. regional produzierten Bio-Lebens- mitteln). Dabei wird insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Landkreis Oberallgäu, weiteren externen Akteuren (z.B. Hochschule Kempten, ZAK GmbH) sowie dem Eigenbetrieb Veranstaltungsmanagement weiter ausgebaut – mit dem Ziel Veranstaltungen in Kempten nachhaltig zu gestalten (z.B. Allgäuer Festwoche). Umsetzung:  Planung, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen durch das Klimaschutzmanagement und/oder mit anderen externen Akteuren/Organisationen (Aufbau von Netzwerken); Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 58

 Organisation von klimaneutralen Veranstaltungen mit Kompen- sation unvermeidbarer Restemissionen, Anreizen zur klima- freundlichen Anreise und entsprechender Kommunikation; wenn keine klimaneutrale Durchführung möglich ist, Berechnung und Kommunikation des CO2-Fußabdrucks der Veranstaltung;  Umsetzung „Jahr der Nachhaltigkeit 2023“ mit nachhaltiger Aus- richtung bestehender bzw. ggfs. zusätzlicher Veranstaltungen (z.B. Klimawoche, Ausrichtung einer städtischen Klima-Demo);  Entwicklung neuer Veranstaltungsformate (z.B. Aktionstag „Mach heute mal was anders“, Podiumsdiskussion mit Wissenschaftlern, Politikern und Bürgern) und Aktionen zum Sichtbarmachen der Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen (z.B. Projektion der Climate Clock für verbleibendes CO2-Budget, Installation der Warming Stripes als Denkmal);  Entwicklung eines Veranstaltungskalenders mit klimarelevanten Veranstaltungen in Kempten (ggfs. auch im Zuge von Smart City);  Kampagne zum Sichtbarmachen des Kemptener Beitrags zu den „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen (ggfs. in Kooperation mit Kemptener Schulen). Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel 4.6.2.5. Bewusstseinsbildung zu klimabewusster Ernährung und Ressourcenschonung Kooperation mit der Öko-Modellregion Oberallgäu-Kempten: Die seit 2015 bestehende Zusammenarbeit mit der Öko-Modellregion Oberallgäu- Kempten (ÖMR) wird fortgeführt, um saisonale und regional erzeugte (Bio-)Lebensmittel besser in der Stadt Kempten zu vermarkten und da- durch einen nachhaltigen und klimabewussten Lebensstil zu unterstützen. Kooperation mit dem ZAK: Um die Themen Müllvermeidung und Ressourcenschonung in Kempten voranzubringen, arbeitet das Klima- schutzmanagement weiterhin eng mit dem ZAK im Bereich Öffentlich- keitsarbeit und Aufklärungskampagnen zusammen. Umsetzung:  Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit und Durchführung von Kampag- nen mit der ÖMR (z.B. Auftritte auf der Allgäuer Festwoche, „Zukunftskino“, ÖMR-Sommerprogramm);  Stärkere Bewerbung und Direktvermarktung regional erzeugter Lebensmittel mit der ÖMR (z.B. Rezept des Monats);  Zunehmende Umstellung des Speiseangebots in städtischen Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Institutionen (Schulen, Kindergärten) auf saisonale und regionale Bio-Lebensmittel;  Mitarbeit bei der Auswahl von ÖMR-Kleinprojekten;  Durchführung einer Aufklärungskampagne zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung (z.B. mithilfe der App „too good to go“) und Verminderung von Lebensmittelresten in städtischen Betrieben durch Abstimmung mit Lieferanten; Intensivere Bewerbung von Mehrwegsystemen (z.B. Relevo) im Gastrobereich und flächendeckende Etablierung in der Stadt;  Seite 59

 Kooperation mit dem ZAK zur Entwicklung einer Kampagne für Müllvermeidung und Recycling sowie zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung;  Durchführung von Müllsammelaktionen mit Kemptener Vereinen und Schulen gemeinsam mit dem Umweltamt Kempten. Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: indirekt 4.6.2.6. Cambonatura-Kampagne zur Bewusstseinsbildung für Klimaschutz Das Klimaschutz-Leitmotiv „cambonatura“ wird verstärkt genutzt, um nach- haltiges und klimabewusstes Verhalten gebündelt im Stadtbild darzustellen und zum Mitmachen beim Klimaschutz anzuregen. Das Cambonatura- Signet wird nicht nur für alle Klimaschutzprojekte der Stadt Kempten verwendet, sondern soll zukünftig auch an Stellen in der Stadt sichtbar sein, wo Natur- und Klimaschutz aktiv gelebt wird. Umsetzung:  Auswahl auszeichnungswürdiger Nachhaltigkeitsinitiativen und Klimaschutzprojekte durch das Klimaschutzmanagement und jährliche Auszeichnung mit der cambonatura-Plakette durch den Oberbürgermeister sowie mediale Bewerbung der Kampagnen;  Bewerbung umgesetzter Klimaschutz-Maßnahmen und ausgewählter Klimawandelinformationen auf ansprechenden Info- tafeln (z.B. in Pflanztrögen analog zur Aktion der Stadt Konstanz in Kooperation mit der Stadtgärtnerei; Sponsoring von rollbaren Pflanzkübeln, die von Klimaschulen gestaltet wurden nach Vorbild von Neumarkt i. d. Oberpfalz);  Erstellung einer Landkarte mit allen Cambonatura-Projekten auf der städtischen Klimaschutz-Website. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt Bewusstseinsbildung für Klimaschutz bei Unternehmen 4.6.3.1. Netzwerke für Energieeffizienz und Klimaneutralität Über freiwillige Vereinbarungen und Kooperationen werden Unternehmen zur Mitarbeit am Erreichen der Klimaneutralität der Stadt Kempten gewonnen. Neben bereits bewährten Energieeffizienz-Netzwerken für Unternehmen ist die Teilnahme am „Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030“ ein weiterer wichtiger Baustein. Als Bündnispartner ermitteln die Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck, setzen Energieeffizienz-Maßnah- men um und kompensieren nicht-vermeidbare Emissionen über zertifi- zierte Projekte in Entwicklungsländern sowie über regionale CO2-Minder- ungsprojekte im Allgäu. Die Stadt Kempten bewirbt das Bündnis weiterhin bei den Kemptener Unternehmen. Umsetzung:  Bewerbung von Klimaschutzthemen bei örtlichen Unternehmen durch das Klimaschutzmanagement (z.B. Mobilitätsmanagement, Klimaneutralität, nachhaltige Beschaffung, Recycling); Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 60

 Initiierung von Kooperationen mit Unternehmen für Projekte im Bildungsbereich (z.B. Krankenkassen, VHS, Bildungsträger);  Bewerbung der Teilnahme am „Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030“ bei Unternehmen durch die Stadt. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt 4.6.3.2. Entwicklung nachhaltiger Gewerbeflächen bzw. eines nachhaltigen Gewerbeparks als Leuchtturmprojekt Ausgehend von bundesweiten Energieeffizienz-Vorgaben für Nichtwohn- gebäude, sollen die planerischen Vorgaben bei der Ansiedlung von neuen Unternehmen in Kempten zukünftig verstärkt das Ziel der CO2-Neutralität mitberücksichtigen. Neben der Energieversorgung der Nichtwohngebäude (z.B. Solarpflicht inkl. PV-Parkplatzüberdachungen) betrifft dies auch die Bereiche nachhaltige Mobilität, die Minimierung des Flächenverbrauchs (z.B. Erhalt alter Bausubstanz und Nachverdichtung) sowie die Berück- sichtigung von biodiversitätsfördernden Aspekten (z.B. Erhalt von Grün- flächen, Fassadenbegrünung, Minimierung der Lichtverschmutzung). Umsetzung:  Berücksichtigung von klimarelevanten Aspekten bei der Aktuali- sierung des Flächennutzungsplans und daraus abgeleitet für Gewerbeflächen;  Enge Abstimmung der Maßnahme mit dem Handlungsfeld „Optimierung der Infrastruktur“ im strategischen Ziel „Wirtschaftsstandort stärken“; Information und Beratung interessierter Unternehmen;   Akquise nachhaltiger und/oder klimaneutraler Unternehmen;  Verpflichtende Umsetzung für Gewerbebauten;  Marketing für ein Pilotprojekt. Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: hoch Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv 4.6.3.3. Energiemanagement und Nachhaltigkeitsprojekte für innerstädtische Unternehmen Integriertes Quartierskonzept: Die Stadt Kempten geht aktiv auf die Unternehmen zu und initiiert weitere Projekte in Anlehnung an das im Mai 2022 abgeschlossene Projekt „Quartierskonzept Nördliche Innenstadt“ zur Lokalisierung und Nutzung vorhandener Energieeffizienzpotenziale durch intensive Beratung und Information der Unternehmen. Bewusstseinsbil- dung bei Mitarbeitern soll die Akzeptanz für die Maßnahmen unterstützen. Mittelfristig werden möglichst viele Unternehmen der Stadt erreicht (z.B. auch durch Ansprache von Eigentümern vermieteter, gewerblich genutzter Gebäude). Projekt Starke Zentren: In diesem Pilotprojekt, für das die Stadt Kempten 2021 ausgewählt wurde, werden zentrale Lagen der Stadt zukunftsfähig und krisensicher weiterentwickelt, damit sie auch künftig ihrem über- örtlichen Versorgungsauftrag Rechnung tragen können. Dabei werden klimaschutzrelevante Aspekte mitberücksichtigt. Seite 61

Umsetzung:  Akquise von Einzelhandels- und Dienstleistungsunternehmen über  das Projekt in der nördlichen Innenstadt hinaus; Information (Handreichungen, Newsletter, etc.) und Beratung der Unternehmen im Rahmen des Projektes;  Umsetzung von Maßnahmen durch Unternehmen und Begleitung durch City-Management / Dienstleister / Klimaschutzmanagement;  Koordination von Kampagnen (z.B. effektives Leerstands- management, Mobilitätswettbewerb Green Ways to Work); Information zur Aktivierung von Azubis als Klimabotschafter;   Durchführung von Informationsveranstaltungen bzw. Workshops zum Projekt „Starke Zentren“. Einfluss der Stadt: mittel Klimawirkung der Maßnahme: hoch Gründung des Klimaschutz-Netzwerks Kempten Zur Vernetzung aller relevanten Akteure im Bereich Klimaschutz in Kempten (wie etwa Vereine, Kirchen, IHK, Caritas, Gewerkschaften, Hochschule, Jugendliche, Migranten, Frauen, Handwerksbetriebe, ausländische Mitbürger/innen, etc.) wird ein Klimaschutz-Netzwerk gegründet (ggfs. mehrere spezifische Netzwerke). Ziel ist die bessere Einbindung der verschiedenen Gruppen in die Klimaschutzarbeit der Stadt. Umsetzung:  Identifikation relevanter Akteure und Ansprache durch das Klimaschutzmanagement;  Organisation von regelmäßigen Netzwerkveranstaltungen;  Definition gemeinsamer Klimaziele für Mitglieder des Netzwerks;  Setzen von Anreizen für Mitglieder durch die Stadt Kempten (Beratungen, Wettbewerbe, etc.). Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: mittel Kontinuierliche Begleitung der Umsetzung des Klimaplan 2035 durch den Klimaschutzbeirat Der Klimaschutzbeirat der Stadt Kempten spielt eine wichtige Rolle bei der Aufbereitung von Klimaschutzmaßnahmen für die politische Diskussion. Um größtmögliche Transparenz der städtischen Klimaschutzpolitik zu ermöglichen, tagt das Gremium öffentlich. Über die Umsetzung von Maß- nahmen des „Klimaplan 2035“, insbesondere auch über längerfristige Klimaschutzprojekte, wird regelmäßig im Klimaschutzbeirat berichtet. Umsetzung:  Regelmäßige Berichterstattung zu relevanten Themen und Projekten im Klimaschutzbeirat;  Vorbereitung von klimaschutzrelevanten Themen für politische Gremien (z.B. Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz, Stadtrat). Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: positiv Seite 62

Öffentlichkeitsarbeit und Social Media Aufgrund der hohen Bedeutung des Klimaschutzes wird die Öffentlich- keitsarbeit der Stadt zu allen Klimaschutzthemen intensiviert. Ziel ist eine regelmäßige und zielgruppenspezifische Kommunikation zu Klima- schutzmaßnahmen und Best-Practice-Beispielen, die Chancen und Mög- lichkeiten aufzeigt sowie zum Mitmachen motiviert – ganz nach dem Motto „auch kleine Schritte sind gute Schritte“. Wichtig ist dabei ein einheitliches Dach für alle Aktivitäten im Bereich der Klimaschutz-Öffentlichkeitsarbeit (cambonatura), um einen Wiedererken- nungseffekt in der Öffentlichkeit zu erreichen. Neben dem Ausbau der städtischen Klimaschutz-Website werden die städtischen Klimaschutz- aktivitäten auch kontinuierlich über verschiedene Social-Media-Kanäle (z.B. städtische Facebook-Seite) kommuniziert und kommentiert. Umsetzung:  Kontinuierliche Aktualisierung und Pflege der Klimaschutz- Webseite sowie Schaffung von Möglichkeiten zur interaktiven Kommunikation;  Erstellen von eigenem Content, um Klimaschutzthemen ziel- Strategische Ziele: Wirtschaftsstandort Finanzkraft Zusammenleben Kultur/Tourismus Klima/Umwelt Einfluss / Kompetenz: Stadt Kempten Land Bund Treibhausgasbilanz: neutral gruppengerecht auf allen Medienkanälen zu platzieren (Social Media Posts, Website, Videobotschaften, Podcasts, Magazin, Pressemeldungen, etc.) Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Hochschule Kempten im Bereich Klimaschutz-Kommunikation;   Etablierung von Persönlichkeiten, die für Klimaschutz in Kempten stehen und zur Umsetzung der Maßnahmen im Klimaplan 2035 begeistern;  Regelmäßige Analyse von Zugriffen, Aktivitäten und Zielgruppen auf Website und Social-Media-Kanälen;  Bereitstellung von finanziellen und personellen Kapazitäten für „Targeting“, um die Zielgruppen von Kampagnen stadtweit zu erreichen (z.B. über Facebook). Einfluss der Stadt: hoch Klimawirkung der Maßnahme: indirekt Vernetzung mit anderen Klimaschutz-Kommunen Als Masterplan-Kommune ist Kempten Teil eines bundesweiten Netzwerks von im Klimaschutzbereich sehr aktiven Kommunen in Deutschland, mit denen ein regelmäßiger Austausch zu den Herausforderungen der Energiewende weitergeführt wird. Auf regionaler Ebene ist der Austausch mit den bayerischen eea-Kommunen hilfreich. Auf Projektebene wird eine Vernetzung mit dem Klimaschutzmanagement des umliegenden Landkreises Oberallgäu angestrebt. Bereits erfolgreich durchgeführte, gemeinsame Aktionen (z.B. Öko-Modellregion Oberallgäu-Kempten, Stadtradeln, Zukunftskino oder HyAllgäu-Machbarkeitsstudie) werden soweit möglich fortgeführt. Neue Projekte werden sowohl von der Stadt Kempten als auch vom Landkreis eingebracht. Seite 63

Quellen [1] UNFCCC (2015): Historic Paris Agreement on Climate Change: 195 Nations Set Path to Keep Temperature Rise Well Below 2 Degrees Celsius, Presseerklärung vom 12. Dez. 2015 (Memento vom 17. Januar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 17. Jan. 2016. [2] Bundesregierung (2016): Klimaschutzplan 2050 – Klimaschutzpolitische Grundsätze und Ziele der Bundesregierung: https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschu tz/klimaschutzplan_2050_bf.pdf. [3] Bundesregierung (2021): Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Bundes-Klimaschutzgesetzes; https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Glaeserne _Gesetze/19._Lp/ksg_aendg/Entwurf/ksg_aendg_bf.pdf. [4] GermanZero (2021): 1,5-Grad-Gesetzespaket für Deutschland. https://germanzero.de/erreichen, abgerufen am 19. Okt. 2021. [5] Stadt Kempten (2013): Masterplan „100 % Klimaschutz bis 2050“. https://www.kempten.de/file/MP_Konzept_Endfassung_031213_form atiert%20(3).pdf.77 [6] Will Steffen et al. (2018): Trajectories of the Earth System in the Anthropocene. In: Proceedings of the National Academy of Sciences, doi:10.1073/pnas.1810141115. [7] IPCC (2018): IPCC-Sonderbericht 1,5 °C globale Erwärmung – Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger, https://www.de-ipcc.de/media/content/SR1.5-SPM_de_181130.pdf, abgerufen am 14. Dez. 2019. [8] IPCC (2019): Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme, https://www.de-ipcc.de/254.php. [9] IPCC (2021): Summary for Policymakers. In: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Cambridge University Press, https://www.de- ipcc.de/350.php. [10] Johan Rockström et al. (2017): A roadmap for rapid decarbonization. In: Science. Band 355, Nr. 6331, S. 1269–1271, doi:10.1126/science.aah3443. [11] Stefan Rahmstorf / Global Carbon Project; Igueres, C. et al. (2017): Three years to safeguard our climate. In: Nature 546, S. 593-595; dt. Bearbeitung: Stefan Rahmstorf, https://www.spektrum.de/kolumne/vollbremsung-fuers-klima/1512245. Seite 65

[12] Stefan Rahmstorf (2019): Wie viel CO2 kann Deutschland noch ausstoßen? Spektrum der Wissenschaft, SciLogs (28. Mär. 2019). https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/wie-viel-co2-kann- deutschland-noch-ausstossen/. [13] Arent, D.J., R.S.J. Tol, E. Faust, J.P. Hella, S. Kumar, K.M. Strzepek, F.L. Tóth, and D. Yan (2014): Key economicsectors and services. In: Climate Change 2014: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Part A: Global and Sectoral Aspects. Contribution of Working Group II to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Field, C.B., V.R. Barros, D.J. Dokken, K.J. Mach, M.D. Mastrandrea, T.E. Bilir, M. Chatterjee, K.L. Ebi, Y.O. Estrada, R.C. Genova, B. Girma, E.S. Kissel, A.N. Levy, S. MacCracken, P.R. Mastrandrea, and L.L. White (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, pp. 659-708 https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/WGIIAR5- Chap10_FINAL.pdf. [14] Umweltbundesamt (2012): Die Folgen des Klimawandels in Deutschland. Hintergrundpapier https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/515/doku mente/4355_0.pdf. [15] Amel E., Manning C., Scott B. & Koger S. (2017): Beyond the roots of human inaction: Fostering collective effort toward ecosystem conservation. In: Science, Vol. 356, Issue 6335, pp. 275-279 DOI: 10.1126/science.aal1931 https://science.sciencemag.org/content/356/6335/275. [16] IPCC (2018): Global Waming of 1,5 °C, https://www.ipcc.ch/sr15/. [17] Bilstein F. (2019): Umweltverbände und Umweltbundesamt halten augenscheinlich wenig von gutem Marketing. Interview von Klimafakten.de: https://www.klimafakten.de/meldung/umweltverbaende-und- umweltbundesamt-halten-augenscheinlich-wenig-von-gutem- marketing, abgerufen am 20. Dez. 2019. [18] Energie- und Umweltzentrum Allgäu (2021): Bündnis klimaneutrales Allgäu 2030; https://buendnis-klimaneutrales-allgaeu.de/. Seite 66