Kulturschaffende schaffen es, die Welt anders zu sehen und weiter zu machen. Sie eröffnen neue Sichtweisen auf uns als einzelne Menschen sowie auf die gesamte Gesellschaft und verändern so den Blick auf das, was uns umgibt. Und so ist Veränderung auch Konzept in der Kommunalen Kulturarbeit. Aufgabenbereiche, Zuständigkeiten, Schwerpunkte, all dies ist ständig dem gesellschaftlichen Diskurs unterworfen. Erfolg- reiche Kulturarbeit leisten heißt, diesem Diskurs nicht nur zu folgen, sondern ihn zu gestalten – aktiv und kreativ, mit der Erinnerung im Sinn und der Zukunft im Blick. Wir vom Kulturamt der Stadt Kempten verstehen Kultur als Grundrecht für jede und jeden und arbeiten daran, dass sie für alle Menschen erlebbar und begreifbar, aber auch für alle gestaltbar wird. Wir fordern und fördern deshalb: »Kultur von allen, für alle«. Denn nur so kann Kultur relevant sein und relevant bleiben und als eine wichtige Säule des gesell- schaftlichen Zusammenhalts wahrgenommen werden. Die Aufgabe eines modernen Kulturamtes ist es deshalb, die Rahmenbedingungen zu schaffen für den künstlerischen Pro- zess einerseits, aber genauso die Räume der Wahrnehmung und Rezeption der künstlerischen Werke so bereitzustellen, dass die Kunst auch dorthin kommt, wo die Menschen sind. So wie die Bürgerinnen und Bürger der Stadt ein Recht auf diverse, inklusive und barrierefreie Kulturangebote haben, so haben die Kulturschaffenden ein Recht auf Mitgestaltung, auf finanzielle und logistische Unterstützung. Kulturschaffende sind keine Bittsteller. Und Kulturschaffende haben ein Recht auf Transparenz. Denn diese Unterstützung darf nicht von äußeren Umständen abhängig sein, sondern von der Qualität ihrer Projekte. Diese Unabhängigkeit gibt ihnen die Möglichkeit, auch unbequem zu sein. Kulturschaffende dürfen sperrige Themen angehen und müssen anecken können. Eines der wichtigsten Ergebnisse des in diesem Band vor- gelegten Kulturentwicklungskonzeptes ist es, dass wir viele Stimmen gehört haben, auch neue. Kulturinteressierte, die den Anspruch und das Niveau hochhalten. Menschen, die durch unsere Arbeit zum allerersten Mal mit Kultur und Kunst in Kontakt kamen. Und Kulturschaffende und Kulturakteure, die sich eben auch abseits der üblichen Kulturpfade befinden. Diese neuen Stimmen bekamen besonders durch die ersten Projektansätze Platz und Gehör, die parallel zum Kulturent- wicklungsprozess bereits in die Umsetzung gingen, wie eine Neukonzeption der Kulturförderung und der Aufbau einer digitalen Kulturplattform. Auch erfolgreiche Prozesse, oder gerade die, verlaufen nicht ohne Reibung. Neue Wege stellen oft eine Herausforderung dar für diejenigen, die dem Alt- bewährten vertrauen. Auch diese Stimmen müssen wir weiter- hin hören und in jede künftige Entwicklung einbeziehen. Mein großer Dank geht zunächst an alle Beteiligten, die in den verschiedenen Bereichen mitgearbeitet haben. Viele Akteu- rinnen und Akteure waren in mehreren Formaten dabei und haben damit die Weiterentwicklung der Kemptener Kunst und Kultur direkt mitgestaltet. Uns und dem Prozess hat es Aufwind gegeben, dass die Begeisterung immer wieder nach außen ge- tragen und geäußert wurde. Auch innerhalb der Stadt hat eine Vernetzung eingesetzt. Die gemeinsame Arbeit am Projekt KEKK hat ganz direkt kürzere Wege geschaffen und das Verständ- nis füreinander wachsen lassen. Von Anfang an hatten wir den Blick auch in das Oberallgäu gerichtet und wir freuen uns sehr, dass in vielen Formaten der Landkreis vertreten war. Diese Ko- operation bringt uns unserem erklärten Ziel, einer allgäuweiten Zusammenarbeit im Bereich der Kultur näher. Die Stadtpolitik hat den Auftrag zum Kulturentwicklungs- konzept erteilt, die Arbeit politisch begleitet und schließlich 16 17