Ausstellungsstipendium der Sparkasse Allgäu 2024
Sebastian Mayrhofer aus Kaufbeuren wird für seine zweiteilige Arbeit „Territoriales Fließen" von der Jury mit dem Ausstellungsstipendium der Sparkasse Allgäu 2024 gewürdigt.
Begründung der Jury:
Es ist eine überraschende Leichtigkeit in der Skulptur, weil sie über dem Boden schwebt. Die verschiedenen Herangehensweisen vom Medium Video, über den Stein in Verbindung mit den Stahlrohren sind spannungsreich angeordnet. Der Stein hat verschiedene Lagerpunkte, wodurch er ein bisschen nach vorne kippt. Er scheint durch die Wellen in der Oberfläche wie eingefroren. Die Metallstangen kippen wiederum in die andere Richtung, werden oben zusammengehalten und fächern sich unten auf, was eine skulpturale Spannung aufbaut.
Der Videobildschirm, der einfach auf den Stein gelegt wird, bringt ein zusätzliches technisches Element in die Arbeit hinein. Auf der physischen Ebene werden drei verschiedene Materialien kontrastreich miteinander kombiniert. Auf der immateriellen, digitalen Ebene bringt das gezeigte Eis eine weitere Komponente hinzu. Es stellt die Spannung zwischen Durchblick und Nicht-Durchblick, zwischen Vereisen und Freigelegt sein dar. Die spontane Herangehensweise hat die Folge, dass die Materialien weder kaschiert noch geschönt werden. Sie werden so präsentiert, wie sie sind. Durch das Video wird das Element der Zeitlichkeit, die vierte Dimension hinzugefügt.
Auch die Zeichnungen, die als Triptychon angelegt sind, zeigen eine gewisse Leichtigkeit. Sie sind thematisch verbunden durch die Handlung des Hängens, Fliegens und Greifens.
In dem Werk geht es generell um Spannungs- und Kräfteverhältnisse, sowohl in den verwendeten Materialien als auch in der Komposition selbst.
Die Präsentation des Werks im Hofgartensaal der Residenz ist sehr stimmig, da der verwendete Grüntenstein das Material der Säulen im Raum aufnimmt.
Nachdem Sebastian Mayrhofer 2019 den Nachwuchspreis gewonnen hat, freut sich die Jury darauf, mehr Werke von Sebastian Mayrhofer in einer Ausstellung kennenzulernen.
Sebastian Mayrhofer über seine Arbeit:
„Territoriales Fließen“ beschreibt einen kontrollierten Raum, der aufgrund von Bewegungen unter Druck gerät und dadurch seine Kontrolle verliert.
projekt territoriales fließen_zeichnung 1-3 (Graphit auf Papier)
Die drei Collagen sind Ideenskizzen zum Projekt Territoriales Fließen. Skizze 1 zitiert den Namenlosen aus dem Film La Jetèe von Chris Marker, in dem ein Mann gewaltsam festgehalten und auf Zeitreisen geschickt wird. Während der Versuche verweilt sein Körper aber immer in derselben Hängematte. Es entsteht das Bild eines Menschen, der gezwungen wird, seine Bewegung zu träumen. Die beiden anderen Zeichnungen zeigen jeweils die Aufnahme einer Wärmebildkamera. Dabei werden bis dahin unentdeckte Körper in einem Raum aufgrund ihrer Körpertemperatur sichtbar. Die Aufnahmen sind in Zeichnungen eingebettet, die Werkzeuge zur Erzeugung von gewaltigen Kräften zeigen.
projekt territoriales fließen_auslaufen“ (Stein, Stahl, Video)
Als Auslaufen wird bei einem Schiff das Verlassen des Hafens bezeichnet, das Schiff gerät in Bewegung. In der Installation treffen verschiedene Bewegungen aufeinander. Eine urzeitlich zu Stein erstarrte Welle steht auf dünnen Beinen einem Bildschirm gegenüber. Das Video auf dem Bildschirm dokumentiert den Versuch, eine Eisplatte durch die Körperwärme der Hand zu durchdringen. Dabei wird die wischende Bewegung der Handfläche zum winkenden Schatten auf der erstarrten Oberfläche des Steins.
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Film-Porträt Sebastian Mayrhofer