Aufbruch in die Zukunft: Neuer ÖPNV für Kempten

30.11.2023

Das neue Bussystem Kemptens steht im Kern für die Abkehr vom gegenwärtigen ZUM-Konzept zugunsten zahlreicher Umsteigepunkte.

Zentrale Umsteigepunkte sind der Hauptbahnhof sowie der Bereich Hofgarten. Diese zentrumsnahen Anschlusspunkte sind über die Haltestelle Zentrum-Stadtpark an der alten ZUM im 7,5 Minuten-Takt miteinander verbunden. Weitere Linien ermöglichen reibungslose Anschlüsse an diese Knotenpunkte. Zudem entstehen Umsteigestellen an den Schnittstellen von Stadt- und Regionalbuslinien mit dem Ringbus. Wesentlich ist, dass die Kemptener Innenstadt künftig auch ohne Umstieg aus jedem Stadtteil direkt erreichbar ist, jedoch über mehrere Haltepunkte verteilt.

 

ZUM-Konzept

 

Im bestehenden System fungiert die ZUM als einziger Umsteigepunkt im Stadtgebiet. Die Abkürzung steht für "Zentrale Umsteigemöglichkeit". Hierbei erreichen sämtliche Stadtbuslinien zweimal stündlich gleichzeitig die ZUM, warten und starten synchron. Während dieser Wartezeit sind sämtliche Umstiege möglich. Nach Abfahrt der Stadtbusse stehen die Flächen für Regionalbusse zur Verfügung. Mit 25 Haltestellen an der ZUM ist das aktuelle Konzept jedoch nicht flexibel erweiterbar, da am Albert-Wehr-Platz keine weiteren Flächen für neue Haltestellen zur Verfügung stehen.

 

Das neue Bussystem hingegen ist zukunftsfähig. Die Busse nutzen diverse Umsteigepunkte und verweilen nicht in Wartephasen. Nach dem Anfahren der Umsteigepunkte setzen die Busse ihre Fahrt nach dem Ein- und Ausstieg der Fahrgäste sofort fort. Die umsteigenden Fahrgäste haben nur eine kurze Wartezeit bis zur Abfahrt ihres Anschlussbusses. Dies ermöglicht eine flexible Erweiterung des Systems ohne Flächenbegrenzung.

 

Von 12 auf 6

 

Das neue Bussystem ist übersichtlicher und verständlicher, indem die 12 Stadtbuslinien auf 6 reduziert werden. Dabei werden weiterhin sämtliche Stadtteile mit gleicher Anzahl an Haltestellen und Gesamtkilometern bedient. Die Busse legen nicht mehr oder weniger Kilometer pro Tag zurück, sondern bedienen die Strecken auf effizientere Weise. Die Linien 1 bis 4 sind Durchfahrtslinien, die von einem Stadtteil über die Innenstadt zu einem anderen Stadtteil führen. In günstigen Fällen erfolgt die Reise durch die gesamte Stadt ohne Umstieg.

 

Ringbus

 

Die bedeutendste Verbesserung des Angebots resultiert aus dem neuen Ringbus. Die Linien R7 und R8 steigern die Tagesleistung des ÖPNV um etwa 50 %. Die Umsteigepunkte mit dem Stadt- und Regionalbus ermöglichen die Vernetzung der außenliegenden Stadtteile, des Umlands und der Gewerbegebiete ohne zwingende Fahrt in die Innenstadt. Das spart Fahrzeit, etwa durch die direkte Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Krankenhaus. Der Grundtakt auf den neuen Linien R7 und R8 beträgt 20 Minuten. Der Ringbus wird am 1. Februar 2024 seinen Betrieb mit den ersten Elektrobussen Kemptens aufnehmen.

 

Albert-Wehr-Platz

 

Am Albert-Wehr-Platz kann die ZUM aufgelöst und das Kundenzentrum sowie 23 Haltestellen rückgebaut werden. Es verbleiben zwei Haltestellen, die im 7,5 Minuten-Takt in beide Richtungen bedient werden. Dies ermöglicht eine Neugestaltung des Platzes vor dem neuen Sparkassenquartier, zwischen Stadtpark und Linggpark, an einem wichtigen Zugang zur Innenstadt und am Haupteingang des Festwochenareals.

 

Interimslösung für den Umsteigepunkt Hofgarten

 

Die Bauarbeiten am alten Sparkassenquartier beeinträchtigen die ZUM erheblich, sodass ein leistungsfähiger Betrieb während der Bauzeit nicht möglich ist. Der Baubeginn ist für September 2024 geplant. Daher ist eine zeitnahe Umstellung auf das neue Bussystem erforderlich. Der Bau eines Umsteigepunktes im Bereich Hofgarten erfordert jedoch einen längeren Zeitraum. Daher muss eine Übergangslösung für den nördlichen Umsteigepunkt geschaffen werden.

 

Der Haltepunkt Residenz-Pfeilergraben bietet sich dafür an. Die Lage ist für das neue Bussystem sinnvoll, das Platzangebot ist ausreichend, und er befindet sich nahe der Innenstadt. Der Umsteigepunkt fungiert zudem als Frequenzbringer und mildert die Auswirkungen der Galeria-Schließung. Barrierefreie Haltestellen und Fußgängerüberwege, Wartehäuschen, Fahrplaninformationen, Mülleimer und ein Kundenzentrum sollen den Fahrgästen eine hohe Angebotsqualität bieten.

 

Autos am Residenzplatz und Parklätze

 

Der Residenzplatz zwischen Pfeilergraben und Hofgarten wird pro Tag von ca. 5.500 Fahrzeugen genutzt. 55 % davon ist reiner Durchgangsverkehr, 15 % verweilen zwischen 5 zu 30 Minuten und 30 % länger als 30 Minuten.

 

Wenn mehrere Busse an den Haltestellen an- und abfahren, kann zwischen den Bussen kein Verkehr stattfinden. Daher muss aus Gründen der Verkehrssicherheit in diesem Bereich der Verkehr für Autos untersagt werden. Der Residenzplatz wird von der Poststraße bis zum Kreisverkehr am Pfeilergraben gesperrt. Ausnahmen gelten für Taxis, Lieferverkehr, Rettungsdienste und die Zufahrt zum Parkplatz am Pfeilergraben. Der Residenzplatz und die Poststraße sind weiterhin anfahrbar, so dass die nördliche Innenstadt und der Wochenmarkt weiterhin gut mit dem Auto zu erreichen sind.

 

Die 16 Parkplätze an den Langen Ständen werden wegfallen, da dort keine sichere Wendemöglichkeit angeboten werden kann. Hier entsteht Raum für Außen-Gastronomie und für Aufenthaltsmöglichkeiten. In einem 500-Meter-Radius befinden sich insgesamt 1.900 Parkplätze, so dass der Residenzplatz mit dem KFZ immer noch sehr gut erreichbar ist. Die Parkplätze in der Poststraße und auf dem Hildegardplatz können als Kurzzeitparkplätze ausgewiesen, sowie der Parkplatz am Pfeilergraben am Abend und in der Nacht für Anwohner zur Verfügung gestellt werden. Die Sparkasse ist über die neu sanierte Tiefgarage der Sparkasse gut zu erreichen.

 

Belebung der Nördlichen Innenstadt

 

Der Umsteigepunkt Residenz-Pfeilergraben wird eine starke Erhöhung der Fußverkehrsfrequenz erzeugen. Einsteigende, aussteigende und umsteigende Fahrgäste erledigen auf dem Weg zum ÖPNV ihre Besorgungen. Der Interimsstandort bietet damit auch eine Möglichkeit die negativen Auswirkungen Galeria-Schließung zu kompensieren.

 

 

Der Ausschuss für Mobilität und Verkehr empfiehlt dem Stadtrat am 27.11.2023 die Umstellung auf das neue Bussystem mit zahlreichen Umsteigemöglichkeiten und die Einrichtung einer Interims-Umsteigestelle am Haltepunkt Residenz-Pfeilergraben. Die Entscheidung des Stadtrats dazu erfolgt am 21.12.2023.

 

Informationen zum Linienverlauf finden Sie hier.

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