FEMIZID
Vortrag von Prof. Dr. Schröttle am 09.10.2022, 19 Uhr
Eine Frau, die ihren Partner verlässt, lebt in Deutschland gefährlich. An jedem dritten Tag wird eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Täglich gibt es Mordversuche. Täter wie Opfer kommen aus allen sozialen Schichten.
Der deutsche Staat erfasst kaum Daten zu Tötungen in Partnerschaften. Berichtet wird über diese Morde häufig als „Beziehungsdrama“ oder „Partnerschaftsgewalt“, was sie als individuelle Tragödien erscheinen lässt.
Der Begriff „Femizid“ dagegen fokussiert die strukturellen Hintergründe und Machtverhältnisse. „Alle Formen von Gewalt gegen Frauen sind eingebettet in patriarchalische Kontroll- und Dominanzmuster“, sagt die Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Monika Schröttle.
Trennungs- und Scheidungssituationen stellen für Frauen eine Hochrisikosituation dar, schwere Gewalt bis hin zur Tötung zu erfahren, was in der empirischen Forschung durchgängig belegt, aber auch in der polizeilichen und sozialen Praxis bekannt ist. Ein Erbe des Patriarchats, denn noch immer wähnten sich manche Männer in dem Glauben, dass ihnen eine Frau gehöre.
Zudem werden zu Femiziden auch Tötungen im Zusammenhang mit sexueller Gewalt, Tötungen im Kontext der Kontrolle von Mädchen und Frauen durch die Familie (auch „Ehrenmord“), die Tötung von Prostituierten, sowie die Tötung von Frauen und Mädchen im Kontext von Frauenhass und Antifeminismus gezählt.
Zur Referentin:
Dr. Monika Schröttle ist Professorin an der RWU Ravensburg-Weingarten und Leiterin des Forschungsbereichs „Menschenrechte und Gewalt“ des Instituts für empirische Soziologie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Sie berichtet über den Forschungsstand zu Femiziden und informiert über Handlungsmöglichkeiten und Präventionsstrategien, um betroffene Frauen zu schützen.
Grußwort der 3. Bürgermeisterin Erna-Kathrein Groll und der Polizeipräsidentin des Polizeipräsidiums Schwaben Süd-West Dr. Claudia Strößner.
Mit musikalischer Begleitung.
Im Foyer des Theaters in Kempten.
Kostenlos. Anmeldung für die bessere Planung erwünscht und hier möglich.
Weitere Informationen: Theater
Mit dem Vortrag wird die Ausstellung "Remember my Name - Remember my Story" eröffnet.